Mit Icarus wollen Forschende weltweit die Bewegungen von Tieren untersuchen und die Bedingungen messen, in denen diese leben. Das System folgt dem „Internet der Dinge“- Konzept zur Beobachtung von Wildtieren aus dem Weltraum aus. Leichte, an Tieren angebrachte Sensoren übermitteln Daten über die Bewegungen und das Verhalten ihrer Träger an einen Empfänger im Weltraum, der diese Daten zur Erde sendet. Ziel ist ein „Internet der Tiere“ zu etablieren, das Auskunft darüber gibt, wie sich Ökosysteme und das Klima verändern und wie die Tiere auf diese Veränderungen reagieren.

Seit 2020 erfasst eine Antenne auf dem russischen Modul der Internationalen Raumstation ISS das Verhalten und die Wanderungen von Tausenden von Tieren auf der ganzen Welt, sogar an schwer zugänglichen Orten wie über Ozeanen, in Wüsten und in Regenwäldern. Als im März 2022 der russische Krieg gegen die Ukraine begann, musste die Partnerschaft zwischen der deutschen und der russischen Raumfahrtbehörde jedoch eingestellt werden. Die russische Raumfahrtbehörde Roskosmos, mit der das Konstanzer Team bisher zusammengearbeitet hat, beendete die Kooperation und kappte den Zugang zu den Daten. Ein schwerer Schlag für die Icarus-Forschenden.

Neue Mini-Satelliten für das globale Tierbeobachtungssystem

Nun soll die Erfolgsgeschichte von Icarus fortgeschrieben werden: Während sich die erste Antenne und Computer des Projekts auf der Internationalen Raumstation befanden, ist die gesamte Technik beim neuen Icarus als Empfängersystem auf einem sehr kleinen Satelliten untergebracht, einem so genannten CubeSat. Mitte Juni startete ein solcher CubeSat von Kalifornien aus ins All, ausgestattet mit einem nachrichtentechnischen Empfängersystem, mit der das Icarus- Team in den nächsten Monaten entscheidende Tests für ein zukünftiges System durchführen wird. Zum ersten Mal kann Icarus dann Vögel, Fledermäuse, Meeresschildkröten und Landsäugetiere überall auf der Erde erfassen. Wenn die Testphase abgeschlossen ist, soll Icarus seinen Betrieb im Oktober 2024 wieder aufnehmen.

Der neue Icarus Empfänger bringt einige erhebliche Verbesserungen für die Forschung mit sich. Es benötigt weniger Energie als das alte System bei gleichzeitig höherer Leistungsfähigkeit und es überträgt Daten schneller und erfasst die gesamte Erdoberfläche. Das bedeutet, dass Tiere überall auf der Erde wertvolle Informationen über ihre eigene Gesundheit und die Gesundheit ihrer Umgebung übermitteln können. „Das neue System wird uns einen noch viel genaueren Blick auf das Leben auf der Erde liefern als zuvor“, sagt Martin Wikelski, der das Projekt am Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie leitet. bau/pm