Initiativen für die Jugend sind nicht zuletzt deshalb so wertvoll, weil Heranwachsende oft wenig Gelegenheit zu Begegnungen haben. Für die Kleinen gibt es noch Spielplätze. Wenn aber Jugendliche sich in Parks treffen, oder Hütten bauen, wird das oft mit Argwohn beäugt oder gar verhindert. Umso mehr freut man sich in Göschweiler, dass nach langer Zeit der „Corona-Verhinderung“ das Kinder- und Jugendtheater wiederbelebt wird.
13 junge Menschen sind gekommen zur Probe in den Gemeindesaal. Um einen großen Tisch sitzen die meisten – aufmerksam konzentriert zwischen Text und Szene hin und her blickend. Gehen die einen ab, an ihren Sitzplatz, bedarf es für die anderen keiner Aufforderung, zu ihrem Auftritt auf die hier noch gedachte Bühne, im Eingangsbereich des Raumes, zu eilen. „Ihr müsst nicht so in Reih und Glied stehen“, lautet eine Regieanweisung von Sibille Löffler, und sofort formiert sich ein halbes Dutzend Laienschauspieler um.
Das Kartenhaus
Rund um die Schankwirtin, bei der sich Halbseidene wie Ede und Karle, eine schnell laufende Englischlehrerin, ein Polizist, ein Journalist, drei Freundinnen und auch die von allen gesuchte Jenny, immer wieder wechselnd ein Stelldichein geben, kristallisiert sich die Geschichte heraus.
Auf dem Programm steht „Das Kartenhaus“ (von Gabriele Seba) und soll am 5. und 6. November im Bürgersaal des Ortes aufgeführt werden. Zwischen den Szenen gibt es Kurzweil durch Musik und Gesang von Gottfried Hummel – ebenfalls aus Göschweiler – und der „KiJuThe-Band“, wie sich die musikalischen Mitspieler des Göschweiler Ensembles nennen.
13 Jahre Jugendtheater
Seit 13 Jahren schon gibt es diese Einrichtung für Kinder und Jugendliche im Alter von sechs bis 20 und mehr Jahren, je nachdem, wie lange man sich in der Theatergruppe daheim fühlt. „Von Anfang an wollten wir keine Märchenstücke spielen, sondern Stücke am Puls der Zeit, wie zum Beispiel über Castingshows oder Mobbing. Stücke eben nicht nur für Kleinkinder, sondern für die ganze Familie“, erläutert Petra Schonhardt, Gründerin und Frau der ersten Stunde, ebenso wie Gerda Winterhalder, die wie alle Organisatorinnen in der Regie mitarbeitet.
Die jungen Schauspielerinnen und Schauspieler danken es den engagierten Frauen mit Anerkennung und Freude. Laura Scherer ist 12 Jahre alt und schon seit Grundschulzeiten dabei. „Im Theater kann man mal ein anderer sein, man fühlt sich dabei frei vom sonstigen Alltag. Und in der Gruppe mit anderen macht das Spaß“, sagt sie.
In viele Rollen schlüpfen
Auch der 20-jährige Nicolas Winterhalder fühlt sich wohl in der Theatertruppe. „Es ist schön, dass man hier den Kontakt zu den jüngeren Menschen im Dorf halten kann. Mir hat das Theater aber auch in der Vergangenheit schon viel gebracht. Wenn man es gewohnt ist, vor vielen Leuten zu reden, dann hilft das in der Schule und auch später im Beruf. Das macht einfach selbstsicher.“
Faszinierend sei es, einen Raum zu haben, wo man verschiedenen Charakteren näher kommen kann, meint die 18-jährige Angelina Baader. „Obwohl ich im normalen Leben eher extrovertiert bin, bekomme ich hier auch Rollen, in denen ich mich zurücknehmen muss. Damit kann ich ganz anders wirken, als ich eigentlich bin. Das ist einfach cool“, meint sie.