Bis heute faszinieren die damaligen Helden der Arena. Wie und wann entwickelten sich die verschieden Kämpferklassen mit ihren jeweiligen Rüstungen und Waffen? Wie lebten sie abseits der Arena? Wer konnte überhaupt ein Gladiator werden? In der Ausstellung begegnen die Besucher lebensgroßen Gladiatoren in originalgetreuer Kampfmontur und können die Ausrüstung selbst anprobieren.
Totenkult und Propaganda
Neue wissenschaftliche Erkenntnisse, ausgewählte archäologische Funde sowie hochwertige Rekonstruktionen und Modelle helfen dabei, Fakten und Fiktion zu trennen. Rund 500 Jahre lang bestand das Gladiatorenwesen als wichtiges Element der römischen Kultur im ganzen Imperium Romanum. Entwickelt aus einem Totenkult, waren die Gladiatorenkämpfe wichtiger Bestandteil der antiken Unterhaltungsindustrie. Im Mittelpunkt standen berühmte Kämpfer, Souvenirs und Fankultur. Das Ganze diente aber auch als Instrument der staatlichen Propaganda und als Mittel der politischen Werbung.
Originale Fundstücke, wissenschaftliche Rekonstruktionen und interaktive Medienstationen erzählen nicht nur die Geschichte des Kolosseums, sondern lassen das Leben der Gladiatoren zu einer eindrucksvollen Erfahrung werden. Durch herausragende Funde wird die Bedeutung der Gladiatoren für das alte Rom verdeutlicht. So werden z. B. Teile der schönsten Gladiatorenmosaike des römischen Reiches aus dem heutigen Augst in der Schweiz (damals Augusta Raurica) im Original gezeigt. Denn auch in den nördlichen Provinzen wollte die Bevölkerung, und selbst die Legionäre, in ihren Lagern nicht auf Unterhaltung verzichten.
Obwohl man sich nördlich der Alpen schwer tat, exotische Tiere wie Löwen aus Afrika zu importieren, war es trotzdem möglich an „Bestien“ für die Kämpfe zu gelangen. Die Stele eines Ursarius, eines Bärenfängers aus Xanten, zeugt davon. Hochwertiges medizinisches Besteck, aber auch der Grabstein eines Gladiators aus der heutigen Türkei zeugen vom Schmerz und am Ende auch vom Tod, der unauflöslich Teil des Lebens eines Gladiators war.
Escape Room
Ein besonderes Highlight ist der Escape Room, der mit neu entwickelten Rätseln einen Bezug zur neuen Sonderausstellung bietet bzw. niederschwellig und spielerisch einen Einblick in vergangene Zeiten vermittelt. Der Escape Room eignet sich für alle Altersklassen und besonders für junge Erwachsene, Familien und Schulklassen. Im Mittelpunkt stehen ein altes Museumsarchiv und drei Rätsel rund um einen Pfahlbauer, eine Leierbauerin und einen Gladiator. Es warten dunkle Geheimnisse und eine spannende Mission im Wettlauf gegen die Zeit.
Brot und Spiele
Gladiatorenspiele (munera gladiatorum) standen im Zentrum des römischen Gesellschaftslebens. Sie hatten zuerst religiösen Charakter und nahmen ihren Anfang im Rahmen von Trauerfeiern wohlhabender Familien. 264 v. Chr. ist der erste Gladiatorenkampf zu Ehren eines verstorbenen Politikers schriftlich überliefert. Gladiatorenkämpfe entwickelten sich im Laufe der Zeit zur Massenunterhaltung und einem wichtigen politischen Instrument. Mit der Formulierung „Brot und Spiele“ ging die Bedeutung der Gladiatorenkämpfe zur Profilierung vor der Bevölkerung in unseren Sprachgebrauch über. Die Kämpfe waren dabei zumeist kein sinnloses Gemetzel, sondern unterlagen festen Regeln. Die Gladiatoren demonstrierten, wie man dem Tod mutig entgegentrat. Erfolgreiche Kämpfer wurden zu den Lieblingen der Masse, Verlierer wurden, hatten sie tapfer und beherzt gekämpft, vom Publikum begnadigt.
In der Arena herrschte die Ordnung der römischen Welt. Öffentliche Hinrichtungen dienten der Abschreckung, Jagd und Tierkämpfe symbolisierten den Sieg der Zivilisation über die Natur und die Gladiatoren versinnbildlichten den Triumpf menschlicher Tapferkeit über den Tod. Die dafür errichteten großen Amphitheater, wie das Kolosseum in Rom, verliehen diesem Anliegen einen monumentalen Rahmen.
Digitales Kolosseum
Eine digitale Rekonstruktion des damaligen Kolosseums für eine Fernsehproduktion von Terra X wurde für die Ausstellung angepasst. Auf einer massiven Tribüne sitzend wird man um sich herum die vollbesetzen Ränge der damaligen Zeit sehen. Diese packende Gestaltung, dazu der Einsatz moderner, interaktiver Medien und darin eingebettet, die hochkarätigen Funde, bietet die Ausstellung eine Gesamtinszenierung, in die die Besucherinnen und Besucher mit allen Sinnen eintauchen können. Aber am Ende hängt die Faszination der Gladiatoren eng mit ihrem Leben und Sterben zusammen. Ausgebildet über Jahre in kasernierten Gladiatorenschulen konnte ein Gladiator Ruhm erreichen oder namenlos ein Ende finden. (pm)