Ihre Namen verbreiten Eis und Schrecken: Mamertus, Pankratius, Servatius, Bonifatius und Sophia. Besser bekannt als die Eisheiligen, stehen die Namen für die letzten Frostnächte des Frühjahrs. Wenn kalte Polarluft über die Böden der Felder und Weinberge zieht und zarten Triebe und erste Blüten den Garaus macht.
Die Eisheiligen beginnen laut mittelalterlicher Bauernregeln am 11. Mai und einen mit der „Kalten Sophie“ am 15. Mai). Erst dann wird das milde Frühlingswetter stabil. Soweit die Tradition. Denn mit der Klimaerwärmung scheinen auch die Eisheiligen ihren Schrecken zu verlieren.
Vergangen Woche war im Weinberg Raiteberg beim Bismarckturm geschäftiges Treiben zu beobachten. „Wir schneiden gerade die Frostruten weg“, verrät Alexander Volz, der sich als Kellermeister und Mädchen für alles in der Spitalkeller vorstellt. „Es gibt immer zwei Ruten an der Weinrebe“, erzählt Volz. Eine ist horizontal angebunden, die andere wächst senkrecht, die sogenannte Frostrute. Sie ist eine traditionelle Reserve, sollte der Bodenfrost zuschlagen. „Wenn es kalt wird, friert die Rute, die wir gebogen haben, in den meisten Fällen ab.“ Weil die Frostrute höher steht, überlebt sie den Bodenfrost und kann als Ersatz für ihre erfrorene „Schwester“ nach unten gebogen werden. „Oftmals sind es 20 Zentimeter, die den Unterschied ausmachen können“, sagt Volz.
Weniger Frost wegen des Klimawandels?
Aber warum werden die Frostruten zwei Wochen vor den gefürchteten Eisheiligen entfernt? „Vor 10 bis 20 Jahren waren die Frostruten noch extrem wichtig, weil wir am See wegen des alpinen Klimas immer recht spät Frost bekommen haben“, so Volz. Doch das ist nicht mehr die Regel. Die Vegetationsperioden sind zunehmend länger und Frosteinbrüche im Frühjahr seltener und auch weniger streng als früher.
„Aktuell haben wir schon recht frühen Austrieb an den Frostruten. Und er würden sich noch weitere Triebe bilden, was viel Energie und Reservestoffe verbraucht.“ Zudem gäbe es aktuell eine Niederdruckwetterlage, weshalb in den nächsten drei Wochen nicht mit Temperaturen über 20 Grad zu rechnen sei. Wenn es anschließend wärmer und sonniger wird, beginnt es im Weinberg so richtig zu sprießen. „Dann müssen wir an den Ruten die sogenannten Doppeltriebe wegbrechen und kämen gar nicht mehr dazu, die Frostruten zu schneiden“, sagt Volz.
Die Wetterfrösche von wetter.de prognostizieren für die Eisheiligen nächste Woche übrigens schönes sonniges Wetter und kühle Nächte. Für den Südwesten sieht es nicht nach Frost aus.
Die Sonnenhalde
Die Einzellage „Konstanzer Sonnenhalde“ setzt sich aus zwei voneinander getrennten Weinbergsflächen zusammen, dem „Raiteberg“, unterhalb des Bismarckturmes, und dem „Sierenmoos“, etwas östlich davon. Früher lag der Weinberg weit außerhalb vor den Toren der Stadt. Heute liegt die „Sonnenhalde“ komplett im Wohngebiet – mit dem Nebeneffekt, dass die geschützte Lage eine um eine Woche frühere Ernte erlaubt.