Noch bis zum Mittwoch, 19. Februar, läuft in Oberhof die IBU-Weltmeisterschaft der Biathleten. Insgesamt 260 der weltbesten Athleten aus 36 Ländern duellieren an neun Wettkampftagen um WM-Edelmetall. Bei der ersten Heim-WM seit 2012 in Ruhpolding ist der Deutsche Skiverband (DSV) mit insgesamt zwölf Biathletinnen und Biathleten am Start. Kräftig Daumen drücken heißt es dabei für die drei Schwarzwälder Starter, Janina Hettich-Walz (SC Schönwald), Benedikt Doll (SZ Breitnau) und Roman Rees (SV Schauinsland), die wir an dieser Stelle kurz vorstellen.
An einem guten Tag und mit etwas Glück haben alle drei nicht nur Medaillenchancen mit den Staffeln, sondern auch in den Einzelrennen. „Wir haben keine Medaillenvorgabe ausgegeben. Die Teamevents sind immer ein Highlight, bei denen wir immer um die Medaillen mitkämpfen wollen. Das ist unser Anspruch. Bei den Einzelkonkurrenzen sind wir nicht in der Favoritenrolle – das sind im Männerbereich eindeutig die Norweger. Wir wollen aus der Jägerposition kommen und um die Medaillen mitkämpfen“, freut sich Herren-Bundestrainer Mark Kirchner besonders auf die Heim-WM in Oberhof. Denn im Jahr 2004 war er hier bereits als Aktiver am Start. Die Thüringer Organisatoren rechnen über die gesamte WM mit mehr als 160 000 Biathlon-Fans aus aller Welt.
Der bärenstarke Skater
Benedikt Doll weiß, wie es sich anfühlt Weltmeister zu werden. Bei den Welt-Titelkämpfen 2017 in Hochfilzen bejubelte er eine Goldmedaille. Außerdem erkämpfte sich der Biathlet von der SZ Breitnau in seiner langen Karriere vier weitere WM-Medaillen und stand zudem zweimal bei Olympia als Dritter auf dem Podest. Mit 32 Jahren ist der in Kirchzarten lebende Skijäger der älteste und erfahrenste Athlet im DSV-Team. „Ich bin sehr motiviert für die Heim-WM. Bei winterlichen Bedingungen wird das richtig cool. Ich werde die WM genießen. Früher war ich mehr aufgeregt, mittlerweile habe ich doch etwas mehr Routine“, gibt sich der Schwarzwälder nach einem gelungenen Saisonstart mit mehreren Podestplätzen zuversichtlich. Bärenstark auf der Skating Piste und auf Augenhöhe mit der Weltelite, ist der Schießstand noch immer der neuralgische Punkt bei Doll. Trifft er dort, ist der Top-Biathlet immer in der Lage, um einen Platz auf dem begehrten Stockerl mitzukämpfen – andererseits aber kann er auch ein laufstarkes Rennen durch überflüssige „Fahrkarten“ versemmeln.
„Ich will sportlich gesehen auf jeden Fall wieder stabiler schießen. Das hat mir in Antholz nicht mehr so gefallen. Darum habe ich daran gearbeitet. Mit der Staffel auf dem Podest zu stehen, ist natürlich ein Ziel. Das bekommen wir nicht geschenkt, ist aber möglich“, so der Weltmeister. Im vergangenen August erstmals Vater geworden, steht nun nicht mehr der Biathlonsport allein im Fokus des Sportsoldaten. Und auf seinen Stammhalter muss Benedikt Doll auch in Oberhof nicht verzichten – Ehefrau Miriam wird ihm jeden Morgen ein Foto oder ein kleines Video als täglichen Glücksbringer zukommen lassen, um auf seiner Biathlon-Lieblingsstrecke noch motivierter in den Wettkampf zu gehen.
Die Spätstarterin
Sozusagen an der letzten Ausfahrt ist Janina Hettich-Walz auf den WM-Zug aufgesprungen. Denn erst beim letzten Weltcup vor der WM in Antholz, konnte die Lauterbacherin die WM-Norm knacken. Und vieles erinnerte zum Start in den WM-Winter an die schwache Olympia-Saison. „Ich habe es in den letzten Jahren auch schon öfter hinbekommen, dass ich im Januar und Februar meine beste Form hatte. Das zeigt sich dieses Jahr auch wieder, trotzdem hätte ich es mir gerne etwas einfacher gemacht“, zeigte sich die 26-jährige Biathletin selbstkritisch. Inzwischen ist die Skijägerin vom SC Schönwald längst wieder durchgestartet. Mit privatem Glück und der Hochzeit ihres langjährigen Lebensgefährten Kai Walz im April 2022, kehrte sie auch sportlich in die Erfolgsspur zurück. Bei der DM in Oberhof gab es Bronze in der Verfolgung. Bei der Sommer-Biathlon-WM meldete sich Janina Hettich-Walz mit wieder starken Schießleistungen in der erweiterten Weltspitze zurück.
„Die Vorfreude auf die Heim-WM ist schon sehr groß. Ich durfte vor drei Jahren den Weltcup in Oberhof noch mit Zuschauern erleben. Das war ein wahnsinniges Feeling, ich war überwältigt von den vielen Fans.“ Und nicht nur am langen Anstieg zum Birxsteig darf sich Janina, wie auch die anderen DSV-Skijägerinnen, lautstarker Unterstützung der deutschen Fans in der Rennsteig-Arena erfreuen. Bei einem Einsatz in der DSV-Staffel, wie zuletzt in Antholz (Rang 3) winken der ehemaligen Absolventin des Ski-Internats Furtwangen gute Chancen auf eine WM-Medaille.
Der Treffsichere
Zweifelsohne gehört Roman Rees zu den sportlichen Entdeckungen des WM-Winters. Einmal stand der Blondschopf aus Hofsgrund in dieser Saison schon auf dem Podest, heimste gleich im halben Dutzend Top Sechs-Platzierungen ein, glänzte zudem in Ruhpolding mit der DSV-Staffel als Schlussläufer. „Mit der Saison bin ich bis jetzt sehr zufrieden. Seit Mai letzten Jahres lief es sehr gut und auch über den ganzen Sommer hinweg hatte ich ein gutes Gefühl. Der Saisonstart war mit den Plätzen drei, vier und fünf in Kontiolahti, überraschend stark. Auch im neuen Jahr lief es super, und ich konnte mein Potenzial abrufen“, so die Zwischenbilanz des Skijägers vom SV Schauinsland.
Und die Erfolge des Winters kommen nicht von ungefähr: Bei der DM vergangenen Herbst in Oberhof wurde der 29-Jährige erstmals Deutscher Meister. Bei der Sommer-Biathlonweltmeisterschaft in Ruhpolding überraschte der Hofsgrunder die Etablierten und gewann Silber im Massenstartrennen. Roman Rees, der mit stoischer Ruhe am Schießstand und einer durchschnittlichen Trefferquote von 87 Prozent überzeugt, zeigte sich schon im Olympiawinter läuferisch verbessert. Ihm ist auch bei der WM und beim Kampf um die Podestplätze eine Überraschung zuzutrauen. „Ich mag die Strecken in Oberhof ziemlich gern und konnte in der Vergangenheit recht gute Ergebnisse erzielen. Ich präferiere die Bergtechnik und genau diese ist auf den Strecken in Oberhof gefragt“, auch wenn der aktuelle Neunte der Weltcup-Gesamtwertung zugibt, „im Vorfeld der Wettkämpfe etwas nervös zu sein“.
Der WM-Zeitplan
Freitag, 10. Februar14.30 Uhr: Frauen 7,5 km Sprint
Samstag, 11. Februar
14.30 Uhr: Herren, 10 km Sprint
Sonntag, 12. Februar
13.25 Uhr: Frauen, Verfolgung
15.30 Uhr: Männer, Verfolgung
Dienstag, 14. Februar
14.30 Uhr: Herren, 20 km Einzel
Mittwoch, 15. Februar
14.30 Uhr: Frauen, 15 km Einzel
Donnerstag,16. Februar
15.10 Uhr: Single-Mixed-Staffel
Samstag, 18. Februar
11.45 Uhr: Männer, Staffel
15 Uhr: Frauen, Staffel
Sonntag, 19. Februar
12.30 Uhr: Männer, Massenstart
15.15 Uhr: Frauen, Massenstart