Während am Hochrhein die Blasmusik im ländlichen Raum floriert, geht die klassische Musik manchmal eher etwas unter. Das bekommt auch der Orchesterverein Bad Säckingen zu spüren. „Wir sind eine kleine Truppe, die viel Spaß an der Musik hat“, sagt Ortrud Merkert. Viele Jahre war sie Vorsitzende des Vereins, hat ihr Amt aber vor einem Jahr an Christine Friedlmeier weitergegeben.

Denn Ortrud Merkert verlässt im Sommer nicht nur den Orchesterverein, sondern gemeinsam mit ihrem Mann auch Bad Säckingen. Für den Orchesterverein bedeutet das: Wieder eine weniger. Genau das ist das Problem. „Wir sind noch 17 Mitglieder im Orchester“, bedauert die neue Vorsitzende. Wobei einige der Musiker sogar nur noch zu den Konzerten kommen, nicht mehr zu den Proben.

Bereits 1904 hat sich der Orchesterverein Bad Säckingen gegründet. Es handelt sich dabei um ein reines Streichorchester, das anfangs ausschließlich klassische Werke spielte. Im Laufe der Jahrzehnte und unter der Leitung von Dirigent Klaus Kunzmann wurden die Musiker immer mutiger. Das jüngste Beispiel war die Teilnahme an den Bad Säckinger Stadtgeschichten im vergangenen Jahr. Für einen Filmbeitrag begleitete der Verein ein Flamenco-Stück des Musikers Oliver Fabro. „Die Stadtgeschichten haben uns neuen Auftrieb gegeben“, sagt Ortrud Merkert. Das Orchester hatte nicht nur viel Spaß an den Dreharbeiten, sondern auch an der neuen Form der Musik.

Aktuell gehören dem Bad Säckinger Orchesterverein 17 Mitglieder an. Doch viele kommen nur noch zu den Konzerten.  Bild: Susanne Eschbach
Aktuell gehören dem Bad Säckinger Orchesterverein 17 Mitglieder an. Doch viele kommen nur noch zu den Konzerten. Bild: Susanne Eschbach Bild: Susanne Eschbach

Auch die lange Coronapause hat dafür gesorgt, dass die Musiker motiviert waren. Nur leider sind in den vergangenen beiden Jahren auch einige Mitmusiker verstorben, was die Reihen der Streicher weiter dezimiert hat. Die Orchestermusiker kommen nicht nur aus Bad Säckingen. Aus Höchenschwand, Zell im Wiesental, Lauchringen, Albbruck, Murg oder Waldshut nehmen wöchentlich Mitglieder des Orchesters den Anfahrtsweg auf sich, um an den Proben teilzunehmen. „Viele Musiker finden vor der Haustür keine Möglichkeit, klassische Musik zu spielen und landen dann in Bad Säckingen“, sagt Christine Friedlmeier.

Neue Musiker nicht leicht zu finden

Doch neue Musiker sind nicht leicht zu finden. „Vielleicht liegt es einfach daran, dass sich Leute, die ein Streichinstrument spielen, einfach nicht trauen, Kontakt zu uns aufzunehmen“, überlegt die Vorsitzende. Dabei muss man beileibe kein perfekter Musiker oder auch nur besonders geübter sein, um beim Orchesterverein mitzuspielen. Friedl­meier denkt dabei an jene Menschen, die einst ein Streichinstrument erlernt haben, es aber aus beruflichen oder familiären Gründen erst einmal für viele Jahre aus der Hand legen mussten. „Wenn dann die Kinder aus dem Haus sind oder man beruflich nicht mehr so eingespannt ist, erinnert man sich vielleicht wieder an das Instrument“, so Friedlmeier weiter. Genau diesen Weg ist auch sie gegangen. In der Schule hat sie Cello gelernt und gerne gespielt. Als berufstätige Mutter von drei Kindern, schlummerte das Instrument dann viele Jahre im Schrank. Erst nachdem sie ein Konzert des Orchestervereins besucht hatte, erwachte in ihr wieder der Wunsch zu musizieren. Sie nahm Kontakt zum Verein und dessen musikalischen Leiter Klaus Kunzmann auf. „Der fackelte nicht lange, und ich war bereits mitten in den Proben zum nächsten Konzert.“ Christine Friedlmeier hofft, mit ihrer eigenen Geschichte anderen Menschen Mut zu machen, das Musizieren wieder aufzunehmen und sich beim Orchesterverein zu melden. „Es macht einfach zu viel Spaß, um diesen Verein aufzugeben“, sagt sie. Als Türöffner plant der Orchesterverein jetzt einen Tag der offenen Probe. Jeder kann vorbeikommen, und wer möchte, kann auch gleich mit musizieren. Noch steht das genaue Datum nicht fest, weil der Verein noch die neuesten Corona-Verordnungen abwarten möchte. „Aber sobald es passt, geben wir ein Datum bekannt“, verspricht die Vorsitzende.