Die Nächte werden kälter und viele Tiere suchen sich so langsam ihren Platz zum Winterschlaf. So sollte es auch bei den Igeln sein. Allerdings gibt es aktuell noch ziemlich viele Tiere, die auffällig klein sind. Das bedeutet, sie sind ziemlich unterernährt und würden einen Winterschlaf nicht überleben. Helga Weißkopf von der Igelnothilfe in Ahausen kann ein Lied davon singen und hat dafür auch eine Erklärung.

Viele kleine Igel unterwegs

„Das liegt am nasskalten und wechselhaften Wetter in diesem Jahr“, erklärt sie. „Durch das kalte Frühjahr kamen die Jungtiere recht spät zur Welt und dann gab es durch das nasse Wetter viel zu wenig Futter.“ Die Folge ist, dass die Igelnothilfe aktuell aus allen Nähten platzt. „Wir kümmern uns um mehr als 120 Igel“, erklärt Helga Weißkopf. „Und wir suchen händeringend weitere Pflegestellen.“

Helga Weißkopf im Nebengebäude des alten Kehlhofes in Bermatingen. Dort sind mehr als 40 Igel untergebracht, die im Frühjahr wieder ausgewildert werden.
Helga Weißkopf im Nebengebäude des alten Kehlhofes in Bermatingen. Dort sind mehr als 40 Igel untergebracht, die im Frühjahr wieder ausgewildert werden. Bild: Jäckle, Reiner

Sie selbst hat in Ahausen mehr als 15 Tiere im Wohnzimmer und fünf im Gartenhäuschen untergebracht. Dazu kommen noch mehr als 40 im Nebengebäude im alten Kehlhof in Bermatingen, das sie dankenswerterweise von der Gemeinde zur Verfügung gestellt bekommen hat. „Da werden wir in den kommenden Tagen noch einige Tiere mehr unterbringen müssen“, sagt sie. „Dieses Jahr ist es wirklich ganz enorm, wie viele unterernährte Tiere wir bekommen.“

Igelhilfe ist Teamwork

Dabei betont sie ausdrücklich: „Ohne mein Team wäre das überhaupt nicht zu schaffen.“ Es gibt einige ehrenamtliche Helferinnen und Helfer, die „immer da sind, wenn man sie braucht“. Außerdem wird Helga Weißkopf von Tierärzten unterstützt und erhält immer wieder Futterspenden. „Ohne diese Hilfe könnte ich die Igel-Nothilfe keinesfalls finanzieren.“ Auch ihr Mann Christian hat einen großen Anteil daran, dass sie so engagiert ist: „Er steht bei allen Entscheidungen rund um die Tiere immer an meiner Seite und unterstützt und motiviert mich.“

So klein ist einer der Igel, um die sich Helga Weißkopfs Team kümmert.
So klein ist einer der Igel, um die sich Helga Weißkopfs Team kümmert. Bild: Jäckle, Reiner

Helga Weißkopf erklärt weiter, dass es wichtig sei, dass die Igel Futterstellen haben. Selbst die erwachsenen Tiere, von denen sich die ersten bereits zurückgezogen haben, schlafen durch die wärmeren Winter gar nicht mehr komplett durch. „Deshalb ist es wichtig, dass es auch im Winter überdachte Futterstellen gibt, an denen sich die Tiere gegebenenfalls ernähren können“, erklärt sie. „Das Gute ist, dass die Tiere einen recht guten Orientierungssinn und eine gute Erinnerung haben, wo sie schon mal Futter gefunden haben.“

Futterstellen einrichten

Diesbezüglich sollte Katzentrockenfutter oder sogar spezielles Igelfutter zur Verfügung gestellt werden. „Zum Trinken auf jeden Fall nur Wasser geben, keinesfalls Milch“, erklärt die Igel-Mama. „Igel haben eine Laktose-Intoleranz und können den Milchzucker nicht verdauen. Das führt zu schlimmen Bauchschmerzen, Durchfall und bis zum Tod.“

Nächtliche Besucher auf einer Terrasse in Uhldingen-Mühlhofen: Drei Igel lassen sich auch nicht vom Licht und der Kamera beirren und machen es sich gemütlich.
Nächtliche Besucher auf einer Terrasse in Uhldingen-Mühlhofen: Drei Igel lassen sich auch nicht vom Licht und der Kamera beirren und machen es sich gemütlich. Bild: Jäckle, Reiner

Full-Time-Job Igelrettung

Helga Weißkopf hat sich momentan voll und ganz der Igelrettung verschrieben. Sie kümmert sich nahezu jeden Tag, sieben Tage die Woche um ihre kleinen Schützlinge. Parallel klingelt immer wieder das Telefon, weil Leute Fragen haben, wie sie einem gefundenen Igel helfen können. Auch wenn die Igel-Retterin immer wieder auch von Tierärzten kontaktiert wird oder von ihnen weiterempfohlen wird, bekommt die von ihr initiierte Igelnothilfe keinerlei Fördergelder und ist komplett auf Spenden angewiesen. „Da es sich um Wildtiere handelt, sollten die Kosten eigentlich auf alle verteilt werden“, sagt Helga Weißkopf. „Das ist aber leider nicht der Fall.“