Ly Pham ist mit sechs Jahren nach Donaueschingen gekommen und hat mit seiner Liebe zur Tattoo-Kunst schon früh seine berufliche Heimat gefunden. Der heute 31-Jährige hat sich das tätowieren selbst beigebracht und arbeitete zunächst im Tattoo-Studio Mastino in Schwenningen. 2013 begab er sich auf Weltreise um Erfahrungen zu sammeln und Menschen kennen zu lernen, die seine Leidenschaft teilen. Ende 2016 hat er sein erstes Studio in der Donaustadt eröffnet und verschiedene Artists hierher geholt. Seit 2020 betreibt er ein weiteres Tattoo-Studio in Konstanz, wobei der Start mitten in der Corona-Pandemie schwierig war. „Tätowieren mit verschiedenen Stilrichtungen ist das Herzstück von Lynk Tattoo Art“, erklärt Ly Pham, der mit seinem Team auch beim Tattoo Weekend in den Donauhallen mit von der Partie ist.

Was bedeutet tätowieren für Sie?

Ich spreche jetzt für uns alle: Wir wollen die Kunst an den Mann und die Frau bringen. Um allen Geschmäckern gerecht zu werden, haben wir verschiedene Artists mit unterschiedlichen Stilrichtungen und Spezialisierungen in unseren Studios.

Ly Pham hat sich das tätowieren selbst beigebracht.
Ly Pham hat sich das tätowieren selbst beigebracht. Bild: Lynk Tattoo Art

Wer lässt sich eigentlich tätowieren?

Man kann das Klientel schlecht eingrenzen. Tattoos sind in den letzten zehn Jahren für die breite Masse aus allen Bevölkerungsschichten attraktiv geworden. Altersmäßig beginnt es aus rechtlichen Gründen bei 16 Jahren bis „Open End“. Ich habe in diesem Jahr einer 82-jährigen Frau den Namen ihrer Urenkelin auf den Arm tätowiert – das ist ein neuer Rekord. Jeder Zweite hat inzwischen ein Tattoo, Tendenz steigend. Viele lassen sich inspirieren, wenn sie ein schönes Tattoo sehen.

Was sind die beliebtesten Motive, kann man einen Trend erkennen?

Schwer zu sagen, es gibt kleine Schriftzüge und verschiedene Motive, bis hin zu Ganzkörper-Kunstwerken. Der Trend geht zu realistischen Motiven – sie müssen aussehen wie ein Foto und dreidimensional sein.

Wings (Flügel) sind ein beliebtes Tattoo-Motiv.
Wings (Flügel) sind ein beliebtes Tattoo-Motiv. Bild: Lynk Tattoo Art

Warum lassen sich Menschen überhaupt tätowieren?

Das ist sehr unterschiedlich: Der eine hält mit einem Tattoo eine schöne Geschichte auf seinem Körper fest, der andere verarbeitet negative Erfahrungen. Und es gibt die sogenannten „Kunstjäger“, das sind moderne Menschen, die sich einen speziellen Künstler aussuchen, weil sie seine „Handschrift“ mögen. Das sind Kunstwerke, die in die Welt hinaus getragen werden, die eine Ehre für uns bedeuten und auf die wir stolz sind – und die uns oft überleben!

Was würden Sie niemals tätowieren?

Das kann man so nicht sagen. Grundsätzlich muss man sich im klaren sein, dass ein Tattoo egal wie groß eine Entscheidung für die Ewigkeit ist! Wir wissen, was nicht auf die Haut gehört. Das sagen wir den Kunden und versuchen sie von etwas abzuhalten, was sie definitiv bereuen werden. Wir beraten sie auch, was die Platzierung angeht – dabei spielt die Anatomie des Menschen eine Rolle. Und wir wollen, dass die Kunden langfristig mit ihrem Tattoo Spaß haben – man kann es nur mit sehr viel Aufwand und Schmerz rückgängig machen.

Der Trend geht zu möglichst realistischen Tattoos in dreidimensionaler Darstellung.
Der Trend geht zu möglichst realistischen Tattoos in dreidimensionaler Darstellung. Bild: Lynk Tattoo Art

Apropos, tut tätowieren weh?

Weniger, als viele Kunden erwarten – es fühlt sich wie kratzen an. Ich hatte selbst einen riesen Respekt vor meinem ersten Tattoo.

Wie funktioniert das überhaupt?

Man sticht mit Hilfe einer Nadel Farbpigmente in die zweite Hautschicht. Diese setzen sich dort fest und die erste Hautschicht wächst wieder zu – hört sich einfach an, ist es aber nicht immer. Deshalb ist für uns die Hygiene der wichtigste Aspekt überhaupt und wir haben schon vor Corona mit entsprechenden Schutzmaßnahmen gearbeitet. Wir desinfizieren die tätowierten Hautpartien und schützen sie vor äußeren Einflüssen, damit sie richtig abheilen können – das kann sechs bis acht Wochen dauern.

Ein Tiger auf den Arm tätowiert.
Ein Tiger auf den Arm tätowiert. Bild: Lynk Tattoo Art

Es wurde erst vor kurzem behauptet, dass keine Farben mehr tätowiert werden dürfen?

Bevor die sogenannte „Reach-Verordnung“ eingeführt wurde, sollten Grün- und Blau-Partikel verboten werden – das hat für große Verwirrung gesorgt. Wir dürfen weiterhin alle Farben benutzen, sie mussten nur chemisch neu zusammen gesetzt werden. Grundsätzlich arbeiten wir nur mit Equipment von weltbesten Firmen, die eine entsprechende Qualität garantieren – das gilt auch für die Farben. Es muss niemand Angst haben, dass hier etwas „ungesundes“ verwendet wird.

Sie sind auch auf dem „Tattoo Weekend“ in den Donauhallen vertreten?

Ja klar, darauf freuen wir uns sehr und sind mit insgesamt zwölf Künstlern vor Ort, die alle unterschiedliche Stilrichtungen vertreten – und natürlich auch alle Fragen beantworten.