Cornelia Simon-Bach, die 1941 in Konstanz geboren wurde und 2018 in Wien starb, war eine hochgradig phantasiebegabte Malerin, deren erzählerischen Bilder verblüffen und auf hinreißende Art rätselhaft bleiben. Ihre Kunst entzieht sich einer festen Einordnung, sie enthält naive wie surreale Elemente, ist ebenso originell wie poetisch, bisweilen auch von düsterer Abgründigkeit. Religiöse und mythische Elemente spielen hinein wie persönlich Erlebtes und Erlittenes und neben diesen inhaltlichen Aspekten ist es die Perfektion des Malvortrags, der den Betrachter in diese facetteneichen Bildwelten hineinlockt. Die Städtische Wessenberg-Galerie Konstanz stellt das faszinierende Werk dieser unterschätzten Künstlerin erstmals umfassend vor: eine Entdeckung!

Cornelia Simon-Bach fand als Autodidaktin zur Kunst. Eine Reise führte sie nach dem Abitur nach Wien, wo sie den Graphiker Manfred Simon kennenlernte, den sie 1964 heiratete. Nach Jahren, in denen sie ihren Wohnsitz häufig wechselte und unter anderem als Hirtin auf Graubündner Alpen tätig war, ließ sich die Künstlerin Mitte der 1980er-Jahre dauerhaft in Wien nieder. Hier begegnete sie, mittlerweile geschieden, dem Maler Ernst Steiner, mit dem sie bis zu ihrem Lebensende eine enge Freundschaft und zeitweise auch Ateliergemeinschaft verband.

Simon-Bachs bis Mitte der 1980er-Jahre entstandenen Bilder loten die Grenzen zwischen dem Realen und dem Phantastischen aus, sie rücken das Alltagsleben ebenso in den Blick wie die Geheimnisse und Rätsel jenseits der sichtbaren Welt. Interieurs und Landschaften erscheinen symbolisch aufgeladen, immer wieder spielen Tiere, Blumen sowie Maschinen vieldeutige Rollen. Im Mittelpunkt ihres Schaffens steht das Selbstbildnis, in dem sie ihre Rollen als Frau und Künstlerin reflektiert. Leben und Tod, die Visualisierung von Beklemmung und Verletzung und die sich daraus erhoffte Befreiung und Heilung ziehen sich als Leitmotive durch ihre berührenden Bilder. Um 1986 wandte sich Simon-Bach der Abstraktion zu; es entstanden farblich zurückhaltende und in ihrer Textur fragile Arbeiten auf Leinwand und Papier sowie Objekte.

Nicht für ein bürgerliches Leben geschaffen
Auch wenn sie sich nach einer Existenz sehnte, in der sie, frei von finanziellen Nöten, genug Zeit zum Malen fände, wusste Cornelia Simon-Bach, dass sie für ein bürgerliches Leben nicht geschaffen war. In einem Tagebucheintrag offenbart sich ihre tiefe Abneigung gegen diese Daseinsform: „Die Menschen mit ihren abgesicherten, eingeteilten Leben, von denen mich doch so viel trennt. Dieses Etabliert-Sein in Arbeit (Sicherheit fürs Alter durch Pension etc.) und Konsum-Norm und allem was dazugehört, in Form von unzähligen zeitraubenden Kleinigkeiten; die gleichen Informationen in jedem Gehirn, deren geringfügige Schwankungen Anlass bieten zu Überheblichkeits- und Besserwisserallüren. Die unmenschlichen Urteile über jeden Außenseiter etc. …“ .Wann und wo
Cornelia Simon-Bach. 1941-2018. „In den Träumen wohnen“
Bis 8. Januar 2023 in der Städtischen Wessenberg-Galerie.
Öffentliche Führungen: 19. und 23. Oktober, 6., 9. 27. und 30. November
Zur Ausstellung ist ein lesenswerter Katalog erschienen, verfasst von Galerie-Leiterin Dr. Barbara Stark.
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