Wetterextreme, Dürre, Schädlinge: Die Schäden, die auf den Klimawandel zurückgehen oder dadurch begünstigt werden, sind besonders am Hochrhein nicht zu übersehen und haben eins zur Folge: dringenden Handlungsbedarf, der womöglich über Generationen anhält, wie Thomas Emmerich vom Forstbezirk Südschwarzwald beim ForstBW sagt.

Nicht zuletzt den einst geschlossenen Waldgebieten verdankt der Schwarzwald seinen Namen. „Heute klaffen in den Wäldern große Löcher“, sagt Emmerich. Die Tatsache, dass diese Lücken schnell wieder mit Sträuchern und Gras zuwachsen, vermitteln dem Betrachter ein falsches Bild. Die aktuelle Entwicklung sei laut Emmerich weder im Sinne des Ökosystems, noch sei es nachhaltig. „Es ist eher ein großes Drama, das vor fünf Jahren massiv sichtbar wurde und uns auf unbestimmte Zeit vor Herausforderungen stellen wird.“ Aber was genau ist das Problem? Der vorhandene Baumbestand in den Wäldern kommt mit den klimatischen Veränderungen nicht mehr zurecht. Trockenheit und lange Hitzeperioden machen die einheimischen Bäumen krank. Sie versetzen das Ökosystem Wald in eine Form von anhaltendem Stressmodus. Die Folge ist eine stärkere Anfälligkeit für Schädlinge oder auch Bruchgefahr bei extremen Wetterereignissen. Besonders deutlich wird die Tragweite an der Baumart deutlich, die im Schwarzwald am meisten verbreitet ist – der Fichte.

Borkenkäfer und Klimaschaden

„Die Fichte ist an sich ein toller Baum.“ Sie gilt als robust und vielseitig einsetzbar – nicht zuletzt im Baubereich. Und gerade diese Robustheit habe dazu geführt, dass im Lauf der Jahrzehnte der Fichtenanteil auf 55 Prozent gestiegen sei, wie es der Bezirksleiter erklärt. Und ohne gezielte Steuerungsmaßnahmen der Forstbeamten in den vergangenen Jahrzehnten wäre dieser Anteil wohl noch deutlich höher. Doch der Baum mit seinem flachen Wurzelwerk wird von den inzwischen langfristigen Trockenphasen und der Hitze stark in Mitleidenschaft gezogen. Den Schädlingen haben die geschwächten Bäume somit nicht mehr viel entgegenzusetzen. Das gilt besonders für den Borkenkäfer, der sich ausschließlich an den Fichten gütlich tut. Die Käfer nisten sich in der Schicht zwischen Stamm und Rinde ein, fressen und legen ihre Larven. Gleichzeitig begünstigen die klimatischen Verhältnisse die Entwicklungen der Käferpopulationen. „Früher hat sich in einem Sommer eine Käfergeneration entwickelt, inzwischen sind es bis zu drei.“ Die Devise für die absehbare Zukunft – darunter verstehen Forstexperten einen Zeitraum von mehreren Jahrzehnten – lautet daher „Risikostreuung“, wie es Thomas Emmerich bezeichnet. Klimastabile Mischwälder seien die wirkungsvollste Antwort auf die aktuellen Herausforderungen. Denn auch wenn Prognosen von steigenden Temperaturen ausgehen, könne der ForstBW nur auf Basis der aktuellen Klimabedingungen arbeiten. Dazu gehören auch bisweilen frost- und schneereiche Winter in gewissen Höhenlagen.

Herzensprojekt des SÜDKURIER

„Hier war vor wenigen Jahren noch ein geschlossener Wald“, ergänzt Emmerich. Die gezeigte Fläche liegt zwischen den Gemeinden Ühlingen-Birkendorf und Grafenhausen im Landkreis Waldshut. Die größten Kahlflächen in der Region erstrecken sich teilweise über 100 Hektar – eine Fläche so groß wie 140 Fußballfelder. Um diesem Waldsterben entgegenzuwirken, muss Aufforstung betrieben werden. Dies macht in vielen Gebieten die ForstBW für das Land Baden-Württemberg. Sie ist mit rund 1800 Mitarbeitern der größte Forstbetrieb des Landes. Doch das großflächige Pflanzen neuer Bäume kostet Geld. Hier setzt das Projekt „SÜDKURIER Zeitungswald“ an. Als Medienunternehmen, das Papier verbraucht, will das Medienhaus gemeinsam mit seinen Lesern aufforsten – in der Region: im Südschwarzwald. Ein Projekt, das auch Geschäftsführer Peter Selzer am Herzen liegt: „Der SÜDKURIER Zeitungswald ist für uns ein Herzensprojekt. Mit seinem Journalismus sorgt der SÜDKURIER für Urteilsfähigkeit und Teilhabe in unserer Region. Wir leisten damit einen elementaren Beitrag für den Zusammenhalt und für das Funktionieren unserer Gemeinschaft vor Ort. Genauso liegt es uns am Herzen, einen Beitrag für eine gesunde Natur und zur Erhaltung der Lebensgrundlagen in unserer Heimat zu leisten. Wir haben uns daher entschieden, mit unserem Partner ForstBW und einer hoffentlich wachsenden Zahl an Unterstützern, die großflächige Aufforstung zweier Waldflächen im Südschwarzwald zu ermöglichen. Mit geeigneten Baumsorten machen wir unseren Schwarzwald zudem widerstandsfähiger im Klimawandel.“

Ziel der ForstBW, und damit auch des Projekts, ist es, möglichst nachhaltig aufzuforsten. Was Thomas Emmerich und seine Kollegen bewirken, werden sie vermutlich nie erleben. „Wir arbeiten nicht für uns, nicht für unsere Kinder und wahrscheinlich nicht einmal für unsere Enkelkinder.“ Damit nachfolgende Generationen noch einen Wald bestaunen können, brauche es heute vor allem eine Mischung aus Baumarten. Auch das will der SÜDKURIER mit seinem Projekt auf zwei Waldflächen unterstützen. Eines der beiden Gebiete ist ungefähr einen Hektar groß. Dort soll ein Eichen-Mischwald entstehen. In dieser Höhenlage sei es einmalig, dass mit Eichen gearbeitet wird, so Emmerich. Fünf verschiedene Baumarten sollen es am Ende werden. Der Wald wird dann von den Waldarbeitern der ForstBW in Schuss gehalten. Damit es auch auf der geschädigten Fläche wieder grünt, ruft der SÜDKURIER Leser und Unternehmen auf, sich durch Baumpflanzungen an dem Projekt Zeitungswald zu beteiligen. Sieben Euro kostet die Pflanzung eines Baumes.

Bäume binden CO₂

Bäume braucht es laut Emmerich vor allem auch, um CO2 zu binden. Das ist eines der klimaschädlichsten Gase und sorgt dafür, dass die Temperaturen global steigen. Im Laufe eines Lebens wandelt ein Baum CO2 in Sauerstoff um. Solange der Baum steht, bleibt das Gas in dem Baum gebunden. Die Klimabilanz eines Waldes wird laut Emmerich erst dann positiv, wenn man das Holz auch verwertet. Das bedeutet nicht, dass der Zeitungswald irgendwann abgeholzt wird. Mindestens 99 Jahre sollen die Bäume stehen, sollten sie vorher nicht durch andere Einflüsse absterben. Wichtig sei aber eben, dass das Holz genutzt werde. Für Möbel, Häuser oder andere Gegenstände, weil so das klimaschädliche CO2 noch länger gebunden werden kann.