Mitte November letzten Jahres wurde bei vier toten Schwänen aus einem Gewässer in der Nähe von Donaueschingen die hochpathogene aviäre Influenza vom Subtyp H5N1 (Geflügelpest) nachgewiesen (wir berichteten). Unmittelbar im Anschluss wurde die Geflügelpest noch bei einer tot aufgefundenen verwilderten Gans, einem ebenfalls tot aufgefundenen Mäusebussard und einem weiteren, mit Anzeichen einer neurologischen Störung aufgefundenen Schwan festgestellt. Seit Dezember 2021 gab es keine weiteren positiven Befunde mehr und die Quarantäne der Hühner sollte zum 18. Januar 2022 aufgehoben werden.
Jetzt wurde erneut ein Mäusebussard mit neurologischen Störungen gemeldet, der ebenfalls an Geflügelpest erkrankt war. Das unmittelbare Risiko der Einschleppung von Erregern in die Nutzgeflügelbestände der Baar-Region besteht damit weiterhin und der Hausarrest für Hühner wurde verlängert. Was dies für Mensch und Tier bedeutet hat der STAZ bei zwei Legehennenhaltern im Bräunlinger Ortsteil Bruggen erfragt.
„Die Situation ist schon deprimierend“, sagt Reinhold Mosbrugger vom Rosenhof, wo er zusammen mit seinem Sohn Markus rund 950 Hühner in fünf mobilen Ställen hält, die normalerweise jeden Tag raus dürfen – auch im Winter. Jetzt sind sie seit neun Wochen eingesperrt – und wollen vor allem wenn die Sonne scheint unbedingt raus, so Mosbrugger. „Für uns ist es natürlich auch mehr Arbeit, wir müssen die Ställe öfter reinigen.“
Wirtschaftliche Einbußen hat der nur Direktvermarkter mit eigenem Hofladen noch nicht. Aber nach 16 Wochen, laut Landratsamt die maximale zulässige Stallhaltung, müssten sie die Eier neu deklariert werden – nämlich als Eier aus Bodenhaltung. „Dann können wir natürlich nicht mehr so viel Geld verlangen“, so Mosbrugger. Was ihn auch schmerzt: „Es kommen viele Leute zu uns auf den Hof und sagen, die armen Hühner.“ Was die Zukunft angeht, ist der Legehennenhalter eher pessimistisch: „Die Seuche wird uns bleiben, viele Vögel sind global unterwegs und schleppen immer wieder etwas ein.“
Dieser Meinung ist auch Mathias Friedrich, vom relativ neuen Biobetrieb „Breghof“ mit rund 9000 Legehennen. „Die Hühner haben sich inzwischen daran gewöhnt und es besteht für die Tiere die Möglichkeit, sich im Wintergarten aufzuhalten.“ Für ihn als Unternehmer ist es eine schwierige Situation: „Es wäre eine wirtschaftliche Katastrophe, wenn wir unsere Eier auf Bodenhaltung umdeklarieren müssten.“ Bei Bioeiern kommt es laut Regierungspräsidium unter anderem darauf an, ob die Legehennen während mindestens eines Drittels ihrer Lebensdauer Zugang zu Freigelände hatten. Damit haben Bio-Betriebe einen größeren Spielraum und können ihre Eier auch noch vermarkten, wenn die Tiere länger als 16 Wochen im Stall gehalten werden. Und trotz allem: „Es blutet einem das Herz, wenn man die Tiere nicht raus lassen kann“, betont Friedrich.