Die Donau ist mit 2845 Kilometern ab dem Zusammenfluss der Brigach und der Breg an der Donauquelle in Donaueschingen einer der längsten Flüsse Europas. Da liegt es für Radfahrer nahe, diesen Fluss auf seinem Weg durch Deutschland bis zum Schwarzen Meer ein Stück zu begleiten. Vor allem, weil an Flussufern die Steigung und das Gefälle in der Regel nicht extrem sind.

Wer sich auf den Donauradweg begeben möchte, hört oft, dass dieser überlaufen und frequentiert wie eine „Autobahn“ sei. Dieses Argument können wir auf unserer Etappe nach Donauwörth absolut nicht bestätigen. Es sind zwar einige Radfahrer unterwegs. Aber „Mehrtagesradler“, die man an den mitgeführten Satteltaschen erkennt, treffen wir täglich nur eine Handvoll. Es heißt, der Jakobspilgerweg soll vor der eigenen Haustüre beginnen, und so starten meine treue Tourenbegleiterin Petra Gabele aus Schaffhausen, eine gebürtige Heudorferin, und ich ebenfalls von unserer Haustüre aus und fahren über den Risiberg mit Blick auf Fridingen, über den Welschenberg und die Ruine Maria Hilf. Diese ehemalige Wallfahrtskirche liegt mystisch anmutend mitten im Wald.

Der Donauradweg führt durch den malerischen Naturpark Obere Donau, hier die Nepomukbrücke in Hausen im Tal und der Schlossfelsen im Abendlicht.
Der Donauradweg führt durch den malerischen Naturpark Obere Donau, hier die Nepomukbrücke in Hausen im Tal und der Schlossfelsen im Abendlicht. Bild: Sandra Häusler

Einstieg in Mühlheim

Im malerischen Bergstädtchen Mühlheim an der Donau mit seinem historischen Stadtkern erreichen wir unseren Einstieg auf den Donauradweg. Die Tagesetappen sind zwischen 50 und 55 Kilometer geplant, so bleibt auch genug Zeit, einen Halt an einem am Weg gelegenen Kleinod oder Städtchen, eine Besichtigung oder eine Rast einzulegen. Das Bikeline-Radtourenbuch aus dem Verlag Esterbauer, an dem wir uns orientieren, ist regenfest, enthält Informationen zu Sehenswürdigkeiten, Übernachtungsmöglichkeiten und GPX-Tracks.

Und eines stellen wir immer wieder fest: Am Ende des Tages stehen meistens mehr Kilometer auf dem Tachometer als geplant. Durch das Donautal und seine Burgen wie Burg Wilden-stein und Schloss Werenwag geht es im Durchbruchstal der Oberen Donau nach Hausen im Tal. Dort ist nach 67 Kilometer die erste Übernachtung in einer „Bed & Breakfast“-Unterkunft. Die vom Gewitter durchnässte Kleidung kann im Heizraum getrocknet werden und das Rad mit einem Wasserschlauch grob abgespritzt werden.

Kleinere Abstecher vom Donauradweg lohnen sich; so wie hier zwischen Ehingen und Ulm an die Blau nach Blaubeuren zum berühmten Blautopf.
Kleinere Abstecher vom Donauradweg lohnen sich; so wie hier zwischen Ehingen und Ulm an die Blau nach Blaubeuren zum berühmten Blautopf. Bild: Sandra Häusler

Die zweite Etappe

Die zweite Tagesetappe führt über Sigmaringen, Mengen zwischen dem Keltenmuseum Heuneburg und dem Heiligen Berg Oberschwabens, dem Bussen, nach Riedlingen. Besonders eindrucksvoll ist das Schloss Sigmaringen, das immer wieder eine eindrucksvolle Kulisse für Fotos bietet. In Riedlingen erwartet uns erneut eine interessante Unterkunft in einem Gästehaus.

Klöster & Brauereien

Die darauffolgende Etappe durch die Flusslandschaft Donauwiesen steht ganz unter dem Motto „Klöster und Brauereien“. Mit einem Abstecher nach Zwiefalten, über Rechtenstein, die Klöster Obermachtal und Untermarchtal geht es in die Bierkulturstadt Ehingen mit gleich fünf Brauereien und 53 Bieren. Dass die Übernachtung in Ehingen in einem Bierkulturhotel gesetzt ist, liegt natürlich nahe.

Am Donauradweg in Ulm erinnert ein Denkmal an den Schneider von Ulm und dessen Flugversuche.
Am Donauradweg in Ulm erinnert ein Denkmal an den Schneider von Ulm und dessen Flugversuche. Bild: Sandra Häusler

Für die Etappe nach Ulm wählen wir die Variante abseits der Donau entlang der Blau durch das Blautal. An diesem Tag wandeln wir auf den Spuren unserer frühen Vorfahren und kommen an der Steinzeithöhle Hohle Fels in Schelklingen vorbei. Hier wurde die Venus vom Hohle Fels gefunden, eine kleine, aus Mammut-Elfenbein geschnitzte, 40.000 Jahre alte Frauenfigur. Später besuchen wir die „echte“ Venus im „Urmu“, dem Urgeschichtlichen Museum in Blaubeuren. Dort ist der Blautopf ein Touristenmagnet, eine Karstquelle, dessen bläuliche Färbung durch die Klarheit des Wassers und millionenfache Lichtstreuung an kleinsten Kalkpartikeln entsteht.

Ein Besuch in Ulm

In Ulm gehört das malerische Fischer- und Gerberviertel mit schiefen Fachwerkhäusern und zahlreichen Brücklein zu den schönsten Ecken. Es bietet sich ein Besuch im gotischen Ulmer Münster mit dem höchsten Kirchturm der Welt (161,53 Meter) an und am Denkmal für Hans und Sophie Scholl, den Widerstandskämpfern, die mit ihren Eltern von 1939 bis 1942 im Haus Münsterplatz 33 lebten. Auch der Physiker Albert Einstein hat für kurze Zeit in Ulm gelebt. Am historischen Zeughaus erinnert daher der Einsteinbrunnen an ihn. Auf dem Donauradweg radeln wir auch am Denkmal des „Schneiders von Ulm“ vorbei, einem Flugpionier, der bei seinen Flugversuchen in die Donau stürzte.

Der Weg nach Bayern

In Ulm passieren wir die Landesgrenze zwischen Baden-Württemberg und Bayern. Im Donauried reihen sich zahlreiche Seen aneinander. Städte wie Günzburg, Dillingen oder Hochstädt bezaubern durch prachtvolle Barock- und Renaissance-Bauten und in Faimingen, einem Ortsteil von Lauingen, können die Reste eines rekonstruierten Apollo-Grannus-Tempels aus dem zweiten Jahrhundert inmitten eines Wohngebiets besichtigt werden. Dass wir uns nun in Bayern befinden, verdeutlichen die zahlreichen großen und schattigen Biergärten, in die sich allemal eine Einkehr lohnt. Nach rund 320 geradelten Kilometern kommen wir tatsächlich nach fünf Tagen in Donauwörth an.

Die Etappen waren vor allem landschaftlich abwechslungsreich, führten über weite Strecken an der Donau entlang, aber auch auf Dämmen, über Autobahnbrücken, durch schattige Wälder, weite Donauwiesen, begleitet vom Klappern der Störche und Quaken der Frösche. Einziges Manko: Nicht immer war der Donauradweg ideal ausgeschildert. Wer mit dem Smartphone navigiert, benötigt viel Akkupower. Daher ist eine Powerbank absolut ratsam, um nicht auf dem Weg ohne Strom dazustehen. Und eines haben wir auch festgestellt: Mit schwäbischen Spezialitäten von selbstgemachten Maultaschen, über Kässpätzle oder frischem Fisch hat der Donauradweg auch für uns „Genussradler“ kulinarisch viel zu bieten.

Unterkünfte vorher buchen

Was uns die Reise enorm erleichtert hat, war, dass wir alle Unterkünfte bereits vorab gebucht haben, um nicht am Ende des Tages noch unter Zeitdruck zu geraten, eine Unterkunft suchen zu müssen. Bei den Buchungen haben wir darauf geachtet, dass die E-Bikes über Nacht sicher in Garagen oder Tiefgaragen abgestellt werden können.