Die Bergwacht Schwarzwald arbeitet seit 2016 einen gewaltigen Investitionsstau ab. Der Neubau der wichtigsten Bergrettungseinrichtung in Baden-Württemberg ist ein Leuchtturmprojekt. Die Finanzierung der Eigenmittel in Höhe von rund 430 000 Euro stellt die Bergwacht Schwarzwald vor eine große Herausforderung.
Die Bergrettungswache
Die Bergrettungswache am Feldberg ist die wichtigste Bergrettungseinrichtung im Land Baden-Württemberg. Von hier aus werden jährlich zirka 500 Bergrettungseinsätze durchgeführt, im Winter ist sie durchgängig, im Sommer an den meisten Wochenenden besetzt. Die Bergrettungswache wurde 1989 größtenteils in Eigenleistung von der Bergwacht Ortsgruppe Todtnau erbaut und in den vergangenen Jahrzehnten regelmäßig renoviert, modernisiert und vergrößert. Heute kann die Infrastruktur den steigenden Anforderungen nur noch schwer folgen. Es besteht die dringende Notwendigkeit, die in die Jahre gekommene Wache umfassend zu sanieren und zu erweitern.
Die Ortsgruppe Todtnau
29 aktive Mitglieder, 10 Anwärterinnen und Anwärter sowie sechs Jugendliche in der Jugendbergwacht zählt die Bergwacht-Ortsgruppe Todtnau, die nicht nur den Großteil der Dienste auf der Bergrettungswache Feldberg leisten, sondern die Räumlichkeiten auch betreuen und immer wieder viel Arbeit in diese stecken. Denn die Bergrettungswache Feldberg ist nicht nur das Zentrum des Einsatzgeschehens, sondern auch Vereinsmittelpunkt und Ausbildungsraum.
Was bringt die Zukunft?
Zahlreiche Trends lassen in Zukunft höhere Einsatzzahlen erwarten: Die Freizeitaktivitäten in der Natur bleiben weiterhin beliebt und ziehen immer mehr Menschen an. Dabei sind auch ältere Menschen immer häufiger sportlich in der Natur aktiv, sei es mit dem E-Bike, beim Ski-Langlauf oder Wandern. Generell lässt sich außerdem beobachten, dass der Notruf 112 tendenziell niederschwelliger gewählt wird. Daher muss auch weiterhin von einer herausgehobenen Bedeutung der Bergrettungswache am Feldberg ausgegangen werden. Zudem hat die Bergwacht Schwarzwald mit einem komplexer werdenden Umfeld zu tun: Strengere und umfangreichere rechtliche Vorgaben müssen ebenso erfüllt werden wie steigende Ansprüche der Patientinnen und Patienten. Die Professionalisierung ist daher die Leitlinie aller Entwicklungen, das Ehrenamt braucht und verdient jedoch dafür geeignete Rahmenbedingungen.
Das Bauvorhaben
An die bestehende Bergrettungswache soll nach einem Entwurf des Architekturbüros Sennrich & Schneider ein Funktionsgebäude mit vier Stellplätzen, ein Sanitätsraum für zwei Patienten, eine Einsatzzentrale und den für den Rettungsdienst notwendigen Lager- und Trocknungsflächen angebaut werden. Die Notwendigkeit in der Bergrettungswache Feldberg einen Sanitätsraum für Patienten einzurichten ergibt sich aus der Tatsache, dass das bodengebundene Rettungsmittel für den Weitertransport oftmals nur mit deutlicher zeitlicher Verzögerung zur Übernahme der Patienten an der Bergrettungswache eintrifft.
In diesem Zuge werden auch die Sanitäranlagen und Umkleidemöglichkeiten im bestehenden Gebäude grundlegend saniert. Ebenso wird durch eine räumliche Erweiterung im Bereich des bestehenden Gebäudes ein Lage- und Besprechungsraum eingerichtet. Solch eine Einsatzzentrale im Zentrum des Hochschwarzwalds ist für größere Schadenlagen, wie Lawinenabgänge oder Suchaktionen notwendig, um die zahlreichen beteiligten Rettungskräfte zu koordinieren.
Die Finanzierung
Die Kosten der gesamten Baumaßnahme belaufen sich aktuell auf 1,945 Mio. Euro. Gefördert wird der Anbau aus Landesfördermitteln gemäß dem Rettungsdienstgesetz mit über 1,3 Mio. Euro sowie von dem Holz Innovativ Programm EFRE mit 204 000 Euro. Damit verbleibt für die Bergwacht Schwarzwald ein Rest von 430 310 Euro, die sie in Eigenregie generieren muss.
Aktuelle Bauvorhaben
Die Bergwacht Schwarzwald arbeitet seit 2016 einen gewaltigen Investitionsstau ab. Um für die Sicherheit der Erholungssuchenden bei Freizeit, Sport und allen sonstigen Aktivitäten und Tätigkeiten in der Natur des Schwarzwaldes sorgen zu können, sind Bergrettungswachen an zentralen Orten im Schwarzwald unabdingbar. Nur so kann gewährleistet werden, dass die ehrenamtlich Helfenden, Fahrzeuge, Material und Ausrüstung zeitnah dort sind, wo sie gebraucht werden. Eine moderne Bergrettungswache muss ausreichend Platz bereitstellen für Lager- und Trocknungsmöglichkeiten für Material, für Umkleideräumlichkeiten für die Helfenden sowie für geeignete Stellplätze für die Einsatzfahrzeuge und vieles mehr.
Doch die wenigsten der bestehenden Bergrettungswachen entsprechen diesen Ansprüchen. Mit Improvisationstalent und Einfallsreichtum wird seit Jahrzehnten vielerorts mit beengten, unzulänglichen Bedingungen umgegangen. So können Einsatzfahrzeuge können nur von Fahrerseite aus und nur von schlanken Fahrern bestiegen werden, weil der Platz fehlt um die Türen zu öffnen. Statt getrennten Umkleidemöglichkeiten für weibliche und männliche Bergretter gibt es Aufenthalt, Funk, Material und Umkleidemöglichkeit in einem. Die veraltete sanierungsbedürftige Bausubstanz war für völlig andere Anforderungen ausgelegt.
Der steigende Bedarf an professioneller Notfallrettung aus dem unwegsamen Gelände ist auf dieser wackeligen Grundlage für die ehrenamtlichen Retter auf Dauer nur schwer aufrechtzuerhalten. Dringend muss die Basis jeder Rettung, die Bergrettungswache, gefestigt werden. Neben den beiden aktuellen Großprojekten in Hinterzarten und am Feldberg stehen zahlreiche Sanierungen und Erweiterungsbauten unter anderem am Ruhestein/B500, in Todtnauberg und Höchenschwand an. Darüber hinaus sind gemeinsame Projekte mit den entsprechenden Gemeinden in Bernau, Offenburg und Sulzburg und der Neubau einer Landesgeschäftsstelle im Osten von Freiburg in Planung.
Finanzierung der Bauvorhaben
Die Bauvorhaben der Bergwacht Schwarzwald werden unterstützt durch das Innenministerium Baden-Württemberg aus Mitteln des Landes Baden-Württemberg. Die Landesmittel decken aktuell aber nun einen Teilbetrag von rund 60 bis 70 Prozent der tatsächlichen Baukosten, so dass die Bergwacht Schwarzwald dringend auf weitere finanzielle Unterstützung angewiesen ist.
Schwarzwälder Baukultur
Mit den Bauvorhaben setzt die Bergwacht Schwarzwald wichtige Akzente für die Zukunft des Bergrettungsdienstes, aber auch für die Baukultur im Schwarzwald. Diese ist über die Jahrhunderte aus einem umsichtigen Umgang mit knappen Ressourcen entstanden. Es wurden mit lokalen Mitteln kreative Lösungen entwickelt, die über Generationen auf ihre Praxistauglichkeit getestet und optimiert wurden.
Für die Verantwortlichen der Bergwacht Schwarzwald ist es eine Selbstverständlichkeit, beim Bau der zentralen Bergrettungswachen auf regionale, naturnahe Baustoffe zurückzugreifen. Auch architektonisch sollen sich die neuen Gebäude an der traditionellen Schwarzwälder Baukultur orientieren. Da dabei natürlich Holz eine zentrale Rolle spielt, begleiten namhafte Holzbaubetriebe und fachkundige Architekten die Bauprojekte und sorgen für eine hohe Qualität. Die Bergwacht Schwarzwald ist deshalb auch Mitglied der Initiative Bauwerk Schwarzwald e.V., dem Kompetenzzentrum für Schwarzwälder Architektur, Handwerk und Design.