Sie sind momentan die ganz großen Stars im Reptilienhaus Unteruhldingen: 42 Babys von Boa-Constrictor-Weibchen Hermine. Eine solche Anzahl ist sehr selten. Noch erstaunlicher ist es, dass es sowohl keine einzige Fehlgeburt als auch kein unbefruchtetes Ei gab. „Das ist wirklich sehr selten“, sagt Peter Kisser, Inhaber des Reptilienhauses Unteruhldingen. „Es hat gut zwei Stunden gedauert, dann waren alle Babys da.“
Aktuell sind sie in einem separaten Terrarium im großen Boa-Constrictor-Bereich untergebracht, so dass sie nicht weit weg von Mama Hermine und Papa Snape sind. In den ersten Tagen ist die Pflege des Schlangen-Nachwuchses ganz einfach. „Sie haben so viel Nahrung durch den Dottersack mitbekommen, dass sie bis zu 14 Tage erst einmal nichts zum Fressen brauchen“, erklärt der Reptilienhaus-Chef. „Danach bekommen sie sofort kleine Mäuse.“ Bis allerdings alle 42 kleinen hungrigen Mäuler gestopft sind, dürften er und seine Mitarbeiterin Renate Hug alle Hände voll zu tun haben.

Die Boa-Constrictor-Eltern haben mit jeweils mehr als drei Metern bereits eine stolze Größe Deshalb bin ich schon davon ausgegangen, dass es eine besondere Geburt werden würde“, sagt Peter Kisser. „Dass es aber letztlich 42 Babys waren, das war schon sehr besonders.“ Trotz der Länge war die etwa 120-tägige Schwangerschaft schon beachtlich. „Ihr Bauch wurde immer dicker“, berichtet er. „Am Ende hatte ich mir schon Sorgen gemacht. Der Tierarzt hat Hermine sogar Wehen-Unterstützer gespritzt.“

So eine Geburt kann für das Muttertier durchaus zur Gefahr werden. Selbst im Reptilienhaus verendete schon einmal eine Boa Constrictor, weil die Babys sich nicht so entwickelten, wie sie sollten. Doch letztlich ging alles gut. Was Hermine schließlich geleistet hat, lässt selbst einen so erfahrenen Reptilien-Experten wie Peter Kisser erstaunen.

Die Boa Constrictor trägt die Eier während der etwa viermonatigen Schwangerschaft im Bauch. Dort entwickeln sich die Eier zu kleinen Schlangen. Wenn sie dann auf die Welt kommen, schlüpfen sie sofort aus dem Dottersack, so dass es quasi eine Lebendgeburt ist. Das Team im Reptilienhaus Unteruhldingen hat Hermine ständig beobachtet. Sie lag die letzten Tage vor der Geburt in einer dunklen Ecke unter einer Rinde.

„Wir haben immer wieder mit der Taschenlampe nachgeschaut“, erzählt der Reptilienhaus-Chef. „Am 13. April um etwa 15 Uhr haben wir dann die ersten kleinen Babys gesehen.“ Dann ging es Schlag auf Schlag und es hörte kaum noch auf. Eine Babyschlange folgte der anderen, bis nach mehr als zwei Stunden die unglaubliche Zahl von 42 das Licht der Welt erblickten.

In der freien Natur würden von dieser Anzahl an Boa-Constrictor-Babys lediglich zwei oder drei durchkommen, erklärt Peter Kisser. „Sie haben in freier Wildbahn tatsächlich einige Fressfeinde wie Vögel und andere Schlangen.“ Im Reptilienhaus Unteruhldingen ist das natürlich anders. Dort verbringen sie nun ihre ersten Lebenstage in einem kleineren Terrarium im großen Boa-Constrictor-Bereich.

Zunächst bleiben sie erst einmal ein paar Wochen dort, damit die Besucher diesen Baby-Boom einmal selbst sehen können. Was danach mit den Babys passiert, steht noch nicht fest. „Wir werden sicher die eine oder andere behalten, aber alle werden sicher keinen Platz haben“, so Peter Kisser.
Boa Constrictor
Die Abgottschlange, besser bekannt als Boa Constrictor, nennt man auch Königsschlange und Königboa. In freier Natur kommt sie in Südamerika von Kolumbien, östlich der Anden bis nach Argentinien vor. Sie liebt es warm und feucht, deshalb lebt sie in der Regel in Gewässernähe mit hoher Luftfeuchtigkeit und dichtem Buschwerk. Bemerkenswert ist ebenfalls ihre große Vielfalt mit zahlreichen Unterarten. Sie kann mehr als drei Meter lang werden und hat je nach Unterart eine ganz verschiedene Färbung und Musterung. Im Reptilienhaus Unteruhldingen leben momentan drei dieser Boa constrictor.
Reptilienhaus Unteruhldingen
Seit mehr als 45 Jahren kümmern sich Renate und Peter Kisser um vom Zoll beschlagnahmte oder ausgesetzte Tiere. 1976 begannen sie mit einem Reptilienhaus in Unteruhldingen, zogen 1994 nach Sipplingen und kamen 2005 zurück. Es hat eine Ausstellungsfläche von mehr als 300 Quadratmeter und hatte mittlerweile mehr als zwei Millionen Besucher. Mehr über das Reptilienhaus in Unteruhldingen gibt es im Internet unter: