Kolumbien ist ein Fahrradland. Viele sind dort auf dem Zweirad unterwegs. Doch einer ragt heraus, weil er dick bepackt ist – und man kennt ihn, man winkt ihm zu und viele laden ihn ein. Es ist Darius Braun aus Salem-Beuren, der sich seinen Lebenstraum erfüllt. Der 32-Jährige ist mit seinem Fahrrad im August vergangenen Jahres in Calgary gestartet und möchte bis nach Feuerland größtenteils auf der Panamericana fahren.

Die Mission

Doch er erfüllt nicht nur seinen Lebenstraum, er hat auch eine Mission. Als ehemaliger Gehirntumorpatient möchte er die Forschung auf diesem Bereich in den Fokus rücken. Und das gelingt ihm immer wieder auf beeindruckende Art, denn er war auf seiner Tour bereits mehrmals in den nationalen Fernsehstationen zu sehen. Erst neulich eben in Kolumbien. Deshalb kennen ihn dort die Leute – und lieben ihn für seinen Mut, seine Geschichte und sein Engagement.

Immer wieder absolviert Darius Braun schier endlos lange, hügelige gerade Straßen, so wie hier in Nicaragua.
Immer wieder absolviert Darius Braun schier endlos lange, hügelige gerade Straßen, so wie hier in Nicaragua. Bild: Darius Braun

„Als ich im Mai in Turbo war, machte ich mich auf nach Bogota, was ein Umweg war“, erzählt er. „Ich wollte aber unbedingt José Alberto Gutiérrez, den ‚Herr der Bücher‘ besuchen.“ Er ist leidenschaftlicher Leser und Müllmann. Er sammelt Bücher aus dem Abfall und verschenkt diese armen Menschen und Kommunen. Durch ihn sind schon einige Bibliotheken entstanden. Das habe viel mit Inspiration zu tun, erklärt Darius Braun. Deshalb habe er diesen Umweg gerne in Kauf genommen. Für das Treffen nahm er sogar den gefährlichen Weg in den Süden der Stadt auf sich, wo es eine sehr hohe Kriminalitätsrate gibt. „Es war echt krass, aber ich lebe noch“, sagt er mit seinem Humor.

Dieser Vulkan ist auch in Europa ein begriff: der Popocatepetl in Mexiko.
Dieser Vulkan ist auch in Europa ein begriff: der Popocatepetl in Mexiko. Bild: Darius Braun

Der Weg ins Fernsehstudio

In Bogota traf er sich außerdem mit einem Professor, den er schon vorher auf seiner Tour kennenlernte. Dieser hatte in der Zwischenzeit schon seine Kontakte zu einem der größten nationalen Fernsehsender „Caracol TV“ spielen lassen. So landete der 32-Jährige dort in der Morgenshow. „Es war unglaublich. Ich hatte auf den Sozialen Netzwerken einen Tag später 1000 neue Follower und auf der Straße kennen mich unglaublich viele Leute und winken mir zu.“ Und noch mehr: „Ich habe unzählige Nachrichten bekommen“, berichtet Darius Braun. „Und ganz viele laden mich ein und sagen ‚Unser Haus ist auch Dein Haus‘.“ So wurde er unter anderem von einer für zwei Nächte in ein Hotel mit Spa eingeladen – inklusive Wellnessanwendung.

Einladung in ein Hotel

Dort konnte er seine Zeit durch Mittelamerika einmal in Ruhe Revue passieren lassen. Er hatte einen holprigen Start ins neue Jahr in Mexiko, als er nicht wie geplant von der Halbinsel Baja California nach Mazatlan übersetzen konnte, weil dort ein Drogenkartell-Boss festgenommen und die ganze Region abgeriegelt wurde. Doch er fand eine Alternative: Mit einer Luxusyacht ging es nach Barra de Navidad auf das Festland, deutlich südlicher gelegen als Mazatlan. „Es war echt beeindruckend auf so einem Boot unterwegs zu sein“, gesteht der 32-Jährige. Auf dem Festland angekommen, stieg er aber wieder sofort auf das Fahrrad in Richtung Mexiko City, mit 22 Millionen Einwohnern die größte Stadt Nordamerikas.

Hier ist Darius Braun bei einem Ausflug mit dem Kanu auf Ometepe, einer Insel im Lago Cocibalco in Nicaragua.
Hier ist Darius Braun bei einem Ausflug mit dem Kanu auf Ometepe, einer Insel im Lago Cocibalco in Nicaragua. Bild: Darius Braun

Auch dort war er im nationalen Fernsehen zu sehen und erzählte seine Geschichte in einem Fernsehstudio – und erklärte „sein Haus“, das Fahrrad mit all dem Gepäck: Vorne rechts am Vorderrad ist die Küche, vorne links ist das Filmequipment. In den hinteren Gepäcktaschen sind Kleidung und Reparaturutensilien. Und auf den Gepäcktaschen ist das Wohnzimmer mit Zelt, Schlafsack und Isomatte.

Guatemala

Mittlerweile lebt er nach dem Motto „Sei authentisch, zeige dich verletzlich und bring andere Menschen zum Strahlen“. Dabei sagt der Salemer: „Noch vor wenigen Jahren hätte ich es nicht für möglich gehalten, dass ich durch meine Geschichte Menschen Mut machen und Hoffnung geben kann.“ Weiter ging es für ihn nach Guatemala, wo er einen zweiwöchigen Sprachkurs besuchte. „Ich hatte täglich tolle Begegnungen mit Einheimischen“, erzählt er. „Ich habe Lebensmittel, Wasser, Medikamente und sogar Geld für das Abendessen geschenkt bekommen. Und das, obwohl die Menschen kaum etwas besitzen.“

Der Fahrradabenteurer Darius Braun ist hier unterwegs im Departemnet „La Libertad“ in El Salvador.
Der Fahrradabenteurer Darius Braun ist hier unterwegs im Departemnet „La Libertad“ in El Salvador. Bild: Darius Braun

El Salvador & Honduras

Er erlebte hautnah das unglaubliche Naturschauspiel am Vulkan Fuego, durchfuhr El Salvador, wo er eine 114 Jahre alt Frau traf. In Honduras, wo Korruption, Kriminalität und eine unglaubliche Müllverschmutzung an der Tagesordnung ist, war er nur zwei Tage. Weiter ging es durch Nicaragua bis nach Costa Rica. Dort erlebte der Salemer karibisches Flair und eine bunte Tier- und Pflanzenwelt. „Meine ersten Tage dort verbrachte ich an der Pazifikküste in Tamarindo“, erzählt Darius Braun. „Ich hatte das Glück, in der Ferienwohnung von Freunden unterzukommen.“ Im Landesinneren wurde es richtig tropisch.

Costa Rica

Er war entlang der Laguna de Arenal bis in die Berge in Richtung Bajo del Toro unterwegs. „Es regnete mehrmals täglich“, berichtet der 32-Jährige. „Dafür gab es eine atemberaubende Pflanzenwelt und jede Menge Tiere zu sehen.“ Vor allem die Faultiere haben Darius Braun fasziniert. Kurz bevor er dann die Hälfte seiner Panamerika-Tour in Panama erreichte, wurde es noch einmal richtig schwer und nicht ungefährlich. Zum einen gab es viel Gegenwind und nur noch eine Straße – und auf dieser auch teilweise keinen Seitenstreifen. „Da sind gigantische LKWs nur wenige Zentimeter mit 100 Stundenkilometer an mir vorbeigerauscht“, erinnert er sich. „Das war kein großer Spaß.“

Der Weg ist das Ziel: Auch ein Fahrradabenteurer schiebt hin und wieder – vor allem, wenn es steil bergauf geht.
Der Weg ist das Ziel: Auch ein Fahrradabenteurer schiebt hin und wieder – vor allem, wenn es steil bergauf geht. Bild: Darius Braun

Panama

Und dann setzte er mit einem Händler von Panama nach Kolumbien über, wo er sich momentan befindet. Den Hotelaufenthalt hat Darius Braun in vollen Zügen genossen. Und das war gut so, denn für den 32-Jährigen war dies die Ruhe vor dem Sturm sein, denn in den kommenden Wochen kommt zu den etwa 120.000 bislang erradelten Höhenmetern noch einiges dazu. Seinen Tagesrekord hat er in Kolumbien aufgestellt: 3100 Höhenmeter an einem Tag. Und dieser wird sicherlich noch gebrochen werden.

Die nächsten Ziele

Nun geht es weiter über Cali in Richtung Quito, die Hauptstadt von Ecuador. Und dann wartet eine extreme Herausforderung: Es geht über die Anden bis etwa 4500 Meter „Es geht hier einfach nur bergauf bergab, das wird richtig hart“, blickt Darius Braun nach vorne. „Aber ich freue mich riesig auf weitere tolle Begegnungen und Erlebnisse.“ Und vor allem auf den Amazonas, denn den wird er in Iquitos in Peru sehen. Dann wird er auch den Äquator überschritten haben und sich auf der Südhalbkugel der Erde befinden – und seinem Ziel Feuerland wieder ein ganzes Stück näher.