Faszination Fastnacht – Hansele, Narros und Hexen in 360° erleben: Der „Narrenschopf“ ist ein Museum der besonderen Art. Und es ist in jeder Beziehung sehenswert – innen und außen! Drei ehemalige Solebehälter (Kuppeln) mit einem Durchmesser von je 20 Metern beherbergen das größte und älteste Museum der schwäbisch-alemannischen Fastnacht – und das seit genau einem halben Jahrhundert.

Beeindruckend ist die Vielfalt der Häser und der Aufwand, der betrieben wird, sie herzustellen. So besteht zum Beispiel der „Schneckenhüsli-Narro“ aus Zell am Harmersbach aus 2500 leeren Schneckenhäusern und am Wolfacher „Nussschalenhansel“ hängen 3000 halbe Walnussschalen. In ihren kunstvoll bemalten Gewändern stehen die Weißnarren neben plumpen Strohfiguren und fantasievollen Tierkostümen, während die zahlreichen Hexen in einem separaten Bereich bestaunt werden können. Dass es zu jeder Figur einen geschichtlichen und kulturellen Hintergrund gibt, lässt sich schon erahnen. Auf zahlreichen Informationstafeln erfährt man Näheres. Bei einer Führung bekommt der Besucher darüber hinaus unzählige Anekdoten und Geschichten rund um die Fastnachtsbräuche des Südwestens geliefert. Anhand einer übersichtlichen Museums-App mit Audioguide in Deutsch, Englisch und Französisch kann das Museum auch selbst erkundet werden.

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Da es nach modernen museumspädagogischen Grundsätzen gestaltet wurde, ist der Aufenthalt sehr kurzweilig und spricht alle Sinne an. Die Ausstellung ist in 13 Themengebiete gegliedert und wird durch zahlreiche Medien- und Mitmachstationen ergänzt. So kann man sich auf Knopfdruck Heischesprüche und Narrenmärsche anhören, im 3D-Kino ganzjährig die Fernsehübertragung eines Narrentreffens ansehen oder sich an der Schnitzstation einen Einblick in die Herstellung der Masken verschaffen.

Digitale Kulturvermittlung

Im Rahmen des bundesweiten Projekts „museum4punkt0“ wurden verschiedene digitale Attraktionen entwickelt, die den Narrenschopf auf eine neue Ebene hieven. So können die Besucher interessante Fastnachtsbräuche mit Hilfe von Virtual Reality (VR)-Brillen aus einer ganz neuen Perspektive erleben. Damit auch Gruppen die 360°-Filme gemeinsam und ohne VR-Brille erleben können, wurde eigens eine 360°-Projektionskuppel errichtet, in der die Besucher – ähnlich wie in einem Planetarium – mitten im fastnächtlichen Treiben sitzen und bei einer Reise durch die schwäbisch-alemannische Fastnachtslandschaft einen Einblick in die unterschiedlichsten Bräuche bekommen.

Ausflugsziel für Alt und Jung

Der Bad Dürrheimer „Narrenschopf“ ist weit mehr als eine Ausstellung von Fastnachtsfiguren. Er macht die Bräuche der schwäbisch-alemannischen Fastnacht verständlich und erlebbar – und das ganzjährig und überregional. Fastnachtsnarren bekommen hier die Gelegenheit, einmal über den Tellerrand der eigenen Narrenzunft zu blicken und die unterschiedlichsten Facetten der Narretei im Südwesten kennenzulernen. Doch auch für diejenigen, die keinen Bezug zur Fastnacht haben, ist ein Besuch auf jeden Fall lohnenswert, erfährt man doch einiges über Sinn und Herkunft der Fastnachtsbräuche und die damit verbunden kulturgeschichtlichen Hintergründe. 2014 wurde die schwäbisch-alemannische Fastnacht in das bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen.

50 Jahre Narrenschopf

In diesem Jahr feiert das Fastnachtsmuseum 50-jähriges Jubiläum. Die Geschichte des Narrenschopfes begann mit der Schließung der Rottweiler Saline „Wilhelmshall“ im Frühjahr 1969. Die Gemeinde Bad Dürrheim erwarb eine achteckige Abdeckung der ehemaligen Sole-Vorratsbehälter aus den Jahren 1847/48 mit einem Durchmesser von fast 18 Metern, die in Sichtweite der Bohrtürme der Dürrheimer Ludwigssaline wieder aufgebaut wurde.

Am 10. Januar 1970 beschloss die Hauptversammlung der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte, in der historischen Kuppel ein „Narren- und Brauchtumsmuseum schwäbisch-alemannischer Narrenzünfte“ zu gründen, das schließlich am 4. Mai 1973 als „Narrenschopf“ eröffnet wurde. Die räumliche Enge, die große Resonanz beim Publikum und der Wunsch nach Unterbringung des Zentralarchivs der Geschäftsstelle der VSAN führten zur Errichtung zweier Erweiterungsbauten.

Im Jahr 2002 gingen das Gebäude sowie beinahe alle ausgestellten Häser in den Besitz der Kulturstiftung der Schwäbisch-Alemannischen Fastnacht über. Betrieben wurde das Museum jedoch vom Verein Narrenschopf e. V. Unter dessen Federführung wurde das Museum 2011 nach modernen museumspädagogischen und gestalterischen Ansprüchen komplett umgestaltet und am 28. Januar 2012 neu eröffnet.

Nach der Aufnahme der schwäbisch-alemannischen Fastnacht in das bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes im Dezember 2014 folgte im Jahr 2017 die Einbeziehung des Museums in das Bundesprojekt „museum4punkt0 – Digitale Strategien für das Museum der Zukunft“. Die Ergebnisse dieses Projektes in Form von VR-Brillen, einem 360-Grad-Kino und weiteren digitalen Highlights wurden zwischen 2019 und 2022 nach und nach im Museum implementiert.

Zum 1. Januar 2018 übergab der Verein Narrenschopf den Betrieb des Museums an den Dachverband, die Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte e. V., der es seither als Eigenbetrieb führt, während der Verein Narrenschopf als Förderverein fungiert.