Bunte Gestalten prägen zur Fasnachtszeit auch das Stadtbild in Waldshut-Tiengen. Was es mit den Traditionsfiguren der Doppelstadt auf sich hat? Wir haben genauer hingeschaut.
Waldshut

Dachorganisation der fünften Jahreszeit in Waldshut ist die Narro-Zunft. Bereits 1411 gegründet, blicken die Waldstadt-Narren auf über 600 Jahre zurück. Das sind die Figuren:
Geltentrommler: Zu erkennen sind sie an weißen Strümpfen, Leinenhemden und Zipfelmützen, roten Halstüchern und einem mehlbestäubten Gesicht. In den Morgenstunden am Schmutzigen Dunnschtig wecken sie, mit hölzernen Waschzubern (Gelten) und Kochlöffeln ausgestattet, die Bevölkerung mit Trommelklängen. Die Waldshuter Hauptfigur entstand im 19. Jahrhundert.

Narro und Hansele: Mit unzähligen dachziegelartig übereinandergelegten Stoffblätz am Häs und einem Fuchsschwanz auf der Haube, schwingen die Hansele traditionell ihre „Saublodere“ – mit Luft gefüllte Schweineblasen an einem Stock, die der Züchtigung des närrischen Volks dienen. Die Einzelfigur des „Narro“ wurde 1755 erstmals erwähnt und ist damit die traditionsreichste Figur. Jedes Jahr wird er unter den Hansele ausgewürfelt und ist an zwei weißen Fuchsschwänzen und einem Korb zu erkennen – damit verteilt er Süßigkeiten an kleine Kinder.
Ranzengardist: Die „Verballhornung des militärischen Dienstes“ stellt der um 1889 erstmals als Ranzengardist bezeichnete Charakter dar. Neben Säbel und Gewehr tragen sie weiße Hosen, eine schwarze, einreihig geknöpfte Feuerwehrjacke, gekreuzte weiße Riemen, einen weißen Gurt sowie einen Tschako.
Weitere Akteure: In Waldshut treiben außerdem seit 2014 die unabhängigen Berghexen ihr Unwesen, seit 2020 haben sie Gesellschaft von Bergdämonen. Für schäppernde Klänge sorgt seit über 40 Jahren die Guggenmusik Waldstadtfäger.
Tiengen
Träger der Tiengener Fasnacht ist die Narrenzunft 1503. In dem Jahr im Spätmittelalter soll der König und spätere Kaiser Maximilian I. den Zünften in Tiengen das Recht eingeräumt haben, an drei Tagen im Jahr die Obrigkeit zu verunglimpfen. Das sind die Figuren:
Narrenrat und Narrenrichter: Die Richter führen die Verhandlung des Narrengerichts. Ein Richter trägt ein stattliches, rotes Gewand und eine weiße Edelmann-Perücke, die Narrenräte grüne Mäntel, Zipfelmützen und knallrote Strumpfhosen. Der Zunftmeister, sein Vize und der Säckelmeister sind Narrenräte. Ergänzende Einzelfiguren sind Narrenmutter und Narrenbolisei.
Henker: In bedrohlichem Rot und Schwarz gekleidet, spannen die Henker Lokal-Politiker Jahr für Jahr im Narrengericht aufs Folterrad, und zwar in historischer Kulisse, am Fuße des Storchenturms.

Schnurrewyber: Mit femininen, handgefertigten Masken aus Venedig, pompösen Mänteln und blumengeschmückten Hüten stolzieren die Schnurrewyber durchs Städtle. Ihre Kostüme folgen dem Vorbild einer Frau um die Jahrhundertwende.
Katzenröllis: Mit ihrer Katzenmusik ziehen die Katzenröllis am Schmutzingen Dunnschtig ab 6 Uhr zum Wecken durch die Gassen, danach befreien sie seit rund 60 Jahren mit Ratschen- und Schellenklang die Tiengener Schulen. Ihre Maske aus Holz zeigt ein freundliches Gesicht.

Surianer: Die Tiengener Hansele, geschmückt mit einem Häs aus rund 2000 farbigen Filzfetzen, krachenden „Saublodere“ und stumpfen Streckschere, nennen sich Surianer. Einige laufen an Umzügen auf Stelzen. Um 1830 liegt der Ursprung des Blätzlehäs.
Weitere Akteure: In Tiengen machen außerdem seit 1992 die rein männlichen Schlosshexen mit ihrem Hexensprung die närrischen Tage komplett. Zum Verein gehören auch trommelnde Hexenlüter und der Störenfried Vitus. Außerdem halten die clownartigen Stadtschnüffler seit 1958 ihre „Näsle hoch“. Musikalisch präsentieren sich im Städtle seit über 50 Jahren die Fidelen Stammtischler, seit 35 Jahren die Guggenmusik Zarte Säu, seit 1997 die Grufti-Band und seit 1998 die Düengemer Stadtbachschränzer.