Das Damoklesschwert einer Steuernachzahlung schwebt weiter über der HTG. Das Widerspruchsverfahren läuft und ist aktuell beim Finanzgericht angesiedelt. Im schlechtesten Fall erwartet die HTG eine Nachzahlung in Höhe von 2,3 Millionen Euro. Hierüber informierte Thorsten Rudolph in einem Pressegespräch dieser Tage. Und der HTG-Geschäftsführer kündigte zudem seinen Abschied von der Trägergesellschaft an. Den bis zum Jahr 2023 laufenden Vertrag wird er, wie bereits im Jahr 2021 gegenüber dem Aufsichtsrat angekündigt, nicht mehr verlängern. Bereits in den nächsten Tagen soll die Ausschreibung für seine Nachfolge in der HTG erfolgen.
Die Nachricht zur Steuerthematik in der Nach-Weihnachtszeit schlug im Hochschwarzwald und damit in der Tourismusbranche der Region ein, wie eine Bombe. „Es wurde Vieles geschrieben und erzählt was nicht den Tatsachen entspricht“, ärgert sich der Geschäftsführer. Eine Steuernachzahlung von über zwei Millionen Euro droht der im Jahr 2008 gegründeten Tourismusgesellschaft, sollten die Steuerbescheide für die Jahre 2014 bis 2019 aufrecht erhalten bleiben. „Aber weder der Steuerzahler noch die Gemeinden zahlen den dann notwendigen Kredit, sie werden also nicht zur Kasse gebeten. Das Geld kommt aus der Kurtaxe, also von den Gästen“, stellte Thorsten Rudolph klar.
Für den Leistungsfall könnte die HTG 800.000 Euro aus Rücklagen direkt selbst bezahlen, die restlichen 1,5 Millionen Euro gelten durch einen Kreditvertrag mit dem Hauptgesellschafter, dem Zweckverband Hochschwarzwald als abgesichert. Und auch die aktuell 110 Arbeitsplätze der HTG-Mitarbeiter sind nach Darstellung der HTG durch eine Steuernachzahlung nicht gefährdet.
Während eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft der Ansicht ist, dass die Steuerbescheide unbegründet sind und auch eine Umsatzsteuer-Außenprüfung im Jahr 2018 der HTG ein korrektes Vorgehen attestierte, ist inzwischen auch eine von der Gesellschafterversammlung beauftragte Freiburger Anwaltskanzlei damit beschäftigt, „die Vorgänge transparent und lückenlos aufzuklären“, um die aktuell ausgesetzten Steuerbescheide gänzlich abweisen zu können. Aufgekommen war die Steuerthematik im Herbst 2019 durch die Bund-Länder-Konferenz, die eindeutige und einheitliche Richtlinien zur Besteuerung von touristischen Gästekarten neu festgelegt hat.
Die Gesellschaft als Erfolgsmodell
In der Tourismus-Branche gilt die HTG als Erfolgsmodell. Bis zum Ausbruch der Corona-Pandemie konnte die HTG für die gesamte Ferienregion ständige Umsatz- und Übernachtungszahlen verzeichnen. Im Jahr 2019 wurde ein Umsatz von mehr als 14 Millionen Euro erzielt. Verschiedenste Vergünstigungen machen einen Aufenthalt für die Gäste aus dem In- und Ausland lukrativer. So gibt es Preisnachlässe oder auch die kostenlose Nutzung von Freizeiteinrichtungen, wie Museen, dem Badeparadies, dem Hasenhorn-Coaster oder bis zum Jahr 2020 auch beim Liftverbund Feldberg.
Rudolph unterstrich bei seiner Bestandsaufnahme nochmals die Bedeutung der im Jahr 2009 eingeführten Hochschwarzwald Card und erinnerte an die durchaus sorgfältige Gründung der HTG: „Wir haben uns Rat geholt, bei Wirtschaftskanzleien informiert. Kein Mensch wusste ja, wie man mit dem Thema umgeht, haben gehandelt nach offiziellen Empfehlungen, immer hatten die Steuerberater und Wirtschaftsprüfer Zugang zu dem Thema.“ Und: Neue Empfehlungen ab 2020 wurden sofort umgesetzt, im Vergleich zu anderen Destinationen in Deutschland. Und trotzdem hagelte es Kritik an seiner Person durch einzelne Gemeinderäte.
HTG-Chef wirft hin
Unabhängig vom Ausgang des Steuerverfahrens hat der HTG-Chef für das nächste Jahr seinen Abschied von der HTG angekündigt. Nach den Querelen mit dem Liftverbund Feldberg und der Gemeinde Feldberg sieht Rudolph, „nicht mehr die Bedingungen für eine erfolgreiche Fortführung und Weiterentwicklung der HTG“. Diesen Entschluss teilte er im Sommer 2021 dem Aufsichtsrat mit. In den nächsten Monaten bis zu seinem Ausscheiden will der Geschäftsführer seinen Nachfolger*in einarbeiten und die Amtsgeschäfte übergeben.
Die Herausforderungen für den Tourismus der Region und damit auch für die HTG sind angesichts der fortwährenden Corona-Pandemie und nicht zuletzt auch wegen dem Ukraine-Krieg und den damit verbundenen Kostensteigerungen groß genug. „Da bleibt kein Platz für Eitelkeiten und separatistische Gedankengänge“, konnte sich der HTG-Geschäftsführer, „ohne Namen zu nennen, mit Blick zum Höchsten“, einen kleinen Seitenhieb nicht verkneifen. „Und dann ist Herr Rudolph für die HTG und den Hochschwarzwald Geschichte“.