Herr Schätzle, seit wann gibt es ihr Bestattungsinstitut?

Mein Opa Wolfgang Bisch hat den Betrieb 1956 in Eisenbach gegründet und mein Vater Manfred Schätzle hat ihn 1996 übernommen. Ab dem nächsten Jahr werde ich zusammen mit meiner Frau Petra die Familientradition mit dem künftigen Bestattungsinstitut Schätzle weiter führen. Natürlich werden mein Vater und meine Mutter Birgitt uns weiterhin zur Seite stehen.

Dann erübrigt sich ja eigentlich die Frage, wie sie zu ihrem Beruf gekommen sind?

Ja (lacht), ich bin in den Beruf, der erst seit dem 1. August 2007 ein staatlich anerkannter Ausbildungsberuf ist, quasi reingewachsen. Unser Vater hat mich und meine Schwester schon als Kinder mitgenommen und uns so mit dem Thema konfrontiert. Spätestens in der Schule war dann klar, in welche Richtung es bei mir geht. Unser fünfjähriger Sohn hilft auch schon fleißig mit und lernt so, dass Sterben zum Leben gehört.

Wie meinen Sie das mit dem „Beruf“?

Tatsächlich kann jeder ohne eine Ausbildung einen Bestattungsgeschäft aufmachen. Ich habe mit 14 Jahren, als gleich nach der Schule, bei meinem Vater angefangen und so gelernt, was ich machen, worauf ich achten und wie man in dem Geschäft mit den Kunden umgehen muss. Später, als es die Möglichkeit endlich gab, habe ich die Lehre als Bestattungsfachkraft gemacht. Ich finde es gut, dass dieser Berufszweig eingeführt wurde.

Wie reagiert ihr Umfeld, jetzt kann man ja sagen, auf ihren Beruf?

Für mich ist es ein Beruf wie jeder andere und meine Kollegen, Freunde und Bekannte haben damit überhaupt kein Problem. Erfahren Leute, die mich nicht persönlich kennen, dass ich Bestatter bin, stellen sie mir schon die eine oder andere Frage zu diesem Thema – eine Antwort ist dann nicht immer leicht.

Was ist für Sie das Wichtigste in ihrem Job?

Menschlichkeit und Ehrlichkeit, respektvoll mit der Situation und gefühlvoll mit den direkten Angehörigen umgehen. Wir sind bei einem Todesfall zu 99 Prozent die Ersten vor Ort. Da ist eigentlich immer das notwendige Feingefühl gefragt und manchmal sogar eine psychologische Betreuung notwendig.

Gibt es Momente, die Sie freuen, ja sogar glücklich machen?

Ja, wenn zum Beispiel die Angehörigen nach der Bestattung zu mir kommen und sich für eine schöne, würdevolle Trauerfeier bedanken. Ein Glücksgefühl ist, wenn ich von jungen Menschen höre, dass ich ihnen die Angst vor dem Tod genommen habe.

Apropos, haben Sie Angst vor dem Tod?

Ich werde jeden Tag mit dem Tod konfrontiert und mache mir schon Gedanken. Wenn man überlegt wie schnell es gehen kann, vor allem bei jüngeren Menschen, die überraschend verstorben sind. Aber grundsätzlich habe ich keine Angst vor dem Tod, beziehungsweise dem Sterben. Wie gesagt, das Sterben gehört zum Leben.

Gibt es Situationen, die Ihnen besonders nahe gehen?

Ja, wenn junge Menschen, vor allem Kinder, ganz plötzlich aus dem Leben gerissen werden. Das ist für die Angehörigen etwas ganz Schlimmes und es berührt auch mich sehr. Von einem Tag auf den anderen verändert sich das Leben dieser Menschen, sie trauern und leiden gleichzeitig.

Wie verarbeiten Sie solche Geschichten?

Die Arbeit tagsüber lenkt ab. Wenn man aber zuhause auf dem Sofa zur Ruhe kommt, macht man sich schon viele Gedanken – einfach abschalten ist oft schwierig. Ich habe das Glück mit meiner Frau darüber sprechen zu können – das hilft. Auch gute Freunde, mit denen man weg geht, können einem ablenken und somit erreichen, das Ganze zumindest für ein paar Stunden zu vergessen.

Ist der Tod in unserer Gesellschaft immer noch ein Tabuthema?

Ich denke nicht, man macht sich schon so seine Gedanken. Typisch dafür ist der Vorsatz, jeden Tag bewusst zu genießen, es könnte ja der letzte sein. Allerdings verdrängt man das Thema wieder, wenn es darum geht eine Patientenverfügung zu machen oder eine Generalvollmacht zu erteilen, die das finanzielle über den Tod hinaus regelt. Das ist auf jeden Fall für die nächsten Angehörigen ein wichtiger Punkt und es ist besser, sich darüber Gedanken zu machen, solange man noch gesund ist.

Was hat Sie in ihrem Job am meisten überrascht?

Das kann ich so nicht generell sagen. Jeder erlebt in seinem Beruf, in seiner Familie, in seiner Freizeit Überraschungen – positive und negative. Ich finde es zum Beispiel schade, wenn sich die Hinterbliebenen nicht einmal die Zeit nehmen, ihren verstorbenen Angehörigen würdevoll zu beerdigen. Aber wie schon gesagt gibt es auch viele positive Überraschungen und Glücksmomente.

Sterben ist für viele Angehörige eine finanzielle Herausforderung. Machen sich die momentanen Preissteigerungen auch in Ihrer Branche bemerkbar?

Natürlich werden zum Beispiel die Särge auf Grund der enorm gestiegenen Holzkosten teurer, aber wir geben diese Mehrkosten nur ganz minimal an unsere Kunden weiter.

Worin sehen Sie die Stärken Ihres Bestattungsinstitutes?

Wir bieten für unsere Kunden auf Wunsch einen Rundum-Service an, der von der Gestaltung der Todesanzeige über die Terminvereinbarungen mit dem Pfarrer, bis hin zu der Kündigung sämtlicher Versicherungen alles beinhaltet. Wir haben auf unserer Homepage ein sogenanntes „Gedenkportal“ eingerichtet mit allen Informationen zur Bestattung für Angehörige, Freunde und Bekannte. Dies beinhaltet natürlich auch eine einfühlsame, persönliche und diskrete Begleitung sowie eine umfassende Beratung der direkten Angehörigen – damit sich diese auf das Wesentliche konzentrieren können.