So klein sie ist, so groß ist ihre Bedeutung für Mensch und Natur: die Honigbiene. Das kleinste Nutztier der Welt versorgt uns nicht nur mit leckerem Honig, sondern bestäubt, mit anderen Insekten, auch rund 80 Prozent unserer Wild- und Nutzpflanzen. Auf ihrer Suche nach Nahrung transportiert sie Pollen von Blüte zu Blüte und ermöglicht so die Befruchtung der Pflanzen. Das macht sie sowohl für das Ökosystem als auch für unsere Landwirtschaft unerlässlich.

Doch die Biene hat mittlerweile mit vielen Problemen zu kämpfen, die ihren Bestand bedrohen. Feinde sind Milben, Pestizide und Insektizide, der Klimawandel, aber auch ein monotones Nahrungsangebot und die Lichtverschmutzung. Zum Glück hat die Biene aber auch einige Unterstützer, die sich für ihren Erhalt stark machen. Drei von ihnen sind Simone, Herbert und Erik Gieß, eine Imkerfamilie aus Oberdorf. Mit ihrer Bodenseeimkerei zum Honigschlecker produzieren sie nicht nur Honig, sie geben ihr Wissen auch an Interessierte weiter und wollen so auf die Bedeutung und die Nöte der Biene aufmerksam machen.

Imkerin produziert Biokreis zertifiziert

Herbert Gieß ist bereits seit 15 Jahren Imker, hat angefangen mit drei Bienenvölkern und betreut heute 22. Seine Frau Simone war 26 Jahre lang Flugbegleiterin und hat sich im vergangenen Jahr als Imkerin selbstständig gemacht. Heute kümmert sie sich um 30 Bienenvölker und produziert Biokreis zertifiziert. Und auch Sohn Erik begeistert sich für das Imkern, versorgt selbst bereits drei Bienenvölker und verkauft seinen Honig im Dorf – eine Familie, eine Leidenschaft.

Simone und Erik Gieß am Bio-Bienenstand in Wollmatingen.
Simone und Erik Gieß am Bio-Bienenstand in Wollmatingen. Bild: Sarah Steen

Und diese Leidenschaft macht viel Arbeit, sind sich Simone und Herbert Gieß einig. „Imkern ist mehr als nur den Bienen den Honig klauen“, sagt Herbert Gieß. „Man muss sich jedes Jahr neu einstellen. Auf das Klima, auf das Bienenverhalten – es geht immer darum, zur richtigen Zeit, das Richtige zu tun.“ Darunter fällt etwa die Zufütterung. Je nach Wetter brauchen die Bienen Futterunterstützung, um nicht zu verhungern. „2021 hatten wir fast eine Nullrunde“, sagt Simone Gieß. Mai und Juni seien zu regnerisch und kalt gewesen, die Bienen haben kaum Futter gefunden. „Das war viel Arbeit ohne nennenswerten Ertrag.“

Simone Gieß produziert bewusst ökologisch. Ihre Produkte sind alle Biokreis zertifiziert. Das bedeutet unter anderem, dass keinerlei chemische Mittel verwendet werden dürfen und nur biologisch zugefüttert werden darf. Aber auch auf den Standort des Bienenstands kommt es an, schließlich sollen die Bienen keine schädlichen Pestizide aufnehmen. Ihre Stände stehen in Wollmatingen sowie am Rand der Marienschlucht.

Bienen sind von zentraler Bedeutung für das Ökosystem

Ziemlich aufwendig, oder? „Und teuer“, sagt Simone Gieß. Doch Bio ist der Anspruch der Imkerin: „Ziel ist, dass wir die gesamte Imkerei auf Bio umstellen.“ Und das aus gutem Grund: „Uns ist wichtig, dass die Bienen artgerecht und ihrem Wesen entsprechend gehalten werden“, erklärt sie. „Das stärkt die Bienenvölker und sichert die Qualität der Bienenprodukte.“ Und unterstützt auch das Ökosystem, denn: „Die Honigbiene ist von zentraler Bedeutung für unsere Kulturlandschaften.“

Ökologisch produziert wird auch am Steinzeit-Imkerstand bei Dettingen. Hier präsentiert Herbert Gieß das Ergebnis eines sechsjährigen Projekts in Zusammenarbeit mit dem Pfahlbauverein Dingelsdorf, bei dem die Haltung und Bewirtschaftung von Bienenvölkern in nachgebauten, sogenannten Klotzbeuten, erforscht wurde. In mehreren hohlen Holzstämmen produzieren hier Bienen Honig wie in der Steinzeit.

Bienenvölker zum Mieten und Imkern für Kinder

Sein Wissen gibt Herbert Gieß an Kindergartengruppen und Schulklassen weiter. Beim Mutter-Kind-Imkern, können Interessierte sogar an mehreren Terminen das ganze Bienenjahr aus nächster Nähe verfolgen. Darüber hinaus bietet die Bodenseeimkerei Bienenvölker zur Miete an. Die Betreuung übernimmt die Imkerei, der geerntete Honig gehört den Mietern.

„Die Honigbiene wird die Letzte sein, die geht“, sagt Herbert Gieß. Schließlich werde sie von den Imkern umfassend betreut. Für andere Insekten sehe die Zukunft düsterer aus. Immerhin: Im Juni hat der Bundestag das Insektenschutz-Gesetz verabschiedet, das unter anderem strengere Vorgaben für Landwirte beim Pestizid-Einsatz vorsieht. Ob das den Bestand der bedrohten Insekten sichert, bleibt offen.

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