Ein großer Biathlet kehrt dem Hochleistungssport den Rücken. Denn zum Saisonende verlässt Benedikt Doll den Weltcup-Zirkus und beendet nach den letzten Weltcups in Canmore/Kanada seine aktive Laufbahn. Der 33-jährige Skijäger von der SZ Breitnau wurde sechsmal Junioren-Weltmeister im Team und Einzel, gewann zwei olympische Medaillen und stand sechsmal bei den IBU-Weltmeisterschaften auf dem Podest. Bereits Ende Januar hatte sich Dolls Vereinskamerad Fabian Rießle beim Heim-Weltcup in Schonach von der Weltcup-Bühne verabschiedet.
Die Nachricht vergangenen Freitag war nicht mehr die ganz große Überraschung, auch wenn er sich die Entscheidung noch ein Jahr dranzuhängen, offen gelassen hatte. „Ich spüre, dass die Zeit für einen neuen Lebensabschnitt reif ist“, begründet der Hobbykoch von der Skizunft Breitnau den Wechsel in ein neues Leben. „Mit Benni Doll verlässt ein absoluter Ausnahmeathlet die Biathlon-Bühne. Über viele Jahre war Benni eine verlässliche und große Stütze des gesamten Teams“, würdigte Felix Bitterling, Sportdirektor Biathlon im Deutschen Skiverband (DSV), die glanzvolle Biathlon-Karriere.
Fortan will Benedikt Doll mehr Zeit für die Familie mit Ehefrau Miriam und dem kleinen Sohn haben. Und sich auch beruflich neu orientieren. Bereits zu Beginn seiner Biathlon-Laufbahn bastelte er mit einem Bachelor-Studium in Marketing und Vertrieb Wirtschaftsingenieurwesen an der Hochschule Furtwangen an seiner beruflichen Zukunft. Jetzt will Benni, wie er im Mannschafts- und Freundeskreis gerufen wird, ein Studium in der „Gebäudetechnik“ aufnehmen.
Über zwölf Jahre hinweg gehörte der Sportsoldat dem Weltcup-Team an. Nach dem Karriereende von Arnd Pfeiffer und Erik Lesser war er zuletzt als teamältester Athlet der große „Capitano“. Sein erstes von bislang 313 Weltcup-Rennen bestritt Benedikt Doll im Jahr 2012 in Khanty-Mansiysk/Russland. Von da an war der Schwarzwälder fester Bestandteil der Nationalmannschaft.
Sportbegeisterte Eltern
Durch seine sportbegeisterte Mutter Friederike und Vater Charly Doll, den erfolgreichen Bergläufer, kam der Filius wie seine jüngere Schwester Stefanie zum Leistungssport. Skilanglauf und das „Einmaleins“ des Biathlonsports erlernte er bei der Trainerfamilie Bettinger bei seinem Heimatverein, der Skizunft Breitnau. Persönlicher sportlicher Höhepunkt für den in Hinterzarten aufgewachsenen Biathleten war zweifelsohne der WM-Titel von Hochfilzen im Jahr 2017. In einem Wimpernschlagfinale und mit dem Vorsprung von 0,7 Sekunden auf den überragenden Weltcup-Leader der letzten Jahre, Johannes Thingnes Boe (Norwegen), wurde Benedikt Doll Weltmeister im Sprint. Ein Moment für die Ewigkeit.
Bronzemedaille zum Schluss
Bei der gerade zu Ende gegangenen Weltmeisterschaft in Nove Mesto/Tschechien erweiterte Benni Doll seine Medaillensammlung nach einer tadellosen Schießleistung nochmals mit einer Bronzemedaille im Einzelwettkampf. „Ich habe noch mal alles investiert, mein Bestes für mich und das Team gegeben, um in dieser Saison und bei den Weltmeisterschaften in Nove Mesto das Maximale rauszuholen“, ist Doll mit sich im Reinen. In der aktuellen Weltcup-Saison gewann der 33-jährige zudem die Weltcup-Sprints von Lenzerheide und Oberhof. „Ich blicke auf eine erlebnisreiche Zeit zurück, die ich niemals missen möchte“, bilanziert der Schwarzwälder zufrieden seine aktive Karriere. Ob und in welcher Form er dem Biathlon-Sport in Zukunft irgendwie erhalten bleibt, ist offen.