Wenig Lärm um viel Erlebnis – das gibt es seit diesem Sommer in Höchenschwand. Bisher läuft das Ganze noch als Teststrecke, die Mache hoffen jedoch darauf, einen dauerhaften Platz für ihr schwarzwaldeinmaliges Angebot zu erhaschen. „Bisher ist die Resonanz sehr gut“, verrät Florian Bockstaller, einer der Erfinder des sogenannten „E-Bocks“. Die Gemeinde stand der Teststrecke gleich offen gegenüber. „Die innovative Idee kommt super an und mit dieser Attraktion haben wir eine ganz neue Zielgruppe erreicht“, zieht auch Bürgermeister Sebastian Stiegeler ein vorläufiges positives Resümee. Doch was wird auf dem Gelände beim Natursportzentrum überhaupt geboten?
Nachhaltige Cross-Leidenschaft
Romano Pohl und Florian Bockstaller sind zwei echte Hochschwarzwälder Kerle. Allerdings schlägt ihr Herz für etwas, das es in unserer schönen Heimat leider gar nicht gibt – nämlich Motocross. Wenn nun ein Industriemechaniker und ein Maschinenbauingenieur heiß auf Motocross sind, dies jedoch aufgrund des Lärms und der Abgase in der heimischen Naturlandschaft nicht möglich ist, dann wird eben kurzerhand selbst herumgetüftelt.

„2017 haben wir unsere Leidenschaft für den Motocross-Sport zum Beruf gemacht und die Firma PohlBock GmbH & Co. KG gegründet. Seitdem entwickeln wir hochwertige E-Cross-Maschinen und alles, was man für die Elektrifizierung der eigenen Cross-Motorräder braucht“, so die Gründer und Geschäftsführer, die sich seit dem „Pohlbock“ nennen. „Der Motorsport hat einen großen Haken: Die lauten Motorengeräusche passen so gar nicht zu der Idylle des ruhigen Schwarzwaldes. Warum also nicht eine eigene elektrisch angetriebene Maschine bauen, um Naturliebe und Motorsport zusammenzubringen?“ Bald schon war aus dieser Idee der erste „Urbock“ geboren. Bald kommt nun schon der „eBock 2“ auf den Markt und auch die Straßenzulassung soll auf nächstes Jahr erfolgen.
Begeisterung auf dem Berg
Seit diesem Sommer geht es jetzt erst einmal in Höchenschwand rund. Auf zwei Strecken, einer für die Kleinen und einer für die Großen, kann man sich nun auf zwei Reifen austoben. „Bisher gab es keinerlei Beschwerden“, freuen sich die Firmenchefs sowie der Bürgermeister. Ganz im Gegenteil: Die Besucher sind begeistert. Auch bei unserem Besuch ist der Andrang groß und die Besucher nehmen Wartezeiten von über einer halben Stunde gern in Kauf. Die Fahrer sind dabei bunt gemischt – vom blutigen Anfänger bis zum Crossprofi. „Der älteste Fahrer war 83 Jahre alt und war begeistert“, freut sich Bockstaller.
Freiburger Testfahrer
An diesem Tag begleiten wir Daniel Wengle aus Freiburg bei seinen ersten Fahrversuchen. Er ist mit dem Motorrad auf den Berg gekommen, hat also bereits Erfahrung auf zwei Reifen, jedoch bisher nicht auf Crossstrecken. Nach einer kurzen Einweisung düst er auch schon davon, anfangs langsam, dann schneller. Zehn Minuten hat er auf der Strecke, die immer von jeweils zwei Maschinen gleichzeitig befahren werden darf.

Hilfreich ist es, wenn ein Profi anwesend ist und man diesen erst einmal ein wenig beobachten kann. „Der nutzt in den Kurven immer den Fuß“, analysiert Wengle einen Fahrer, der laut Bockstaller sehr erfahren ist in Sachen Motocross. Doch auch er muss sich erst an den E-Antrieb gewöhnen.
„Die Maschine ist wesentlich leichter als ein Motorrad“, berichtet er im Anschluss an seine erste E-Crosserfahrung. „Gerade in den Kurven muss man dann aufpassen, wenn man die schnellere Beschleunigung durch den E-Antrieb noch nicht kennt.“ Nach den zehn Minuten hat er jedenfalls noch nicht genug: „Die Zeit vergeht wie im Flug. Das will ich auf jeden Fall noch mal machen“, lächelt der 34-Jährige.
Wer es selbst ausprobieren will, kann entweder darauf hoffen, dass die Strecke auch im kommenden Jahr wieder geöffnet wird, oder man nutzt noch die letzten schönen Herbsttage. „Wir machen weiter, solange es das Wetter zulässt“, so Bockstaller.