„Ech han Hunger bis unter d‘ Ärm“ – Herzhafte Sprüche und herzhafte Action sind im Mundart Theater der Göschweiler Hobbyschauspieler Tradition. Ebenso wie Ostersonntag als Premieren Termin. Mit „Karl May und Co in Hintersloh“ von Beate Irmisch bringt die Truppe, die in der Regel aus fünf Frauen und fünf Männern besteht, zum 30.Mal ein Stück auf die Bühne. Die Proben begannen wie gewohnt nach Fasnacht, wenn auch nur „auf Verdacht“, was der derzeitigen allgemeinen Corona Situation geschuldet war, ebenso wie die zweijährige Spielpause.

Sechs Wochen intensives Proben gehen in die entscheidende Phase – und zwar nach „Hintersloh“. Die Gemeinde Hintersloh hat das große Los gezogen, denn Ausschnitte aus den Karl May Festspielen sollen mit der Dorfbevölkerung als Statisten auf dem Dorfplatz gedreht werden. Einzig die verdrehte Witwe „Almut Wibbel“ (Petra Schonhardt) stellt sich quer. Ihr verklemmter Sohn „Hubsi“ (Heiko Albert) jedoch läuft zur Hochform auf und sieht sich bereits als den neuen „Winnetou“. Mit Eintreffen der Hauptdarstellerin „Uschi Obergeier“ (Svetlana Bürkle) gerät der kleine Ort außer Rand und Band. Eifersuchtsdramen, ein Misthaufen, ein verheißungsvolles „Hotel Amore“, Rizinusöl und vieles mehr sorgen für Training der Lachmuskeln.

„Endlich die Menschen wieder zum Lachen bringen zu dürfen“. Darauf freut sich Monika Mayer, neben Petra Schonhardt und Reiner Dunkels, Gründungsmitglied der Truppe. Im Stück ist sie als „Maria Ratzini“ zu erleben, verheiratet mit dem Koch „Eros Ratzini“ (Berhard Baader). „Prinzipiell muss es immer Action geben, am besten Daueraction“, beschreibt Regisseur Gustl Frey die Stücke, die er seit 1994 mitgestaltet.

Als Nachwuchs aus der Kinder- und Jugendtheatergruppe, die von Petra Schonhardt, Gerda Winterhalder und Sybille Löffler geleitet wird, ist Nicolas Winterhalder zum ersten Mal am Start. Sein Ziel war es von klein an, „einmal bei den Großen mit dabei zu sein“, erzählt Petra Schonhardt. Der 21-jährige Nicolas spielt den schwulen Bruder „Winfried Puh“ der Friseurmeisterin „Lotte Puh“, alias Larissa Hensler. Die Kinder -und Jugendtheatergruppe führt regelmäßig Stücke im Herbst eines jeden Jahres auf, wobei nach Musik von Gottfried Hummel auch gesungen wird.

Gut die Hälfte der Theatergemeinschaft stammt inzwischen neben Nicolas Winterhalder mit Svetlana Bürkle, Larissa Hensler, Heiko Albert und Bastian Bölle, der als „Dieter Wiedel“ einen Regisseur und Manager mimt, aus dem Nachwuchspool. Das Ausleben der Emotionen gefällt Nachwuchsdarstellerin Svetlana Bürkle am besten. Besonders beeindruckt zeigt sie sich von ihren Darstellerkollegen Bernhard Baader und Reiner Dunkels, der als Bürgermeister von Hintersloh am liebsten Giftpfeile in Heinterteile verteilt oder Federn vom Kopf reißt. Selbstverständlich hat ein solcher Bürgermeister eine ihn anschmachtende Sekretärin, dargestellt von Julia Selb, im Schlepptau.

Improvisationstalent wird nicht nur von den Akteuren auf der Bühne benötigt, wenn mal wieder ein Requisit fehlt oder ein Schauspielerkollege an der falschen Stelle der Bühne rumliegt. Souffleuse Simone Scherer kann auch gefordert sein, wenn eine Figur in ihrem Text plötzlich vom ersten in den dritten Akt springt. Stücke zu spielen, die einen Spannungsbogen vom ersten bis zum dritten Akt enthalten, war der Theatergemeinschaft schon immer wichtig, so Gustl Frey.

Die unterstützenden Effekte zur Geltendmachung der schauspielerischen Leistung liefern mit der Maske Friseurin Beate Hofmeier und die beiden Verantwortlichen der Technik, Martin Hummel und Gottfried Bernauer. Bewirtet wird in diesem Jahr durch die Göschweiler Landfrauen. Die auf der Bühne als Requisit benötigten Spaghetti stehen dabei praktischerweise unter anderem gleich mit auf der Speisekarte. Das gesamte Team steht in den Startlöchern und hofft nun, dass die Spieltermine wie geplant stattfinden können, immer mit Blick auf die allgemeine Situation.