Der Frühling ist da und mit ihm die Zecken. Sie mögen die Wärme. Die kleinen Blutsauger können FSME und Borreliose übertragen und sind leider auch im Schwarzwald-Baar-Kreis und Landkreis Rotweil aktiv. Die Zahl der Erkrankungen wächst stetig, wie aus den Zahlen der AOK Schwarzwald-Baar-Heuberg hervorgeht. Wurden 2016 im Schwarzwald-Baar-Kreis noch 173 Borreliose-Fälle diagnostiziert, waren es 2020 bereits 250. Im Landkreis Rottweil wurden 2016 noch 294 Borreliose-Fälle diagnostiziert, 2020 waren es bereits 388. „Das Vorkommen von Borrelien in Zecken schwankt kleinräumig sehr stark“ erklärt Klaus Jeitner, Leiter des AOK-KundenCenters in VS-Villingen.

Zecken sollten möglichst schnell entfernt werden.
Zecken sollten möglichst schnell entfernt werden. Bild: andriano_cz

Borrelien-Infektion

Bei Untersuchungen in Deutschland und der Schweiz wurden nach einem Zeckenstich bei 2,6 bis 5,6 Prozent der Betroffenen eine Borrelien-Infektion nachgewiesen. Nur ein kleiner Teil der Infizierten erkrankt. Ein Symptom ist meist die sogenannte „Wanderröte“. Sie tritt nach einigen Tagen, oft auch erst nach Wochen, auf. „Diese deutliche ringförmige Hautrötung ist normalerweise im Zentrum blasser als am Rand“, beschreibt Hans-Joachim Pieronczyk, Leiter des AOK-KundenCenters in Rottweil. „Der rote Ring wandert dann allmählich nach außen.“ Weitere Symptome können Fieber, Muskel- und Kopfschmerzen sowie Müdigkeit sein.

Eine Borrelien-Infektion muss nicht zwangsläufig zu einer Krankheit führen. Selbst wenn man erkrankt, können die Symptome ohne Behandlung abklingen. Doch ohne Medikamente erhöht sich das Risiko für einen schweren Verlauf. Die bakterielle Infektion kann sich auf die Haut (Erythema migrans), die Gelenke (Lyme-Arthritis) sowie auch Gehirn und Nerven auswirken (Neuroborreliose) und in einen chronischen oder schweren Verlauf münden. Zwar hilft auch bei einem schweren Krankheitsverlauf in der Regel eine Antibiotika-Kur, aber es gilt: Je früher die Behandlung einsetzt, desto besser lässt sich die Krankheit in den Griff bekommen und eventuell die weitere Entwicklung günstig beeinflussen. Auffällig ist, dass mehr Frauen als Männer an Borreliose erkranken. Im Jahr 2020 waren es im Gebiet der AOK Schwarzwald-Baar-Heuberg 477 Frauen und 414 Männer. Betroffen ist vor allem die Altersgruppe zwischen 45 und 70 Jahren.

FSME-Infektion

Ebenfalls leicht gestiegen, laut RKI, sind die FSME-Fälle im Schwarzwald-Baar-Kreis. Ihre Zahl verdoppelte sich von vier Fällen im Jahr 2017 auf acht Fälle im Jahr 2021. 2020 waren es noch 15 Fälle. Gefallen dagegen sind laut RKI die Zahlen der FSME-Fälle im Kreis Rottweil. Im Jahr 2016 waren 13 Versicherte in Behandlung, 2021 sieben, während im Jahr 2020 20 FSME-Fälle gemeldet wurden.

Auch FSME, eine durch Zecken übertragene Virus-Erkrankung, kann wie Borreliose ohne weitere Folgen ausheilen. Die Beschwerden können aber ebenso über mehrere Monate bis Jahre andauern und in besonders schlimmen Fällen zu einer Hirnhautentzündung führen. Dabei können Bewusstseins- und Koordinationsstörungen oder Lähmungen auftreten. Extrem seltenen kann es sogar zu Todesfällen kommen. Bei Erwachsenen ist ein schwerer Verlauf sehr viel wahrscheinlicher als bei Kindern. Gegen die Viren gibt es bisher keine wirksamen Gegenmittel, lediglich die Symptome lassen sich mit Medikamenten lindern. „Während es für die von Bakterien verursachte Borreliose keine Schutzimpfung gibt, kann man sich vor der von einem Virus verursachten Frühsommer-Meningoenzephalitis, kurz FSME, durchaus schützen“, sagt Klaus Jeitner. Experten empfehlen für einen vollen Impfschutz drei Impfungen in zeitlichen Abständen. Danach sind die Geimpften mindestens drei Jahre vor einer FSME-Infektion geschützt. Die nachfolgenden Auffrischungen sollten dann alle fünf Jahre erfolgen. Da das Abwehrsystem mit dem Alter etwas nachlässt, sollte bei Personen ab 50 bzw. 60 Jahren (je nach verwendetem Impfstoff) der Abstand auf drei Jahre verkürzt werden, wenn weiterhin ein Ansteckungsrisiko besteht.

Man spricht bei Zecken genaugenommen besser nicht von einem Biss, sondern von einem Stich, da sie einen Stechrüssel haben.
Man spricht bei Zecken genaugenommen besser nicht von einem Biss, sondern von einem Stich, da sie einen Stechrüssel haben. Bild: SciePro – stock.adobe.com

Gefahr auch für Hunde

Auch Hunde sind anfällig gegen Krankheitserreger im Zeckenspeichel. So können mit einem Stich zum Teil lebensgefährliche Krankheiten wie Anaplasmose, Babesiose, Borreliose, Ehrlichiose oder in sehr seltenen Fällen Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) auf Hunde übertragen werden. Unbehandelt verlaufen diese Krankheiten oft akut oder sogar tödlich. Ein schnelles Entfernen der Zecken und die Verwendung von Parasiten abtötenden Präparaten empfehlen Tierärzte. (aok/rki/BZgA/Tierärzteverband)