Das Projekt zeichnet sich besonders dadurch aus, dass die Mädchen und Jungen selbst erfahren, was es heißt, gemeinsam ein gestecktes Ziel zu erreichen, dabei Ausdauer, Engagement und Selbstbewusstsein zu zeigen, sich im Team zu helfen und ganz nebenbei unsere Heimat in ihrer Vielfalt kennenzulernen und zu verstehen“, betont Schulleiterin Katja Fox. Der langjährig verantwortliche Lehrer, Andreas Gottschling, sagt: „Die größte Herausforderung für die Schüler, neben dem Bewältigen der Strecke, ist der Verzicht auf das Handy. Es ist immer schön, zu sehen, wie stolz die Schüler auf sich sind, wenn sie einen steilen Anstieg bewältigt haben und auf dem Gipfel dann die Aussicht genießen.“

Seit 2003 sind die Realschüler jetzt unterwegs, mit Unterbrechungen, sonst könnten sie jetzt das 20-jährige Jubiläum feiern. Alles begann mit einem zehntägigen Wanderschullandheim-Projekt und einer Wanderung von Baden-Baden auf den Belchen. Die Routen auf dem beliebten Fernwanderweg wurden immer mehr ausgedehnt und erstmals ging es dann 2012 auf dem Westweg in 16 Tagen von Pforzheim nach Basel. Und das Projekt ist bisher einmalig in ganz Deutschland.

Gleichzeitig stieg auch das Interesse der Realschüler im Alter zwischen elf und 13 Jahren, bei der Herausforderung auf „Schusters Rappen“ mitzumischen. So bewarben sich in diesem Jahr über 50 Mädchen und Jungen auf die 25 Plätze in der Trekkingklasse. Was tun? „Wir mussten schon in den letzten Jahren einigen absagen, aber so viele waren es noch nie“, erklärt Gottschling. „Letztlich haben wir uns entschlossen, zwei Trekkingklassen einzurichten. Das heißt für mich aber auch, dass ich zweimal den Westweg laufen darf (lacht)“. Beim 16. und 17. Wanderabenteuer, am 17. Juni und 8. Juli, werden also zwei siebte Klassen an den Start gehen. „Deshalb sind wir auch verstärkt auf die Unterstützung durch Sponsoren angewiesen.“

Der Höchste ist bezwungen: Die Mädchen und Jungen am Bismarckdenkmal.
Der Höchste ist bezwungen: Die Mädchen und Jungen am Bismarckdenkmal. Bild: Realschule

Besondere Art des Lernens

Und die Vorbereitung auf eine ganz andere und besondere Art des Landschulheimaufenthalts hat bereits begonnen. „Die 52 Mädchen und Jungen üben und bewähren sich nicht nur während des Projekts in den Bereichen Personal-, Sozial-, Fach- und Methodenkompetenz, sondern auch im Verlauf des gesamten siebten Schuljahres“, erklärt Andreas Gottschling. Nicht zuletzt deshalb sind auch die Klassenlehrerinnen Katharina Riedesser und Anna Strobel in den Trekkingunterricht, der in zusätzlichen AG-Stunden erfolgt, mit einbezogen.

So lernen die Schüler das Kartenlesen, die Anwendung von digitalen Karten, den Umgang mit Karte, Kompass und GPS-Empfänger, praktisches Orientieren im Gelände, das Planen der einzelnen Etappen, das Lesen und Erstellen von Höhenprofilen sowie das Verhalten in der Natur – und natürlich steht auch Ausdauer- und Wandertraining auf dem Programm. „Die positiven Rückmeldungen von Eltern und Schülern nach den Wanderungen zeigen deutlich, dass sich der große Aufwand im Vorfeld und die lange Aufenthaltsdauer für eine Erfahrung dieser besonderen Art des Lernens immer wieder lohnen“, betont der Trekkinglehrer.

Der Westweg führt auch durch wildromantische Schluchten: Hier eine Trekkingklasse auf einer großen Holzbrücke direkt über einem Wasserfall.
Der Westweg führt auch durch wildromantische Schluchten: Hier eine Trekkingklasse auf einer großen Holzbrücke direkt über einem Wasserfall. Bild: Realschule

Sponsoren gesucht

Unterstützung erhält Andreas Gottschling auch immer wieder von engagierten Eltern – das diesjährige Orgateam unter der Leitung von Silvia Kunz ist auf der Suche nach Sponsoren und organisiert auch die Kooperation mit dem heimischen Schwarzwaldverein, der Wanderungen für die Trekkingklassen anbietet. Ein ganz tolles Projekt haben die Mädchen und Jungen noch vor den Osterferien in Angriff genommen. Unter der Leitung von Revierförster Manfred Fünfgeld pflanzten sie am Buchberg 900 junge Tannen und Douglasien. Unterstützt wurde der Nachwuchs von Eltern und angehenden Förstern. Dabei kamen Profiwerkzeuge wie „Wiedehopfhauen“ und Hohlspaten zum Einsatz. „Die Mädchen und Jungen waren hochmotiviert und haben das ganz toll gemacht“, lobte Fünfgeld die Trekking-Truppe der Realschule. Weitere Aktionen und vorbereitende Wanderungen werden folgen.

Schon jetzt fiebern die beiden Trekkingklassen dem großen Ziel entgegen: In 16 Tages-Etappen wollen sie den Westweg bezwingen – ganze 320 Kilometer erstreckt sich der landschaftlich reizvolle, aber sicher auch zum Teil anstrengende Fernwanderweg von Pforzheim bis nach Basel am Hochrhein. Unter Wanderern ist der „Westweg“ längst zum Kultweg avanciert. Auch deshalb Kult, weil er von Nord nach Süd alle typischen Landschaftsformen des Schwarzwalds erschließt.