Filip Galiot – dieser Name klingt wie ein Künstlername, ist er aber nicht. Dennoch kennt sich der 33-Jährige im Rampenlicht aus, denn er gehörte vor etwa zehn Jahren zu den hoffnungsvollsten Nachwuchs-Modedesignern in Deutschland, sahnte 2011 sogar den deutschen Nachwuchs Designerpreis ab. Seine Kreation: Hosen. Der gebürtige Vöhrenbacher probierte schon als Schüler neue Hosen mit Hilfe von Schmirgelpapier, Farbe und Drahtbürsten zu bearbeiten. Der Durchbruch kam mit einer Thermofixierung. Er gilt als der Erfinder der „Hose aus dem Backofen“. Damit kreierte er einen ganz eigenen Look, auf den er auch ein Geschmacksmuster angemeldet hat, das ist so etwas wie ein Patent.
Stars und Sternchen wollten an seine Hosen
Der neue Style kam an. Er kam so gut an, dass Filip Galiot Künstler wie Gottlieb Wendehals, Michael Holm, die Jacob Sisters und Rapper Eko Fresh ausstattete. Auch Jürgen Milski und Micaela Schäfer trugen die neue Jeans. Der Schwarzwälder war Gast auf vielen Fashionweeks und eröffnete 2012 sogar die bekannte Pre-Fashionweek-Show in Berlin. Das seine Kollektion ankam, zeigten anschließende Anfragen von der New Yorker Fashionweek und aus Las Vegas, die er allerdings aus Zeitgründen damals nicht annehmen konnte. Später übernahmen sogar unter anderem so großen Marken wie Dolce & Gabbana und Versace seinen Look.

Filip Galiot erlebte den steilen Aufstieg in der Modebranche. Ein weiterer Höhepunkt war das Treffen mit Entertainer Rolf „Rolfe“ Schneider und Modelagent Peyman Amin, die als Juroren der Fernseh-Show „Germany‘s Next Topmodel“ bekannt wurden. Vor allem durch „Rolfe“ arbeitet Filip Galiot von 2010 bis 2013 im Hintergrund der Fernseh-Show mit. „Es hat damals ein wahrer Hype eingesetzt“, erzählt der 33-Jährige heute. „Plötzlich kamen viele Fernsehleute auf mich zu und drehten Reportagen. Ich kam mir zeitweise vor wie ein Stück Fleisch.“ Jeder wollte ein Stück vom Erfolg von Filip Galiot abhaben.
„Ich habe die negative Seite des Showbusiness hautnah erlebt“, sagt er. „Es ist dermaßen oberflächlich und tatsächlich leicht zerbrechlich.“ Dies führte dazu, dass Filip Galiot einen radikalen Strich zog. „Ich war mit der Mode fertig“, sagte er. „Ich wollte schlichtweg nichts mehr damit zu tun haben.“ Er hatte ein Stipendium in Berlin gewonnen und bekam für ein Jahr eine riesige Wohnung gestellt. Doch nach nur zwei Wochen brach er ab, ging nach Baden-Baden und begann eine Ausbildung zum Event-Manager. „Es war die absolut richtige Entscheidung“, resümiert er heute. Für sein Abschlussprojekt der Ausbildung, das Tanztheater „Sakrifixie“ bekam er sogar den Baden-Baden-Award.
Auf der Modeschule hat‘s gefunkt
Eigentlich wollte er nie mehr etwas mit Modedesign machen. Doch erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Als er 2017 in einem Atelier in Stuttgart tätig war, gab es nebenan eine Modeschule, die seine Dienste als Choreograph in Anspruch nahmen. So kam er zwischen 2017 und 2019 zurück in die Branche – und lernte ganz nebenbei auch Jana Gluchová, die die Modeschule besuchte, kennen und lieben. „Ich habe ihre Choreographie gemacht und die Chemie stimmte einfach sofort zwischen uns“, erinnert er sich.

In der Zwischenzeit lebte der gebürtige Vöhrenbacher bereits in Konstanz. „Ich habe Konstanz zum ersten Mal so richtig als Mister Oktoberfest 2010 kennengelernt“, erinnert er sich. „Mich hat die Stadt sofort fasziniert. Sie hat die richtige Größe und bietet Ruhe, Kraft und die Möglichkeit zum Runterkommen.“ Zwischenzeitlich lebt er mit Jana Gluchová zusammen am Bodensee. Im vergangenen Jahr haben sie sogar geheiratet.
Sie war es auch, die 2019 letztlich den Impuls gab, dass sich Filip Galiot wieder mit Mode befasst. Dabei ist er eher im digitalen Bereich tätig und seine Frau zeichnet. Dabei hatte er sich bis dahin sehr gut als Event-Manager etabliert. Er war auch gerade dabei, in Kooperation mit einer Brennerei in Baiersbronn im Schwarzwald einen schwarzen Vodka „Black Vodka“ herauszubringen. Allerdings kam da Corona dazwischen. An Kreativität fehlte es ihm nicht.
Minimalismus und nachhaltige Mode
Unter dem neuen Namen Atelier Gavier startete der heute 33-Jährige aber auch wieder in der Mode. „Die Kollektionen entwickeln wir gemeinsam und tauschen uns regelmäßig aus“, sagt Filip Galiot. „Wir ergänzen uns diesbezüglich perfekt.“ Dabei verfolgt er ein konsequentes Konzept: Minimalismus, ethisch korrekte Herstellung, Bio-Baumwolle und Herstellung aus erneuerbaren Energien. „Mir war ein möglichst neutraler CO2-Fußabdruck wichtig“, erklärt er. „Außerdem sollte jeder, der am Produkt arbeitet, faire Löhne bekommen.“ Die Veredelung der Kollektionen findet komplett in Konstanz statt.

Die Premieren-Ausgabe kam 2020 heraus. Es waren ausschließlich Shirts. Die zweite ist ebenfalls schon fertig – dieses Mal ist es eine Baby-Kollektion. „Das Bio-Konzept passt einfach perfekt zu Babys“, erklärt Filip Galiot. Auf die Frage, ob die Babykollektion etwas mit der persönlichen Situation zu tun hat, muss der 33-Jährige lachen und sagt: „Nein, wir erwarten keinen Nachwuchs.“ Dafür stehen die Pläne für die dritte Kollektion bereits: „Da soll es eine gemütliche Lounge-Wear zum Wohlfühlen für Eltern geben.“ Und eventuell sind auch noch Accessoires geplant.