Dominik Ruch ist Inhaber der FX Ruch KG, einem Familienunternehmen mit 130-jähriger Tradition. Das Stammhaus der Kommanditgesellschaft ist in Singen angesiedelt, zwei der insgesamt sechs Filialen befinden sich im Landkreis Waldshut-Tiengen. Das Unternehmen ist nicht nur Großhändler für Sanitär und Heiztechnik, sondern auch Fachhandel für Baustoffe und Fliesen.
Herr Ruch, Sie sind Inhaber der FX Ruch KG, könnten Sie unseren Lesern bitte die aktuelle Lage beziehungsweise Situation auf dem Bau schildern?
Derzeit wird meiner Meinung nach sehr viel dramatisiert, vor allem was die Liefersituation und die Baukonjunktur allgemein betrifft. Es gibt bei einzelnen Produkten nach wie vor Lieferengpässe und einige Bauten sind zwischenzeitlich zurück- oder ganz eingestellt worden, was die Folgen der Preissteigerungen und der Zinsentwicklung des vergangenen Jahres sind. Aber es ist nun einmal auch so, dass das, was die letzten Jahre speziell bei uns in der Region auf dem Bau los war, einfach zu viel des Guten war. Viele Handwerker waren seit einigen Jahren mit der Quantität an Aufträgen – gepaart mit dem Fachkräftemangel – einfach überfordert. Insofern ist es für alle Beteiligten vielleicht gar nicht schlecht, wenn es mal wieder etwas ruhiger zugeht.
Auf was müssen frische Bauherren achten?
Als Bauherr sollte man unbedingt darauf achten, dass man mit einer seriösen und erfahrenen, nach Möglichkeit regionalen, Firma baut, die die Dienstleistungen auch größtenteils selber ausführt und nicht viele Bereiche an Subunternehmer, die am Ende eventuell nicht die gewünschte Qualität erschaffen, auslagert. Wichtig ist auch, dass man nicht unbedingt den günstigsten Anbieter aus dem Internet wählt, sondern lieber ein paar Euro mehr einkalkuliert und den Bauunternehmer nimmt, den man kennt oder mit dem Bekannte schon gute Erfahrungen gemacht haben.
Momentan ist es ja leider so, dass die Preise explodieren. Wie wirkt sich das auf die aktuelle Bauphase aus?
Letztes Jahr gab es in vielen Bereichen starke Preissteigerungen, das ist richtig, aber hier wurde viel dramatisiert, beziehungsweise, es wird dann nicht mehr darüber gesprochen, wenn sich die Preise wieder beruhigen. Im Baustahlbereich zum Beispiel gab es letzten April extreme Preissteigerungen. Zwischenzeitlich ist der Preis aber schon wieder unter den günstigsten Preis des letzten Jahres gesunken. Problematisch wird es natürlich, wenn während der Bauphase große Kostensteigerungen anfallen, die nicht einkalkuliert sind und somit die kalkulierten Baukosten am Ende weit überschritten werden. Hierzu kann ich nur sagen, auch früher gab es jedes Jahr Kostensteigerungen, diese wurden teilweise schon einkalkuliert.
Es heißt: Will man ressourcensparend bauen, entscheidet man sich für ein Holzhaus. Was sind die Vorteile?
Die Aussage „will man ressourcensparend bauen, entscheidet man sich für ein Holzhaus“ kann ich persönlich nicht teilen. Leider hat sich diese Aussage in vielen Bereichen unserer Gesellschaft schon fest manifestiert, aber ich bin der Meinung, dass man sich die Dinge genauer anschauen sollte. Ich kann dem nur zustimmen, wenn das Holz aus dem Schwarzwald kommt, bei uns regional verarbeitet wurde und das Holzhaus anschließend von einer regionalen, fachkundigen und erfahrenen Firma in Massivbauweise erstellt wird. Die Realität sieht aber leider oft ganz anders aus. Oft kommt das Holz irgendwo aus dem Ausland, wird zum Sägen und Verarbeiten um den halben Globus transportiert und am Ende wird eigentlich kein Holzhaus gebaut, sondern eine völlig überteuerte Holzschachtel in Ständerbauweise, die mit viel Plastik und billigsten Baumaterialien abgedichtet und gedämmt wird. Das Ganze wird dem Kunden aber als ein tolles, nachhaltiges Holzhaus verkauft. Der Begriff Nachhaltigkeit setzt sich aus den Wörtern nach und haltig zusammen, was ich so verstehe, dass etwas nachhalten, sprich also lange halten soll. Dies ist aber bei vielen der oben erwähnten, günstigen Holzhäuser, leider nicht gegeben. Die Holzhausindustrie entkräftigt dies damit, dass man heutzutage anscheinend nicht mehr den Anspruch hätte, dass Häuser 100 Jahre halten sollen.
Wieso bezeichnet man ein Holzhaus dann aber als nachhaltig?
Ich selber werde dieses Jahr auch bauen und zwar ganz klassisch mit Ziegelbauweise und Beton. Die Ziegel kommen aus einem Ziegelwerk, das 40 km entfernt liegt und der Beton wird 15 km entfernt hergestellt. Der Zement stammt aus einer Zementproduktion, welche ohne Gas funktioniert. Jetzt könnte man natürlich den Transport eines Holzhauses gegen die hohen Energiekosten bei der Produktion im Fall der klassischen Bauweise aufrechnen. Es gäbe aber in der Rechnung so viele Parameter, die man so oder so auslegen kann, insofern macht eine solche Rechnung keinen Sinn. In meinen Augen ist es einfach nicht richtig, wenn man plötzlich nur noch das Holzhaus als das einzig richtige, nachhaltige und ökologische Haus darstellt, denn es macht in manchen Fällen einfach keinen Sinn.
Wird inzwischen mehr auf Holzbau gesetzt?
Ja, es wird mehr auf Holzbau gesetzt, dies ist meiner Meinung nach aber eher ein politisches Thema und ergibt für mich, wie bereits erwähnt, teilweise keinen Sinn. Die Vorteile erschließen sich für mich einfach nicht wirklich, zumindest nicht im Einfamilienhausbereich. Was natürlich ein großer Vorteil sein kann, ist das geringe Gewicht, das heißt, wenn man bei einem bestehenden Haus noch einen Stock draufsetzen möchte, aber durch die bestehende Statik minimiert wird, kann die Holzbauweise die Lösung sein.
Und auf was gilt es zu achten, wenn man sich für ein Holzhaus entscheidet?
Wichtig ist, dass man sich für eine erfahrene und bodenständige Firma entscheidet, die vor allem selber baut und nicht ein oder mehrere Subunternehmer anstellt, bei denen am Ende etwas ganz anderes rauskommt, als man sich vorgestellt hat. Zudem sollte das Haus möglichst massiv und die Dämmung mit ökologischen Materialien hergestellt sein. Beim Bau sollte möglichst auf Plastik verzichtet werden und wenn irgendwie möglich, sollte das Holz aus der Region stammen und auch hier verarbeitet worden sein.
Wie ist die aktuelle Auftragslage bei der Altbausanierung, hat sich im Zuge der Energiekrise etwas verändert?
Die Neubautätigkeit ist letztes Jahr stark zurückgegangen, dies aber eher dadurch bedingt, dass die Bauten aufgrund der Preissteigerungen schlecht kalkulierbar waren, beziehungsweise man das Risiko nicht eingehen wollte. Die sich erhöhenden Zinsen haben natürlich auch einen Rückgang der Neubautätigkeit bewirkt. Entsprechend wurde wieder mehr saniert und die Auftragslage ist in diesem Bereich stark angestiegen.