Guten Morgen Herr Haselbacher. Wie geht´s Ihnen und wie fühlt sich der neue Lebensabschnitt an?
Hervorragend! Ich glaube ich habe schon vor Jahrzehnten mal gesagt, dass ich mich darauf freue in Ruhe den Rasen mähen zu können (lacht) – das kann ich jetzt!
2009 kamen sie als Kurdirektor vom Feldberg in die damals noch junge HTG. Erinnern Sie sich bitte mal an den Beginn zurück?
Ja, das war natürlich ein gravierender Einschnitt. Den hatte ich selbst ja auch bewusst angeleiert. Es war damals auch eine notwendige Entscheidung, die Kräfte zu bündeln, professioneller zu werden. Auch der neuen Medienwelt musste Rechnung getragen werden, wir hatten zwar Internet, aber keine online-Manager. Es war im Nachhinein betrachtet eine super richtige Entscheidung!
Was waren die damals größten Herausforderungen für Sie?
Was heißt Herausforderungen? Die Aufgaben waren spannend, weil alle Kur-Direktoren sind damals in eine Zentrale nach Hinterzarten gekommen. Die Themen waren, wie bringt man die Familien, die Wintersportler und vor allem auch die jungen Leute als Gast in den Schwarzwald? Der Schwarzwald musste von seinem leicht verstaubten Image wieder wegkommen. Im Rückblick betrachtet war die Einführung des Zielgruppen-Managements sensationell. Ich denke da haben wir zusammen eine gute Arbeit geleistet.
Was würden Sie mit der Erfahrung von heute anders machen, als Sie es getan haben?
Mir fällt da spontan nicht viel dazu ein, was wir hätten anders machen sollen. Es gibt Dinge, die wurden eine Erfolgsgeschichte, aber auch das ein oder andere ging mal voll daneben. Ein schönes Beispiel: Wir wollten mit der Einführung der Deutschen Musikanten-Ski-Meisterschaften auf dem Feldberg den Skibetrieb ankurbeln, was schließlich ein Selbstläufer geworden ist. Die Musikanten-Meisterschaften gibt es heute noch sehr erfolgreich. Wir haben es dann anlässlich des Blosmusik-Feschtivals auch mit einer Fußball-Musikanten-Meisterschaft versucht. Das ist absolut nix geworden und war ein Schuss in den Ofen.
Als Tourismus-Manager erlebt man viel in einer so langen Epoche. Was werden Sie am meisten vermissen?
Vermissen könnte ich das gute Miteinander, weil man es ja im Tourismus-Geschäft mit extrem vielen und unterschiedlichen Menschen zuhat tun. Es sind dies die Landwirten, Leute vom Bauhof, man hat mit Politikern zu tun, muss Pressekonferenzen mit Ministern vorbereiten und vieles mehr. Das machte es extrem spannend. Dafür gibt es jetzt mehr Zeit für die Familie und Enkel, um die ich mich mehr kümmern kann.
Sie waren stellvertretender Geschäftsführer der HTG, wie ist die Nachfolge geregelt und wer tritt an Ihre Stelle?
Wir haben drei Zielgruppen neu definiert. Meine beiden anderen Kollegen, Sabrina Pfrengle und Jonas Eckert, decken meinen Bereich jetzt soweit ab. Es kommt ja in der HTG in absehbarer Zeit zu Umstrukturierungen. Thorsten Rudolph (Anmerkung der Redaktion: Geschäftsführer der HTG) wird Anfang nächsten Jahres das Unternehmen verlassen. Von dem her möchte man seinem Nachfolger dann auch die Gelegenheit lassen, gegebenenfalls eine neue Struktur einzuführen.
Sie haben sich bei der HTG um die Infrastruktur mit dem Schwerpunkt des „Wanderwegenetzes“ im Hochschwarzwald gekümmert, ein weiteres Tätigkeitsfeld hatte die Bezeichnung „Aufgeschlossener Geselliger“. Was muss der Außenstehende darunter verstehen?
Wie gesagt, wir hatten drei Zielgruppen: „Erleber“, also Urlaub im Outdoor-Bereich, dann den Genießer, der im Viersterne-Hotel angesiedelt ist. Und dann eben den Typ, „wie du und ich“, der gerne auch mal beim Vereinsfest bei den Einheimischen sitzt, der aber durchaus qualitätsbewusst ist und aber auch gerne auf ausgeschilderten Wanderwegen läuft. Das letztere war so meine Zielgruppe als „aufgeschlossener Geselliger“. Hier habe ich einige Produkte entwickelt.
Die Corona-Pandemie hat der Tourismus-Branche in den ersten beiden Jahren mächtig zugesetzt. Die Gäste blieben aus, für zahlreiche Gastronomiebetriebe ging es um das nackte Überleben. Wie hat die HTG die schwierige Situation gemeistert?
Das war natürlich auch für uns eine ganz schwierige Situation. Mitarbeiter in Teilzeit, Schließungen und Öffnungen der Betriebe. Wir haben versucht über Werbemaßnahmen, insbesondere über Internet-Kampagnen zu reagieren, wenn es wieder Lockerungen gab. Dies ist uns tatsächlich mit Unterstützung der Dachverbände und des Landes ganz gut gelungen.
Die HTG war mit der Gemeinde und dem Liftverbund Feldberg der Geburtshelfer für die Ski-Cross- und Snowboard Weltcups am Feldberg. Zwei Veranstaltungen, die über Jahre hinweg, ein breites Publikum an Wintersportfans an den Feldberg lockten. Wie weh tut es, dass diese Events möglicherweise schon für immer wieder vorbei sind?
Das ist schon sehr schade, gerade deshalb weil wir uns als schneesichere Region beim Weltcup und den TV-Übertragungszeiten präsentieren konnten. Es geht tatsächlich um das Aufzeigen von Schnee. Die Gäste fragen nach, ob Wintersport möglich ist im Hochschwarzwald. Wir haben gegenüber anderer Regionen den Vorteil, dass wir sowohl eine Sommer- und Wintersaison haben.
Jetzt bleibt Ihnen mehr Zeit für Hobbies. Sie sind selbst ein begeisterter Wanderer und Mountainbiker, man sieht Sie oft beim Fußball, ob beim SC Freiburg oder dem Sportplatz am Schlüchtsee in Grafenhausen. Auf was freuen Sie sich am meisten?
Also erst einmal darauf, um ein bisschen abschalten zu können. Ich will alles erst einmal sacken lassen. Ich werde weiterhin viel in der Region unterwegs sein, tatsächlich mit dem Mountainbike oder auch zu Fuß. Es gibt so tolle Ecken überall, dich ich jetzt noch entdecken kann.
Volker Haselbacher, besten Dank für das Gespräch und eine gute Zeit. Bleiben Sie gesund!