Auf ein letztes Schorle zu Tamara? Das wollen viele Stammgäste in diesen Tagen. Denn was schon lange als Gerücht in Konstanz die Runde gemacht hat, ist nun traurige Gewissheit: Tamara hört zum Ende des Jahres im Guten Hirten auf. „Wir sind an allen Tagen ausreserviert“, sagt die Wirtin. „Vor Weihnachten ist zwar immer viel los, aber dieses Jahr ist es extrem.“

Mit ihrem Ausstieg endet im Guten Hirten eine Ära. Nicht nur, wegen der 15 Jahre, die Tamara Unterwerner hier schon Wirtin ist. Sondern auch, weil sie das Lokal in der Konstanzer Zollernstraße geprägt hat, wie niemand vor ihr. Sie ist Wirtin durch und durch, steht selbst hinter dem Tresen und flitzt durch den Gastraum, wie keine Zweite. Und dennoch nimmt sie sich immer Zeit für persönliche Worte.

„Mit den Gästen ist es für mich eher wie mit einer Familie als mit Kunden“, sagt Tamara. Das spürt man in der Weinstube. Und das kommt gut an – bei Jung und Alt, bei Einheimischen und Touristen. Hier sitzen Menschen gemeinsam an einem Tisch, die sonst vermutlich nie zusammengekommen wären. Hier wurden die schönsten Bekanntschaften gemacht, Freundschaften geschlossen und unendlich witzige Abende verbracht. Tamara, das ist eben ein echtes Stück Konstanz. Und dieses Stück wird vor allem bei ihrem Stammpublikum schmerzlich vermisst werden.

Wie Tamara zur Weinstube kam

Als Wirtin hat sich Tamara Unterwerner am Bodensee einen Namen gemacht. Den Weg in die Gastronomie fand die gebürtige Stockacherin als Bedienung in der Bahnhofswirtschaft in Allensbach. 1986 hat sie sich mit dem Liesele in Radolfzell selbstständig gemacht. Fünf Jahre später übernahm sie die Weinstube Niederburg und 2006 schließlich die Weinstube „Zum Guten Hirten“. Wie es dazu kam? „Ich bin vorbeigelaufen und mir haben die Scheiben gefallen“, lacht die Wirtin. „Dann wusste ich: Das ist es! Das war eine intuitive Entscheidung.“ Eine Entscheidung, die sie nicht bereut hat. „Das war für mich die schönste Zeit“, sagt die 60-Jährige. Und doch ist Ende des Jahres Schluss. Wie es ihr damit geht? Das weiß sie selbst nicht so recht. „Ich glaube, ich verdränge es noch“, sagt Tamara.

Seit 15 Jahren ist Tamara Unterwerner die Wirtin der Weinstube „Zum Guten Hirten“. Zum Ende des Jahres steigt sie aus.
Seit 15 Jahren ist Tamara Unterwerner die Wirtin der Weinstube „Zum Guten Hirten“. Zum Ende des Jahres steigt sie aus. Bild: Sarah Steen

Mit ihrem Ausstieg hat sie in Konstanz für reichlich Spekulationen gesorgt – über die Gründe, über die Zukunft der Weinstube und nicht zuletzt über die weiteren Pläne der Kult-Wirtin. Ihren Gästen gegenüber hat sie das Gerücht längst bestätigt, sich öffentlich dazu aber bislang noch nicht geäußert. Warum sie also den Guten Hirten verlässt? Zu den Gründen möchte sich Tamara Unterwerner nicht detailliert äußern, im Hintergrund gebe es noch einiges zu klären. Sowohl mit den Hausbesitzern als auch mit ihrem Nachfolger, Hubertus Reiber vom Barleben. Nur so viel verrät sie: Ihrer Meinung nach sei eine Modernisierung des Gebäudes nötig. Finanziell hätte sie sich jedoch nicht mit den Eigentümern einigen können.

Mit der Wirtin verlassen auch die elf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter den Guten Hirten. „Ich habe wirklich treue, lobenswerte Mitarbeiter“, sagt sie, „teilweise schon seit 15 Jahren, also von Anfang an.“ Neben der Weinstube betreibt Tamara Unterwerner auch die Pension am Fischmarkt nebenan. Den Hotelbetrieb mit 21 Zimmern wird sie weiterführen.

Tamaras Pläne für die Zukunft

„Ich möchte mich bei meinen tollen Mitarbeitern und bei meinen treuen Gästen bedanken“, so Tamara. „Manche bewirte ich schon seit 40 Jahren.“ Und vielleicht auch wieder in der Zukunft? Zwar hat die Wirtin noch kein neues Lokal in Aussicht, offen für einen Neuanfang sei sie aber allemal: „Ich hoffe, dass sich etwas ergibt, wo wir uns alle wieder treffen.“

Der letzte Öffnungstag von Tamaras Weinstube ist der 24. Dezember. Für diesen Tag nimmt die Wirtin keine Reservierungen an. Wer nochmal auf ein Schorle vorbeikommen möchte, muss es also spontan versuchen. Möglicherweise lädt die Wirtin am 27. Dezember auch noch zum „Austrinken“ ein, verrät sie. Der Termin sei aber noch nicht sicher.