Für Roland Hilgartner, den Direktor des Affenbergs in Salem, steht eine Realisation eines langjährigen Traums kurz bevor. Die Zusage der Baugenehmigung des Gemeinderates für den sogenannten Treewalk im Berberaffen-Gehege hat er bereits. „Ich habe so ein Projekt schon lange im Hinterkopf“, verrät er. „Durch meine Forschungsarbeiten hatte ich schon öfter das Glück, Affen in den Bäumen zu beobachten.“ Und in diesen Genuss sollen nun am Affenberg alle Besucher kommen können, denn noch in dieser Saison soll ein Treewalk entstehen, mit dem die Besucher zu den Berberaffen gehen und nicht wie bisher andersherum.

Berberaffen im Baum erleben

Unter dem Motto „Auge in Auge mit den Berberaffen in den Baumwipfeln“ soll man in einem bislang nicht für Besucher freigegebenen Bereich des Parks über Hängebrücken von Plattform zu Plattform gehen können. „Mir war es ganz wichtig, dass zum einen der bisherige Rundweg in keinster Weise beeinträchtigt wird“, erklärt Roland Hilgartner. „Und zum anderen soll der bisherige Charakter nicht verändert werden, sondern der Treewalk ein reines Zusatzangebot sein.“ Der Baubeginn der neuen Attraktion soll im Frühjahr sein. „Wenn alles nach Plan läuft, können wir ihn dann noch in dieser Saison eröffnen“, so der Affenberg-Direktor.

Affenberg-Direktor Roland Hilgartner (oben) im Wald bei den Berberaffen an der Stelle, an der der ebenerdige Einstieg zum Treewalk sein wird. Er befindet sich abseits des normalen Rundweges.
Affenberg-Direktor Roland Hilgartner (oben) im Wald bei den Berberaffen an der Stelle, an der der ebenerdige Einstieg zum Treewalk sein wird. Er befindet sich abseits des normalen Rundweges. Bild: Jäckle, Reiner

Der Treewalk ist allerdings kein gewöhnlicher Baumwipfelpfad, der aufwendig in die Bäume gebaut wird. „Wir haben darauf geachtet, dass es auf dem Boden so gut wie keine Baumaßnahmen geben wird“, erklärt Roland Hilgartner. „Alles, was entsteht, wird komplett von den massiven Bäumstämmen getragen.“ Es gibt also keine größeren Einschnitte in der natürlichen Umgebung. Hierzu wurde die Firma Cambium aus Leutkirch beauftragt, die bereits 2015 in Neuseeland einen deutlich größeren und aufwendigeren Treewalk gebaut hat.

Mitwachsende Schlingentechnik

„Die Technik ist absolut beeindruckend“, betont der Affenberg-Chef. „Beim Treewalk gibt es keine massiven Stahlmasten, die die Plattformen und Brücken tragen.“ Dadurch, dass eine ganz besondere Schlingentechnik eingesetzt wird, die mitwächst, wird keinerlei Bohren oder Schrauben notwendig, und die gesamte Konstruktion wird von den Bäumen getragen.

Ein Treewalk bietet für die Besucher ganz neue Perspektiven.
Ein Treewalk bietet für die Besucher ganz neue Perspektiven. Bild: MassiveFilms/Cambium GmbH

Die Vorbereitungen laufen beim Affenberg schon seit dem vergangenen Jahr. Das Gelände wurde untersucht, wie auch vor allem die einzelnen Bäume. „Statisch muss natürlich alles passen. Deshalb wurde vor allem jede einzelne Buche angeschaut“, berichtet Roland Hilgartner. „Die Experten waren vom Gelände und den Bäumen sehr angetan.“ Am Affenberg gebe es eine perfekte topografische Lage und große Bäume, so dass der Ein- und Ausstieg so gut wie ebenerdig sein kann.

Mit dem neuen Treewalk wird der Affenberg eine neue Attraktion erhalten, von der sich der Direktor durchaus eine weitere Anziehungskraft verspricht. Das naturnahe Projekt kostet den Park eine sechsstellige Summe und ermöglicht den Besuchern eine völlig neue Perspektive auf das Gelände und vor allem die Berberaffen. „Es ist absolut faszinierend, die Tiere in den Bäumen auf Augenhöhe zu beobachten, wie sie auf den dünnen Ästen sitzen, sich in schwindelerregenden Höhen von Ast zu Ast hangeln und dabei auch noch essen“, so Roland Hilgartner. „Ich bin sicher, dass wir mit dem Treewalk nicht nur prinzipiell ein völlig neues Naturerlebnis anbieten, sondern im Speziellen auch eine völlig neue Perspektive auf die Berberaffen präsentieren können.“

Das ist der abschüssige Waldabschnitt, in dem der 217 Meter lange Treewalk entsteht. An der höchsten Stelle ist er elf Meter hoch. Am rechten Bildrand ist der Einstieg und links der Ausstieg geplant.
Das ist der abschüssige Waldabschnitt, in dem der 217 Meter lange Treewalk entsteht. An der höchsten Stelle ist er elf Meter hoch. Am rechten Bildrand ist der Einstieg und links der Ausstieg geplant. Bild: Jäckle, Reiner

Da der Treewalk nicht in den Rundweg integriert sein wird, plant der Affenberg dafür eine zusätzliche Gebühr zu erheben, für alle Besucher, die ihn begehen möchten. „So ist gewährleistet, dass auch ein Besuch wie bisher möglich ist, da so ein Weg von Plattform zu Plattform auch nicht für jeden geeignet ist“, betont der Affenberg-Chef.

Vorfreude auf neue Attraktion

Nachdem die Pläne durch den Bauantrag im Salemer Gemeinderat öffentlich geworden sind, gab es sofort viel Resonanz. „Ich werde regelmäßig auf das Projekt angesprochen“, bestätigt Roland Hilgartner. „Die meisten sind schon jetzt gespannt auf die Umsetzung und freuen sich auf die neue Attraktion.“ Mit dem Treewalk erhofft er sich, dass auch wieder mehr Einheimische den Affenberg besuchen, denn „die wichtigste und beste Werbung ist die, wenn man von Besuchern weiterempfohlen wird“.