Fachkräftemangel, wohin das Auge reicht. Wo sind sie nur hin, all die Busfahrer, Lokomotivführer, Lehrer, Erzieher, Pflegekräfte oder Polizisten? Einst Traumberufe aus Kindertagen – heute dramatisch unterbesetzt. „Es sind alles Berufe, die mit Kommunikation und zwischenmenschlichen Beziehungen zu tun haben – und die geraten in Zeiten der Digitalisierung zunehmend ins Hintertreffen. Viele jungen Leute bekommen noch nicht einmal mehr ein ‚Guten Morgen‘ heraus, wenn sie in den Bus einsteigen“, erzählen Slade Maksimovic, Betriebsleiter des Busunternehmens „Merz“ in Blumberg, und Alexander Hauser, der Jüngste der Mitarbeiter, mittlerweile auch schon in den 30ern.
Trotz des Wandels in den vergangenen Jahren blieb den beiden der Spaß an ihrem Beruf erhalten. „Natürlich hat sich in den letzten Jahrzehnten viel verändert“, weiß Fahrleiter Maksimovic zu berichten. Er selbst begann vor 20 Jahren als Busfahrer und hat so den Wandel von „Stehen auf der Warteliste“ bis hin zu den heutigen „blendenden Einstellungschancen“ hautnah miterlebt. „Klar ist es heutzutage für einen jungen Menschen nicht einfach mal acht bis zehntausend Euro für einen Busführerschein hinzublättern, der ja Grundvoraussetzung für den Beruf ist. Früher erhielten viele die Fahrerlaubnis bei der Bundeswehr. Auch heute besteht noch teilweise die Möglichkeit über Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen vom Arbeitsamt.“ Er selbst, wie auch sein junger Kollege, der neben seiner Haupttätigkeit aus Spaß am Fahren teilzeitberuflich Bus fährt, haben den Führerschein noch selbst finanziert.
„Busse und Ähnliches haben mich früh begeistert. Ich habe schon im Sandkasten mit Spielautos und anderen Fahrzeugen hantiert. Heutzutage rangiert das Handy an erster Stelle. Da hält sich die Begeisterung für solche Dinge in Grenzen“, sagt Slade Maksimovic.
Wichtige Voraussetzungen (jedoch keine Bedingung) zur Erlangung des Berufes, ist zum einen die Beherrschung der deutschen Sprache, um Missverständnisse in der Kommunikation zu vermeiden. Und zum anderen natürlich die Freude am Umgang mit Menschen. „Sowohl im Linienverkehr als auch bei den Reisebussen wird freundliche Kommunikation begrüßt. Früher kannte ich viele Kinder von der Schulbeförderung her sogar noch mit Namen. Diese Tendenz lässt immer mehr nach. Die meisten verstecken sich nun hinter ihrem Handy, was natürlich wiederum auch den Lautstärkepegel senkt“, sagt Alexander Hauser.
Einarbeitung und Fahrtraining
Die beiden Standorte Blumberg und Unterkirnach verfügen insgesamt über circa 30 Busse. Drei der angestellten Fahrer sind Fahrerinnen. Warum gerade Frauen so unterdurchschnittlich in der Berufssparte vertreten sind, kann der Betriebsleiter nicht genau sagen. „Sie sind genauso qualifiziert und willkommen wie die Männer. Wahrscheinlich machen einfach weniger den Busführerschein“, mutmaßt er. Die Altersspanne reicht vom Jüngsten, Alexander Hauser, bis hin zu langjährigen Mitarbeitern, die bereits auf die 60 zugehen. „Der Vorteil der Jugend ist Flexibilität und Reaktionsvermögen. Vorzüge des Alters sind die langjährigen Erfahrungen“, so die beiden Kollegen. „Bei uns im Betrieb wird ein neuer Busfahrer zwischen drei und 14 Tagen begleitet und eingelernt, damit er Strecke und Arbeitsbedingungen kennt. Auch bietet der Betrieb immer regelmäßige Fahrtrainings an zur eigenen Sicherheit und der der Fahrgäste.“
Dass beide rundum zufrieden mit ihrer Berufswahl und dem abwechslungsreichen und so gar nicht eintönigen Job sind, ist offensichtlich. Zum Schluss gibt Alexander Hauser noch eine lustige Geschichte aus seinem Erfahrungsschatz zum Besten: „Nach einer Fastnachtsveranstaltung, als ich eine Gruppe zurück nach Blumberg heimgefahren hatte, wollte ich in der Garage gerade den Bus abschließen. Irgendein Gefühl sagte mir jedoch, zur Sicherheit doch noch mal reinzuschauen. Als ich die WC-Tür öffnete, fand ich dort einen eingeschlafenen Narren.“
Wie wird man Busfahrer?
Um einen Bus mit mehr als acht Personen befördern zu dürfen, also etwa im Linien-, Fernbus- oder Reisebusverkehr, braucht man in Deutschland einen Führerschein der Klasse D. Voraussetzung für den Erwerb sind wiederum eine gültige Fahrerlaubnis der Klasse B, ein medizinisches Gutachten, ein Sehtest sowie ein Mindestalter von 24 Jahren (hier gibt es allerdings Ausnahmen).
Wer Busfahrerin oder Busfahrer werden möchte, kann die Ausbildung zum Berufskraftfahrer absolvieren. Die klassische duale Ausbildung in der Berufsschule und im Ausbildungsbetrieb dauert drei Jahre. Dabei kann die Fahrerlaubnis schon ab einem Alter von 21 bzw. 18 Jahren erworben werden. Mehr dazu unter www.bussgeldkatalog.org