Es dürfen sich gerne auch singbegeisterte Laien melden, die eine Herausforderung suchen und sich professioneller Führung anvertrauen wollen. Das Projekt „Carmina Burana“ konnte 2020 von der Stadtmusik Löffingen aufgrund der Pandemie nicht wie geplant umgesetzt werden. Umso mehr freut sich der Verein, die Inszenierung in diesem Jahr im Rahmen des Städtlefestes am 5. und 7. August, auf die Bühne zu bringen. Mit diesem Benefizkonzert zugunsten betroffener Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine, feiert die Stadtmusik Löffingen außerdem ihr 300-jähriges Jubiläum nach.
Selbstverständlich gibt es bis dahin noch viel zu tun: Die momentan größte Hürde, die noch genommen werden muss, besteht darin, den Projektchor „Carmina Burana“ mit ausreichend Sängerinnen und Sänger zu bestücken. Die Autorin dieses Artikels hat sich dieser Herausforderung gestellt und sich angemeldet. „Für ein musikalisches „Greenhorn“ wie mich, das noch nicht einmal Noten lesen kann, ist es eine ganz besondere Herausforderung und ein Abendteuer.“
Ein Chor von über 100 Personen
„Carmina Burana“ von Carl Orff ist eine weltweit bekannte szenische Kantate, also ein Singstück, welches mit Bildern verknüpft werden muss. Es wurde für einen Chor um die 100 Personen geschrieben. Eines der bekanntesten Lieder der Texte aus dem 11. und 12. Jahrhundert ist „O Fortuna“, ein in meinen Ohren bombastisch klingendes Stück, in welchem es um das Schicksal geht, welches „ungeschlacht und eitel, bist ein rollend Rad“, den Menschen machtlos in Höhen und Tiefen reißt.
Ich singe jedoch gerne, wenn eben auch nicht regelmäßig in einem Chor und nach so langer Zeit kam mir diese Einladung in den Projektchor wie gerufen. Vergangenes Wochenende fiel der Startschuss für die Proben. Ich war sehr erleichtert, neben mir noch andere Sänger und Sängerinnen vorzufinden, die sich aus Freude am Singen und der Gemeinschaft angemeldet haben. Dorothea Schlatter, pensionierte Grundschullehrerin beispielsweise, sagt: „Singen befreit meine Seele. Es löst Knoten“ und macht der ehemaligen Lehrerin, die in der Schule mit den Kindern sang, große Freude.
Natürlich gibt es auch die „Vom-Blatt“- Sängerinnen und Sänger und die „alten Chorhasen“, wie Maria Fischer (74) und das ist gut so. Die Sängerin aus dem Kirchenchor Löffingen lässt sich nicht beeindrucken von der Größe des Projekts. Sie möchte einfach Singen. Es ist faszinierend und motivierend, zu erleben, wie Neal Banerjee, Vollblutmusiker, professioneller Sänger und engagierter Projektchorleiter es schafft, uns Teilnehmende mit den unterschiedlichsten Voraussetzungen, gemeinsam und gut, singen zu lassen. Die Art und Weise, wie er Musik erklärt, verständlich und singbar macht, ist ein Erlebnis und hat bereits nach der ersten Probe bei mir Früchte getragen. Es hat mir die Angst genommen, nicht bestehen zu können. „Wenn die Intonation gut ist, dann macht es einen Glanz, es schimmert“, ermutigt Banerjee uns, die mittellateinischen, mittelhochdeutschen oder auch altfranzösischen Worte zu sprechen und zu singen und den Schimmer zu spüren.
Die von Orff umgesetzte Anthologie mittelalterlicher, weltlicher Texte handelt vom Schicksal, vom Glück, von Lebensfreude und Wohlstand von der Rückkehr des Frühlings aber auch von Genüssen, wie der Völlerei, dem Glücksspiel und der Wollust. Gewisse Techniken zu erlernen, um das Volumen der Stimme zu vergrößern gehören genauso zum Programm, wie das gemeinsame Singen in manchmal sechs Stimmlagen. Obgleich es weltliche Texte sind, erinnert die Musik vielfach an klösterliche Gesänge. Schließlich ist der Ursprung der Lied-und Dramentexte das Kloster in Benediktbeuren, was die Bedeutung von „Burana“ ist.
Ein weiteres sehr motivierendes Erlebnis war die erste Zusammenführung von Chor und Orchester unter der Leitung von Thomas Epple,dem langjährigen Dirigent der Stadtmusik Löffingen. Seine große Begeisterung für Musik, seine fachliche Kompetenz und sein Engagement lassen es zu, dass gerade auch für die Teilnehmer des Projektchores die Freude an der Musik im Mittelpunkt stehen darf. Wir wurden in allen Belangen inklusive dem körperlichen Wohl fürsorglich von den Mitgliedern der Stadtmusik Löffingen aufgenommen und umsorgt. Meine anfänglichen Bedenken sind einer großen Vorfreude gewichen. Sicherlich werde ich zu Hause mehr üben müssen als manch‘ anderer, doch das ist es mir wert. Unterstützung dazu finde ich im Internet mit Hörbeispielen aber auch bei anderen Akteuren des Projektes. Und das Üben, das gehört nun mal dazu.
Ich bin auch sehr gespannt auf die Umsetzung der Verknüpfung Musik und 300-jähriges Jubiläum in Bildern. Es wird sicher spektakulär, vielleicht gerade weil die Stadtmusik dabei nicht auf ein „Feuerwerk der Effekte“ setzt, sondern die Musik immer in den Mittelpunkt setzen möchte“, wie Epple erläuterte. Die Latte der Erwartungen hängt hoch und ich springe mit. Wer nimmt die Hürde und kommt mit?
Infos und Anmeldung
www.carmina-loeffingen.de
Anmeldung unter:
mitsingen@carmina-loeffingen.de
oder bei Christina Fischer:
0176 2485 4855