Herr Knör, Sie kommen mit Ihrem Programm „Old school – Aber geil!“ nach Lippertsreute. Was erwartet die Besucher?

Das Programm ist wie Erholung. Es gibt jede Menge Musik und vor allem viel Spaß. Es ist eine Zeitreise und es geht um die alten Werte, die ich versuche, irgendwie zu bewahren. Außerdem möchte ich meine Gefühlswelt teilen.

Wie viel von Ihrem eigenen Ich spiegelt sich im Programm wider?

Mit zunehmendem Alter lasse ich in meinen Programmen immer mehr mich selber durchblicken. Auch wenn ich parodiere, ist ja letztendlich jede Parodie kein Abklatsch, sondern ein Teil von mir.

Sie gehören ja zu den besten Parodisten im deutschsprachigen Raum. Wen werden Sie alles auf der Bühne mit dabeihaben?

Eine ganze Menge (lacht). Von Sammy Davis Junior über Tom Jones bis Heinz Erhardt und Trude Herr im Auto sitzend und Fahrschule spielend. Das ist aber nur ein Teil.

Wie gut kennen Sie den Bodensee?

Es ist wirklich kurios, dass ich südlich des Mains in den vergangenen Jahren tatsächlich sehr selten spiele. Ich war schon mehrere Male in Mühlhofen in der Alten Fabrik. Aber sonst ist es schon gefühlt ewig her, dass ich regelmäßig am Bodensee war.

Jörg Knör freut sich auf den Auftritt am 29. April in Lippertsreute.
Jörg Knör freut sich auf den Auftritt am 29. April in Lippertsreute. Bild: Veranstalter

Wie gut kennen Sie die Region?

Ich hatte ja mal eine Zeit, in der ich bis zu 15 Galas im Monat gemacht habe, da war ich schon viel dort (lacht). Ich kann mich noch erinnern, dass ich mal dabei war, als Rex Gildo bei „Verstehen Sie Spaß?“ auf der Schweizer Seite hereingelegt wurde ich bin mal auf einer Hochzeit auf einem Schiff auf dem See aufgetreten. Das war beeindruckend.

Haben Sie einen Lieblingsplatz am Bodensee?

Nein, eigentlich nicht. Ich denke nur, dass es im Moment einfach herrlich sein muss, da sicherlich alles blüht.

Ihr Programm heißt „Old school – Aber geil!“. Wie kamen Sie darauf?

Das ist tatsächlich wörtlich zu nehmen. Was ich mache, ist „old school“. Und „old school“ ist in einer Zeit von Fast-Food-Comedy und Effekthascherei fast schon zum Gütezeichen geworden. Deshalb lenke ich nicht davon ab, sondern zeige sogar doppelt drauf. Ich bekomme immer wieder gesagt, dass genau diese Art von Entertainment von vielen im Fernsehen und auf den Bühnen vermisst wird.

Wie kann es dann sein, dass Sie im vergangenen Jahr dann bei „Promi Big Brother“ mitgemacht haben?

Ich wollte einfach erleben, was heute die Währung ist: Alles muss fame sein, man muss auf sich aufmerksam machen und außergewöhnlich sein. Das hat dann aber meistens nichts mit Können zu tun.

Rückblickend gesehen, hat sich nach „Promi Big Brother“ etwas geändert?

Ganz ehrlich: Nein. Es hat mir weder genutzt, noch geschadet. Es wurde deshalb nicht eine Karte mehr für meine Shows verkauft. Für mich hat sich nichts geändert – außer mein Kontostand.

Werden Sie jetzt auf der Straße nicht von mehr Leuten erkannt?

Nein, nicht von mehr als vorher. Es hat sich einfach gezeigt, dass mein Publikum solche Sendungen schlichtweg nicht schaut. Wenn ich es in der Show anspreche, dann geht meistens ein Raunen durch den Saal. So ganz nach dem Motto: Wie? Echt? Das haben wir gar nicht mitbekommen!

Sie haben die Erfahrungen also auch im aktuellen Programm verarbeitet?

Ich rede darüber, klar. „Old school“ heißt ja nicht, dass man nur über Sachen von damals redet, sondern sie auch mit den aktuellen vergleicht. Ich habe in den drei Wochen ja größtenteils Menschen kennengelernt, die eine Art Unterhaltung machen im Sinne von „ich finde im Netz statt“, „ich habe den blauen Haken bei Insta-gram“ und „ich bin Influencer“.

Jörg Knör kommt am 29. April nach Lippertsreute.
Jörg Knör kommt am 29. April nach Lippertsreute. Bild: Det. Kemkpe

Diese Flut an neuen Gesichtern gab es in den vergangenen Jahren auch im Comedy-Kabarett-Dschungel. Glauben Sie, dass dies unter anderem durch das Internet überhaupt erst möglich war?

Sicherlich. Als ich angefangen habe vor 40 Jahren, gab es nur Fernsehen. Und da kam man auch nur rein, wenn man sich richtig auf die Hinterbeine gestellt hat. Es gab kein Youtube, es gab kein Internet, es gab kein Social Media, es gab aber auch keine Vorbilder, die da waren. Meine Vorbilder waren alle viel älter als ich. Und man musste etwas können.

Sie umfassend zu beschreiben ist nahezu unmöglich. Wie würden Sie sich beschreiben?

Ich möchte gar nicht in eine Schublade gesteckt werden. Ich sage immer, ich bin ein Entertainer mit kabarettistischem Anspruch und musikalischer Neigung. Allerdings ist es so: Wer mich sieht, der kennt mich. Und für viele bin ich sicherlich eine Überraschung – und das mit meinen 63 Jahren (lacht). Viel wichtiger als eine Beschreibung ist mir, dass ich die Menschen von der Bühne aus zutiefst berühren möchte.

Das heißt, Ihr Programm hat auch Tiefgang?

Klar. Ich bin kein Comedian. Bei mir geht es auch sentimental zu. Natürlich wird in meiner Show viel gelacht, aber kann auch geweint werden. Mich hat hier die Schule Rudi Carrell geprägt. Er sagte immer, dass die Leute auch ihre eigenen Gefühle befreien wollen. Und genau das möchte ich auch.

Wie schaffen Sie das?

Durch jede Menge Lebenserfahrung (lacht). Gerade auch beispielsweise zum Schluss mit meinem Saxofon-Solo „Die Schule des Lebens“. Was mich immer wieder unheimlich freut, sind natürlich die vielen Lacher, aber viel mehr freue ich mich, wenn die Zuschauer zustimmend nicken, wenn ich über meine Wut oder meine Beobachtung von Wirklichkeit rede. Da merke ich, dass ich immer wieder den Leuten aus dem Herzen spreche.

Wie und wann haben Sie das neue Programm geschrieben?

Vieles ist tatsächlich kurz vor „Promi Big Brother“ entstanden (lacht). Wir mussten ja alle eine Woche lang vor der Show in Quarantäne. Man wurde ins Hotel eingesperrt ohne Zugang zu Medien und Zeitung und ohne Sozialkontakt. Es war fast schon wie eine Woche Gefängnis. In dieser Zeit habe ich auch an dem Programm geschrieben.

Die Fragen stellte Reiner Jäckle