Wenn ein Kind an Krebs erkrankt, bricht für die Eltern eine Welt zusammen. Danach folgt meist großes Leid und Angst, gepaart mit der Hoffnung, dass das Kind geheilt wird. Väter und Mütter mit dem Glück gesunder Kinder sind umso dankbarer. Und viele von ihnen wollen helfen. Zu diesen Müttern gehören auch die Löffingerin Sabine Hoffmann und die Freiburgerin Ramona Schwarzendahl. Die beiden Frauen lernten sich über ein Netzwerk kennen. Schnell erkannten sie, dass sie sich für das Projekt „Mutperlen“ engagieren wollen, um den kleinen Patienten eine Freude zu bereiten.

Projekt „Mutperlen“

Das seit einigen Jahren an der Kinderkrebsklinik laufende Projekt wurde finanziell nicht mehr unterstützt und wäre deshalb ausgelaufen. „Krebs“ bei einem Kind ist so ziemlich die grausamste Diagnose, die Eltern erhalten können. Es folgen Untersuchungen, Behandlungen, teilweise Chemotherapie, Operationen, Transplantationen. Diese werden zum täglichen Wegbegleiter und sind sowohl für die kleinen Patienten, als auch für die Familien kräftezehrend, erschöpfend und belastend. Die Bewältigung der Behandlungsprozedur erfordert viel Geduld, Vertrauen, Stärke, Beständigkeit, Hoffnung und Mut. „Die „Mutperlen“ dienen deshalb als kleine Anker, um die umfangreiche Behandlung besser zu bewältigen. Und sie können auch für den Genesungsprozess eine Rolle spielen.“, informieren die beiden Frauen.

Erfolgreich gestartet wurde das Projekt bereits vor einigen Jahren an Kinderkrebskliniken in Holland. „Jede Untersuchung, jede Spritze, jeder Pieks, jeder Verband, der erste Haarausfall und jede einzelne Behandlung, wird mit einer Mutperle belohnt, die der kleine Patient auf einer Schnur auffädeln kann“, so informieren die beiden Frauen. Die erste Perle ist hellblau, ist mit dem Symbol eines Ankers versehen und soll den Kindern Halt geben. Danach wird die Kette nach jeder Untersuchung, nach jeder Spritze etc. um eine dafür bestimmte, spezielle Perle erweitert.

Wie viel Leid, Freude und Hoffnung in den aufgereihten Perlen stecken, beweist die 11 Meter lange Kette der jetzt dreijährigen Emilia. Die kleine Mutperlen-Belohnung besitzt eine große Wirkung. Sie zaubert nicht nur ein Lächeln auf die Gesichter. Sorgen und Ängste werden weniger präsent und die Eingriffe erhalten ein Gesicht. Die Kinder und Jugendlichen können so Familie und Freunden verdeutlichen, was sie auf ihrer Therapie-Reise erlebt und was sie geschafft haben. Für die psychologische Betreuung der kleinen Patienten und der Familien, so hat die Erfahrung gezeigt, ist das von großem Wert.

Herzensangelegenheit

“Von der Idee, dem Konzept und dem Therapieansatz der Mutperlen war ich sofort begeistert“, betont die Freiburgerin Ramona. Hinzu kam, dass die Finanzierung des Projekts durch einen Geldgeber abgelaufen war und das Geld für die weitere Fortführung fehlte. „Für uns beide ist das eine besondere Herzensangelegenheit“, verdeutlichen sie ihr Engagement. Mit den Mutperlen können die beiden Frauen den betroffenen Kindern und Familien Hoffnung auf ein normales Leben schenken, begründet die Freiburgerin ihre Motivation.

Ramona Schwarzendahl (links) und Sabine Hofmann sammeln und setzen sich für die Mutperlenaktion ein.
Ramona Schwarzendahl (links) und Sabine Hofmann sammeln und setzen sich für die Mutperlenaktion ein. Bild: Sabine Hofmann

Für Sabine Hoffmann begann das Spendensammeln für krebskranke Kinder bereits 2012. Mit ihrem Sparfrosch Happy sammelte sie bei jeder Gelegenheit, die sich ihr boten, Geld für krebskranke Kinder. Seit einigen Jahren verkauft sie auch einen Kalender mit ihren eigenen Fotos. Für die Spendensumme wurden Bastelsachen und Spiele für die krebskranken Kinder gekauft. Die Freude und Dankbarkeit der Eltern war für die Löffingerin Ansporn genug, um mit den Mutperlen, die Menschen mit Behinderung herstellen, weiterzumachen. Den ersten Satz Perlen, für den über 2.000 Euro notwendig waren, spendete sie 2018. „Als ich hörte, dass das Projekt nicht mehr finanziert wird, ist es mir ein besonderes Anliegen, dass die Kinder mit den Mutperlen ihr ganz persönliches Tagebuch haben sollen“, sagt sie. Schon jetzt konnte ein Mutperlen-Scheck von über 4.000 Euro an die Krebsklinik gegeben werden.

Emilias Tagebuch

Wieviel Sorgen, Leid und Hoffnung die jungen Krebspatienten bewegen, zeigt Emilias Tagebuch. Ihre 11 Meter lange Mutperlenkette verdeutlicht eindrücklich den großen Therapieaufwand zur Genesung eines krebskranken Kindes. Die heute 3Jährige erkrankte bereits im Mutterleib an einer akuten myeloischen Leukämie. Die Diagnose erhielt die Mutter sechs Wochen nach der Geburt. „Nach der ersten Chemo ging es der Kleinen leider sehr schlecht und sie musste drei Monate auf der Intensivstation sein“, erinnert sich Emilias Mutter. Täglich bis zu 15 Perlen pro Tag waren es, die während ihres Aufenthalts dort zusammenkamen. „Das Auffädeln der Perlen war für mich wie eine Therapie, konzentriert auf den Moment, aber zurückversetzt in den jeweiligen Tag“, zieht sie Resümee.

Nach dem Intensivstationsaufenthalt wurden es zum Glück etwas weniger Perlen. „Aber das Ritual blieb“, erinnert sie sich. Die Strichliste, auf der sie jede Behandlung festhielt, war überall dabei. Selbst im Isolierzimmer der Stammzellentransplantation. „Für mich als Mutter war es eine wichtige Eigentherapie im Bangen um das Leben meines Kindes“, erklärt sie und ist froh, dass ihr kleiner Sonnenschein Emilia wieder gesund ist.

Die Mutperlen-Aktion der beiden engagierten Spendensammlerinnen berühren nicht nur spendenwillige Erwachsene, sondern auch Kinder, wie die drei tollen Jungs Florian (11), Moritz (11) und Philip 10 aus Dittishausen. Sie verkauften die von ihren Müttern gebackenen Fasnetküchle von Haus zu Haus und sammelten auf diese Weise 200 Euro, die sie mit Freude spendeten.

Die kleine Emilia hat während ihrer leidvollen Krebskrankheit eine Mutperlenkette von 11 Metern gesammelt.
Die kleine Emilia hat während ihrer leidvollen Krebskrankheit eine Mutperlenkette von 11 Metern gesammelt. Bild: Sabine Hofmann