Während sich an diesem Vormittag der Winter von seiner eher trüben Seite zeigt, herrscht in den gemütlichen und hellen Räumen des Mehrgenerationenhauses eine heimelige Stimmung. Bereits seit Stunden werkelt das freiwillige Helferteam fröhlich in der professionell eingerichteten Küche. Schließlich muss bis zwölf Uhr alles fertig sein. Drei Mal pro Woche werden hier im „Café Ansprechbaar“ für kleines Budget frische und schmackhafte Mahlzeiten zubereitet. Höchstleistung also für das Küchenteam, das zusätzlich für die komplette Planung und den Einkauf verantwortlich ist. Willkommen am Mittagstisch ist jeder, der möchte. „Auch etliche Berufstätige wissen mittlerweile den tollen Service zu schätzen und kommen in ihrer Mittagspause regelmäßig gerne vorbei“, berichtet Martina Ott, die vor vier Jahren die Leitung des Hauses übernommen hat. Der Mittagstisch sei ein echter Glücksfall, den es nicht in jedem Mehrgenerationenhaus gäbe, sagt sie und ist sichtlich stolz auf ihre ehrenamtlichen Mitarbeiter, ohne die vieles nicht möglich wäre.

Das Ganze läuft längst so gut, dass Martina Ott aktuell auf der Suche nach einem weiteren (Hobby-)Koch oder einer Köchin ist, die bereit wäre, zweimal pro Monat das Team zu unterstützen. Doch neben dem Essen und Trinken ist das Mehrgenerationenhaus vor allem ein Ort, an dem sich Menschen jeglichen Alters und in unterschiedlichen Lebensphasen zwanglos begegnen können.

Alle Altersgruppen

Das bestätigt auch Amelie Dold, die sich nach ihrem Abitur für ein freiwilliges soziales Jahr entschieden hat und seit mehr als einem halben Jahr hier arbeitet. Während die 20-jährige über ihre abwechslungsreichen Tätigkeiten und die täglich stattfindenden Begegnungen mit den unterschiedlichsten Menschen berichtet, strahlt sie über das ganze Gesicht. „Das soziale Jahr war die richtige Entscheidung für mich“, sagt sie. Ob sie später einmal einen Beruf mit sozialer Komponente ergreifen wird, weiß sie momentan zwar noch nicht, dennoch sei diese Zeit für sie eine wertvolle Erfahrung, erzählt sie.

Seit die Einrichtung 2008 in Trägerschaft der Caritas gegründet wurde, schreibt das Haus kontinuierlich Erfolgsgeschichte. Etwa 25 bis 30 verschiedene Angebote finden derzeit in den Räumen an der Schulstraße statt. „Mit der Stadt Donaueschingen haben wir außerdem einen starken Partner, der unsere Belange unterstützt“, freut sich Martina Ott über die gute Zusammenarbeit.

Die Palette der generationenübergreifenden Angebote ist vielfältig und bezieht von Anfang an auch die Kleinsten der Gesellschaft mit ein. Die Still- und Krabbelgruppe bietet frischgebackenen Mamas und Papas einen wertvollen Erfahrungsaustausch, aber auch beim Offenen Elterntreff sind neue Gesichter stets willkommen. Und während sich die Erwachsenen in Ruhe unterhalten, darf der Nachwuchs nebenbei auf Tuchfühlung gehen. Familien, die einen Babysitter suchen, dürfen sich ebenfalls gerne an das Mehrgenerationenhaus wenden. Alle Babysitter, die hier vermittelt werden, haben den hauseigenen Ausbildungskurs dafür besucht.

Wertschätzendes
Miteinander

Mit seinen rund 90 Ehrenamtlichen, die sich mit ihren Talenten und Ideen engagieren, ist das Mehrgenerationenhaus längst zum festen Bestandteil des öffentlichen Lebens und Miteinanders in Donaueschingen geworden. Vor allem etliche Senioren zählen unter anderem zur „Stammbelegschaft“, die frei nach dem Motto „Ehrenamt statt Ruhestand“ mit ihren Fähigkeiten und Fertigkeiten eine echte Bereicherung für den gesellschaftlichen Zusammenhalt darstellen. Ob als eine der vielen Gastgeberinnen, die sich um das Wohl der Besucher kümmern oder beim beliebten Strickcafé, bei dem alte und neue Handarbeitstechniken weitergegeben werden oder an den Spielenachmittagen, an denen oft Jung und Alt bei verschiedenen Brett- und Kartenspiele zusammensitzen. Immer ist es vor allem der wertschätzende Umgang, der untereinander gepflegt wird. Gemütliches Beisammensein bei Café und Kuchen, das geht übrigens auch beim monatlichen Kinonachmittag. „Wir sind das Wohnzimmer der Stadt Donaueschingen“, lächelt Martina Ott über den mittlerweile oft zitierten Spruch.

Vor allem gehe es stets darum, sich unkompliziert und vorurteilsfrei kennenzulernen, betont Martina Ott. Das zeige sich auch beim Internationalen Gesprächscafé und dem Internationalen Stammtisch, wo Menschen mit und ohne Migrationshintergrund die Chance haben, miteinander ins Gespräch zu kommen – und nebenbei sogar die eigenen Englischkenntnisse aufzufrischen, sagt sie mit einem Augenzwinkern. Mittlerweile sind auch viele geflüchtete Ukrainerinnen unter den Gästen, die das Angebot annehmen.

Beratungsmöglichkeiten und Hilfe

Ebenfalls in den Räumlichkeiten beheimatet ist der wöchentlich stattfindende Tafelladen, der es Bürgern mit einem Berechtigungsausweis ermöglicht, Lebensmittel zu besonderen Konditionen einzukaufen. Denn auch für Sorgen und Nöte hat man stets ein offenes Ohr. Durch die Vernetzung mit rund 40 Kooperationspartnern lassen sich für viele Probleme rasch die entsprechenden Beratungsmöglichkeiten finden. Manchmal sei es nur ein Formular, das für die Betroffene schwer verständlich formuliert sei, sagt Ott. Hierfür gibt es bei der wöchentlichen Papierkram-Unterstützung die nötige Hilfe und im Regelfall sind die allermeisten Hürden danach recht schnell genommen. Außerdem findet zweimal im Monat nach entsprechender Voranmeldung eine kostenlose Rentenberatung statt.

Für all diejenigen, die weitergehende Beratungen oder konkrete Hilfe benötigen, können auf Wunsch entsprechende Adressen vermittelt werden, die niederschwellig beispielsweise von der Caritas vermittelt werden, und von der Schwangerenberatung über die Familienpflege, den Jugendmigrations-
dienst über die Tagespflege bis hin zum Haushaltsorganisationstraining reichen.

Viele der im Haus angebotenen Projekte schaffen Verbundenheit unter den Generationen, andere wiederum sorgen für tatkräftigen Rat und den nötigen Durchblick in besonderen Situationen – und manche bauen ganz einfach Brücken.