Es wuselte nur so in der Bonndorfer Stadthalle: An vier Stationen hatten die Mädchen und Jungen verschiedener Schulen aus der Region, angeleitet von pädagogischen Fachkräften, die Möglichkeit sich mit ihren individuellen Lebensträumen, Rollenbildern und beruflichen Chancen auseinanderzusetzen – und die über 700 Jugendlichen waren an allen vier Tagen mit Engagement und Spaß bei der Sache. „Die Schüler haben hier die Möglichkeit ein breites Berufsfeld kennenzulernen“, so Melanie Payer, Pressesprecherin der Agentur für Arbeit Lörrach, die mit 50 Prozent an der Veranstaltung beteiligt ist.
Im Foyer der Stadthalle präsentierten die Auszubildenden der HeDu-Kooperationspartner, die Firmennachbarn Hectronic und Dunkermotoren, entsprechende Berufsbilder, passend zu den im Erlebnisparcours ermittelten Stärken der jungen Menschen. „Wir haben versucht, die sieben Stärken des Projekts ‚komm auf Tour‘ auf die von uns angebotenen Berufe anzupassen“, betonen die Ausbildungsleiter Alexander Ebi (Hectronic) und Markus Fechtig (Dunkermotoren). Beide waren mit dem Ergebnis des Leuchtturmprojekts mehr als zufrieden: „Durch die aktuelle Situation sind auch viele Schüler verunsichert“, so Ebi. „Sie wissen nicht, wohin ihr Weg auch beruflich führt und schieben Entscheidungen vor sich her. Aus dieser Sicht war das hochinteressante Projekt als ergänzendes Angebot neben den HeDu-Tagen ein voller Erfolg. Es ermöglicht den Schülern eine andere Betrachtungsweise und sie erkennen ihre Stärken. Man kann den Jugendlichen nur empfehlen, möglichst viele und auch verschiedene Praktika zu machen.“
„komm auf Tour“ – tolles Projekt
Bereits im Vorfeld betonten die beiden Geschäftsführer Uwe Lorenz (Dunkermotoren) und Eckard Fechtig (Hectronic) die Wichtigkeit des Projekts. „Wir begleiteten die Veranstaltung mit großem Interesse, es ist ein tolles Projekt“, waren sie sich einig. „Wir freuen uns, so einen hochkarätigen Event hier in Bonndorf zu haben“, erklärte Bürgermeister Marlon Jost, der darin ein positives Signal sieht. „Fachkräftemangel ist ein hochaktuelles Thema.“ Projektleiterin Lisa Kuhlmeier stellte „komm auf Tour!“, ein Programm der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, vor: „Die Jugendlichen bekommen zwei Stunden lang ein positives Feedback und werden für ihre Stärken gelobt. Das hat einen positiven Effekt!“
Die Jugendlichen entdecken in einem außerschulischen Erlebnisparcours ihre Stärken, erhalten Orientierungshilfen für Praktika und erfahren, welche realisierbaren beruflichen Möglichkeiten auf sie warten könnten. Themen wie Freundschaft, Sexualität und Verhütung sind altersgerecht integriert. Begleitveranstaltungen binden Eltern und Lehrkräfte mit ein. Die projektbegleitende Evaluation zeigt, wie wichtig es für den Selbstwert der Jugendlichen und deren Eltern ist, das individuelle Potenziale und nicht in erster Linie Defizite gesehen werden. Die Teilnahme am Parcours hilft den Jugendlichen, konkrete Vorstellungen von ihrer eigenen Zukunft zu entwickeln. Sie werden angeregt, danach auch zu Hause mit ihren Eltern über ihre Stärken und Zukunftsideen zu sprechen und die Eltern und Lehrkräfte werden motiviert, diesen Ansatz aufzugreifen.
Die sieben Stärken
Als kommunikatives Leitsystem wurden sieben Stärkensymbole entwickelt, die ein breites Spektrum von Interessen und Kompetenzen abdecken und mit Alltagstätigkeiten und Berufsfeldern verbunden sind. Das zentrale Aktionsangebot bildet ein großer Erlebnisparcours mit vier Stationen sowie einem Begrüßungsterminal und einem Terminal, bei zum Abschluss die Interessen unter einem sogenannten „Lebensmobile“ auf den Prüfstand kommen, wobei die entsprechenden „Stärkeschränke“ mit passenden Materialcollagen aus dem Alltags- und Arbeitsleben bestückt sind.
Die vier Stationen
Zuvor durchlaufen die Mädchen und Jungen die „Sturmfreie Bude“, wo sie unter dem Motto: „Ich hab‘s drauf“, bei Alltagssituationen ihre Kompetenzen wahrnehmen und ihre Selbstständigkeit unter Beweis stellen können. Im „Labyrinth“ sind sie gefordert, sich zu orientieren, sich zurechtzufinden und Entscheidungen zu treffen: Wo geht‘s lang für mich? Wie finde ich meinen Weg? Allein oder gemeinsam?. Auf die Seiten des „Zeittunnels“ werden Fotos aus vielfältigen, auch geschlechteruntypischen Lebens- und Arbeitswelten projiziert. Die Jugendlichen entscheiden spontan: Welche Situationen kommt im Leben vorher – welche nachher? Was ist möglich, unmöglich – wie möglich? Wie könnte es später einmal für mich laufen? Auf der „Bühne“ stehen verschiedene Kurzszenen aus der Lebenswirklichkeit zur Wahl, zum Beispiel ein Eifersuchtsdrama, eine Job-Bewerbung, eine Verkaufsszene oder eine eigene Rap-Performance. Die Jugendlichen können sich in neuen, für sie ungewohnten Rollen ausprobieren. Sie zeigen sich häufig zum ersten Mal im Rampenlicht und bekommen dafür Applaus vom Publikum. An jeder Station bekommen sie die entsprechenden Stärken-Aufkleber.