Es ist Halbzeit im FIS-Weltcup der Skispringerinnen. Mit der Japan-Tour im Olympiaort von 1972, in Sapporo sowie in Zao, sind exakt 13 von 26 Weltcups absolviert. Nach einer Wettkampfpause kehrt der Weltcup-Tross nach Europa zurück – genauer gesagt nach Hinterzarten. Am letzten Januar-Wochenende gastieren die weltbesten Skispringerinnen, nach Titisee-Neustadt im vergangenen Dezember, nun ein weiteres Mal im Schwarzwald.

Sozusagen als „Geburtstagsgeschenk“ zum 100-jährigen Jubiläum des Skiclub Hinterzarten ist selbiger vom 27. bis 29. Januar Ausrichter von zwei Einzelwettkämpfen auf der zur kleinsten Großschanze der Welt im Adler Skistadion. Die Freude ist groß in der Hochschwarzwaldgemeinde, nicht nur bei Tanja Metzler: „Wir sind alle hochmotiviert und freuen uns auf die Rückkehr des Damenweltcups nach Hinterzarten“, betont die Vorsitzende des Jubelclubs.

Präparation Herausforderung

Aber gibt es wirklich genug Schnee in Hinterzarten, um die Rothaus-Schanze präparieren zu können? „Wir haben aktuell bis Mittwoch etwa 20 Zentimeter Naturschnee bekommen. Jetzt soll es kalt werden und dann können wir noch Schnee produzieren“, freut sich Metzler auf die fünfte Auflage des Frauen-Weltcups in Hinterzarten.

Der erste Schnee im Schanzenauslauf ist verteilt, die Schneilanzen stehen bereit um in den kalten Nächten noch Schnee zu produzieren.
Der erste Schnee im Schanzenauslauf ist verteilt, die Schneilanzen stehen bereit um in den kalten Nächten noch Schnee zu produzieren. Bild: Hahne, Joachim

Bis die ersten der 60 Skispringerinnen aus 16 Nationen im Adler-Skistadion über den Bakken gehen können, erwartet das Schneeteam und das gesamte Organisationskomitee (OK) im Vorfeld noch einiges an Arbeit. „Nach drei Tagen Beschneiung können wir dann mit der Präparation von Anlauf und Auslauf beginnen. Hier benötigen wir nochmals etwa anderthalb Tage. Am Donnerstag nächster Woche soll die Schanze sprungbereit sein“, so Metzler weiter.

Und im Adler-Skistadion dürfen sich die Skisprungfans auf zwei spannende Wettkämpfe mit den weltbesten Skispringerinnen freuen. Die Favoritin auch in Hinterzarten heißt Eva Pinkelnig. Die 34-jährige Vorarlbergerin vom TSV Tschagguns dominierte die bisherigen Wettkämpfe, wie beispielsweise im Vorjahr die Gesamt-Weltcup-Siegerin Marita Kramer aus Österreich oder in früheren Jahren die Japanerin Sarah Takanashi.

Sechs von 13 Springen konnte Pinkelnig gewinnen, weitere sechsmal stand die Quereinsteigerin, die erst mit 24 Jahren mit dem Skispringen begann, zudem auf dem begehrten Stockerl. Die Österreicherin führt den Gesamtweltcup aktuell mit 1016 Punkten souverän an. Und in Hinterzarten darf sich Eva Pinkelnig auf lautstarke Unterstützung aus der Heimat erfreuen. Es hat sich nämlich ein Bus mit 40 Fans aus Tschagguns für Hinterzarten angesagt.

Hoffen auf Althaus

Mit gebührendem Abstand von 263 Zählern liegt Katharina Althaus auf dem zweiten Rang der Gesamtwertung. Großschanzen liegen der 26-jährigen Weitenjägerin, was sie beim Weltcup-Sieg Anfang Dezember auf der Hochfirstschanze von Neustadt unter Beweis stellte. Und mit drei Weltcup-Siegen und ebenso vielen Podestplätzen kann sich die Zwischenbilanz der Allgäuerin vom SC Oberstdorf ebenfalls sehen lassen.

Eine starke Saison springt bislang auch Selina Freitag. Der jüngeren Schwester von Richard Freitag, der seine erfolgreiche Weltcup-Karriere im vergangenen Jahr beim Skifliegen in Oberstdorf beendet hat, ist im WM-Winter der Durchbruch in die Weltspitze gelungen. Die 21-jährige sprang in Ljubno/Slowenien und Zao als Dritte und Zweite erstmals auf das Podest und verpasste in Japan ihren ersten Weltcupsieg nur um schlappe 1,3 Punkte.

Und wer sind die weiteren Favoriten auf den Tagessieg oder einen Spitzenplatz? Hier müssen auf jeden Fall die beiden Norwegerinnen Anna Odine Stroem und Silje Opseth auf den Rängen drei und vier der aktuellen Weltcup-Gesamtwertung genannt werden. Während Ursa Bogataj nach ihrem verhängnisvollen Sturz beim Heim-Weltcup in Ljubno mit einem Kreuzbandriss im weiteren Verlauf des
WM-Winters in der leidvollen Zuschauerrolle ist, gehören ihre slowenischen Team-Kolleginnen Nika Kriznar und Ema Klinec ebenfalls zum erweiterten Favoritenkreis für Hinterzarten.

Mit Anna Rupprecht (SC Degenfeld) und Agnes Reisch (WSV Isny) werden auch zwei Skispringerinnen aus Baden-Württemberg im Aufgebot von Bundestrainer Maximilian Mechler erwartet.

Zahlreiche Helfer

Rund 200 ehrenamtliche Helfer sollen an den drei Wettkampftagen für einen reibungslosen Ablauf des Weltcups im Adler Skistadion sorgen. Das ZDF und Eurosport mit einem Live-Stream übertragen die beiden Springen, angesagt haben sich auch ein japanisches und skandinavisches TV-Team.