Man liest und sieht es immer wieder im Fernsehen: Die Welle der Hilfsbereitschaft für die von der Flutkatastrophe Betroffenen im Ahrtal ist riesig – auch nach einem halben Jahr. Noch riesiger, als die Flutwelle, die das beschauliche Ahrtal in der Eifel in der Nacht vom 14. auf den 15. Juli letzten Jahres verwüstete, einen Schaden in Milliardenhöhe verursachte und noch viel schlimmer – über 160 Menschen das Leben kostete. Die Bilder von weggespülten Häusern, zerstörten Brücken und ganzen Landstrichen, weinenden Menschen gehen um die ganze Welt – blankes Entsetzen macht sich sich in der Bevölkerung breit.

Private Helfer aus ganz Deutschland machen sich spontan auf den Weg ins Krisengebiet. Claudia Zipser aus Villingen und ihr Lebensgefährte Wolfgang Knöbel aus Donaueschingen waren ebenfalls dort, als zwei von ganz, ganz vielen, die einfach nur helfen wollten. „Wir haben hier ganz tolle Menschen kennen gelernt, die es sich zur Lebensaufgabe gemacht haben, ihren ganzen Urlaub, ihre Freizeit und noch mehr opfern“, schwärmt das Rentnerpaar von der Baar. „Die Solidargemeinschaft ist unglaublich und geht durch alle Schichten der Bevölkerung. Hier arbeiten Harz IV-Empfänger zusammen mit Bankdirektoren, die vielleicht das erste Mal in ihrem Leben einen Spitzhammer in der Hand haben“, berichten die beiden und setzen noch einen drauf: „Wir haben durch diese tolle Erfahrung auch den Glauben an die Menschheit wieder erlangt.“
Mit dem Helfer-Shuttle zum Helfen ins Ahrtal
Aber wie kam das Paar letztlich ins Ahrtal? Der Weg dorthin war steinig. Nachdem auch sie von den Bildern im Fernsehen zutiefst berührt waren, versuchten sie über das Internet Kontakte per Telefon und Mail zu knüpfen – leider erfolglos. „Am Anfang herrschte im Krisengebiet natürlich das große Chaos“, versucht Wolfgang Knöbel im Nachhinein eine Erklärung zu finden. Per Zufall haben sie Anfang August eine Benefizveranstaltung gesehen, wo sich die zwei Gründer eines Helfer-Shuttles vorstellten und ihre Mail-Adresse wurde eingeblendet. „Auf Anfrage haben wir sofort eine Antwort bekommen: Ihr könnt gerne kommen.“ Spontan haben sie den Spitzhammer von Claudias Vater in Villingen geholt, ihr Wohnmobil mit Lebensmittelvorräten voll geladen und sind losgefahren.

In der Grafschaft oberhalb von Ahrweiler/Bad Neuenahr hatte die Jungunternehmer Thomas Pütz und Marc Ulrich ihren Helfer-Shuttle eingerichtet, um wie sie selbst sagen: „Ihre Heimat Stück für Stück wieder aufzubauen.“ Claudia Zipser und Wolfgang Knöbel waren von den Initiatoren, von ihrer menschlichen Art, auf Anhieb begeistert. „Für die beiden waren wir die Granaten.“ Der erste Einsatz war für die Granaten von der Baar allerdings ein Alptraum. „Es war nix mehr da, eine Geisterstadt. Viele haben ihr ganzes Hab und Gut verloren. Wir mussten in einem Keller spitzen und den Schutt abfahren. Am nächsten Tag galt es den Schlamm aus einer Kirche zu schaffen – eine zähe Angelegenheit. Den Winzern haben wir bei der Weinlese geholfen – und, und...“

Beeindruckt waren sie auch von dem Einsatzwillen der Helferschar. „Junge Frauen waren mit dem Spitzhammer aktiv und haben dabei eine unbändige Energie entwickelt – und mich in den Schatten gestellt“, schmunzelt Wolfang Knöbel. Mit Dani aus Köln haben sie eine außergewöhnliche Frau kennen gelernt, die permanent vor Ort war und auf den Winter hin Heizgeräte organisiert hat. „Wir wollen in diesem Jahr auf jeden Fall wieder hin“, sind sich die beiden einig.
Der Helfer-Shuttle
Bis zu 3000 Helfer sind täglich im Einsatz. Koordiniert wird der Helfer-Shuttle von den beiden Initiatoren Thomas Pütz und Marc Ulrich.
Telefon: +49 1514 3131 661
Mail: info@helfer-shuttle.de