Eigentlich waren Alexandra Zepf aus Löffingen-Stettholz und Patenkind Melina Ketterer aus Göschweiler zum „Tantenbesuch“ nach Essen unterwegs, zirka drei Wochen nach der Flutkatastrohe im Ahrtal, das mehr oder weniger auf der Strecke lag. Die 25jährige Melina Ketterer überraschte ihre Patentante Alexandra Zepf mit der Idee, dort „doch mal vorbeizuschauen, vielleicht könne man ja etwas helfen“. Gesagt, getan. Sie waren in keinster Weise darauf vorbereitet, was sie dort in Ahrweiler erwarten würde.
Erschreckende Bilder
Über soziale Medien organisierte die gelernte Einzelhandelskauffrau Melina Ketterer einen Treffpunkt an der „Grafschaft Haribo“, unterstützt durch das in den Medien bereits häufig erwähnte „Helfer-Shuttle“ rund um Thomas Pütz, Marc Ulrich und Michael Löffler. Überwältigend war, die vielen tausend Helferinnen und Helfer zu sehen, erzählt Alexandra Zepf. Die beiden Frauen wurden mit vielen anderen in VW- Busse gestopft und zunächst nach Dernau transportiert, um Schlamm aus Häusern zu schippen. Da hier genügend Hilfskräfte vor Ort waren, führte der Weg letztlich weiter nach Rech. Über eine Behelfsbrücke der Bundeswehr gelangten die Helfer in den völlig zerstörten Ort. „Das sind Bilder, die bekommst du nicht mehr aus dem Kopf“, erzählt Zepf, Mutter zweier Kinder. Spielzeug, das verstreut herumlag, ein Küchenmixer, der normalerweise in einer Küche zu sein hatte, ein Frauenschuh im Schlamm…
Noch immer ist es Alexandra Zepf anzumerken, wie sehr sie bewegt ist, durch das Gesehene und Erlebte. „Es sieht aus wie im Krieg! Und gleichzeitig haben wir einen unglaublichen Zusammenhalt erlebt!“ Insgesamt drei Tage halfen die beiden Schwarzwälderinnen spontan mit. Sie sortierten Sachspenden, die in einer riesigen Halle gelagert wurden. Übernachtet wurde in einer „Straußenwirtschaft“. Spontan luden deren Betreiber sie ein, unterzukommen, immerhin mit Dixiklo und sogar bereits mit Strom. Die „Strauße“ hatte Stand gehalten, doch die Weinberge, die eigentliche Existenz der Betreiber, waren komplett weggeschwemmt worden. Nur eines von so vielen Schicksalen, von denen Zepf und Ketterer im Ahrtal erfuhren.
Noch einmal ins Ahrtal
Das Schicksal dieser Menschen ließ sie nicht los. Anfang November starteten die zwei eine erneute Fahrt ins Ahrtal. Zuvor wollten sie jedoch Spenden sammeln, was besonders für Alexandra Zepf zunächst eine Herausforderung darstellte. Kurz vor knapp jedoch fasste sich die in Titisee aufgewachsene Frau ein Herz und sprach in Unternehmen aus der Region vor. Zu ihrem Erstaunen war die Hilfsbereitschaft sehr groß. Gleich der erste Versuch brachte Farben, Pinsel, Klebeband und vieles mehr ein. „Da war ich richtig angefixt“, sagt sie. Und aufgrund dieser positiven Erfahrung hat sie dann auch die anfängliche Scheu, Leute um Hilfe zu bitten, abgelegt. „Die Menschen spenden gerne, es muss nur einer den Anstoß geben“, so Zepf.
Geld- und Sachspenden
Knapp 700 Euro konnten Ketterer und Zepf neben etlichen Sachspenden sammeln. Mit diesem Geld wurden gezielt Baumaterialien gekauft und im „Baustoffzelt“ Walporzheim abgegeben. Außerdem konnten zwei gebrauchte Waschmaschinen weitergegeben werden und einiges mehr.
Beeindruckt war Zepf im Ahrtal vor allem auch über die vielen jungen Hilfskräfte. „Wenn sich jemand über die heutige Jugend beschwert, sollte der sich das mal anschauen, wie sehr diese jungen Menschen dort schuften“. Überhaupt glaubt sie, dass ein paar Tage dort oben für jeden gut sein könnten. Es täte nicht nur den Menschen, die teilweise einfach nichts mehr haben, gut, sondern auch den Helfern selbst. Der Drang, gezielt vor Ort zu helfen, lässt die Landwirtin nicht mehr los und sie ist dankbar für das Verständnis ihres Mannes, der seine Frau trotz der vielen Arbeit in der eigenen Landwirtschaft „rennen lässt“.
Erneute Spendenaktion
Anfang Januar soll es wieder zurückgehen ins Ahrtal, insbesondere nach Rech. Dieses Mal wird Zepf von Steffi Ruf, einer langjährigen Freundin aus Reiselfingen begleitet. Spenden sind natürlich herzlich willkommen und sollen vor allem einem jungen Paar aus Rech zukommen. Das Haus, in welchem die Beiden gemeinsam mit dem Vater beziehungsweise Schwiegervater lebten, ist vollständig weg. „Nichts ist geblieben, einfach nichts“, erzählt Zepf. Um diese Familie zu unterstützen, wollen die beiden Frauen Linzertorten backen und zum Kauf anbieten. Unterstützt werden sie dabei tatkräftig von den ortsansässigen Landfrauenvereinen, sowie freiwilligen Bäckerinnen und Bäckern.
Wie sehr die spontane Idee ihres Patenkindes Melina ihr Leben in eine neue Richtung lenken würde, hätte sich Alexandra Zepf wohl niemals denken können. Sie brennt nicht nur zur Adventszeit lichterloh für die Hilfe im Ahrtal.
Linzertorten-Verkauf
Verkauft wird, unter Beachtung der derzeitigen Corona Regeln, am Samstag, den 18. Dezember, vor dem Edeka Markt Weißmann in Löffingen. Ab 9.00 Uhr – so lange, bis nichts mehr da ist – werden die selbst gebackenen Linzer dort zum Kauf angeboten. Der Erlös dieser Aktion wird direkt den Leuten im Ahrtal zugutekommen.
Wer mehr über diese Hilfsaktion erfahren oder diese auf eine andere Art und Weise unterstützen möchte, kann sich melden unter dem Kontakt: weAHRtogether@web.de.