Wenn sich in Meersburg der Fasnetsumzug durch die Unterstadt, die Steigstraße hinauf bis auf den Schlossplatz schlängelt, dann darf eine Zunft nicht fehlen: die Große Konstanzer Narrengesellschaft Niederburg aus Konstanz. Beide verbindet eine jahrzehntelange Freundschaft. Am vergangenen Sonntag gab es genau dieses Treffen wieder, denn in Meersburg fand der große Fasnetsumzug und das anschließende Narrenbaumstellen auf dem Marktplatz statt.

Narren bei der Seegfrörne
Dabei gab es einen ganz besonderen Anlass zu feiern, denn vor genau 60 Jahren überraschten die Konstanzer die Meersburger Freunde mit einem ganz besonderen Geschenk. Am 17. Februar kam eine Delegation zum Narrenbaumstellen in die Burgenstadt. Zu diesem Zeitpunkt war das Eis auf dem Bodensee bereits so dick, dass vieles bereits auf dem Bodensee stattfand. Als die Fasnet vorbei war, kam am 3. März erneut eine Delegation des damaligen 13er-Rates aus Konstanz nach Meersburg. Dieses Mal zu Fuß und auf direktem Weg über das Eis. Im Gepäck hatten sie ein ganz besonderes Geschenk: einen Silberpokal.
Überraschung aus Konstanz
Angelehnt an die traditionelle See-gfrörne-Prozession zwischen Hagnau und Münsterlingen, bei dem mehrmals die Büste des heiligen Johannes das Seeufer auf direktem Wege wechselte, wollten die Konstanzer Narren mit Meersburg eine ähnliche Prozession beginnen. Was sie allerdings nicht wussten, dass es seitdem keine geschlossene Eisdecke mehr auf dem Bodensee gegeben hat.

Dennoch zeigten sich die Meersburger Narren hocherfreut und nahmen den Silberkelch voller Ehrfurcht entgegen. Mit dabei war eine Urkunde, die vom Präsidenten, Vizepräsidenten und Kanzleirat unterschrieben ist. Darauf ist geschrieben, dass der Silberkelch bei jeder weiteren Seegfrörne die Seeseite wieder wechseln solle. Und zwar solle die jeweilige Zunft, bei der sich das Trinkgefäß befindet, dieses auf die andere Seite transportieren.
Erinnerungen an 1963
„Das Datum des diesjährigen Umzuges in Meersburg hat einfach absolut gepasst“, erzählt Ehrennarrenrat und Glonke Tobias Keck von der Narrenzunft Schnabelgiere. „Er fand am 12. Februar statt. Am selben Datum vor 60 Jahren war die Prozession zwischen Hagnau und Münsterlingen.“ Aus diesem Anlass hatte er den Silberkelch mit im Gepäck und holte sich direkt vom Umzug den Konstanzer Narrenpräsidenten Mario Böhler und den Meersburger Zunftmeister Alexander Wurster mit seinen beiden Burgfräuleins. Auf dem Moderationswagen wurde die Narren-Freundschaft dann erneut unterstrichen, indem sowohl Mario Böhler als auch Alexander Wurster aus dem Kelch tranken.

Bis zur nächsten Seegfrörne wird der Silberkelch in Meersburg bleiben. Bis dahin wird die Narren-Freundschaft so gepflegt, dass man sich gegenseitig bei den Umzügen besucht. Der Konstanzer Besuch in Meersburg ist bereits absolviert. Am Sonntag, 19. Februar, findet in Konstanz der große Umzug statt – dann natürlich mit Beteiligung der Narrenzunft Schnabelgiere aus Meersburg.
Archiveintrag der Narrenzunft Schnabelgiere (Auszug):
1963: (Seegfrörne): „Das Narrenbaumsetzen am 17. Februar erhielt seine besondere Bedeutung durch den Umstand, daß unsere Freunde von der Niederburg Konstanz den weiten Weg um den See nicht scheuten, um bei uns zu sein, getreu alter Tradition.“„Am Sonntag. 3. März, erlebten wir Narren eine bedeutsame Überraschung. Während der Chronische mit seiner Angetrauten den zugefrorenen See in Richtung Staad überquerte, statteten die Niederbürgler uns einen unerwarteten Besuch ab, wobei sie einen Silberpokal mit Urkunde überreichten.
Der Pokal trägt die Inschrift: Seegfrörne 1963. Große Konstanzer Narrengesellschaft 1884 e.V. Die Urkunde lautet: Wir, der weiland regierende Hohe 13er-Rat der Großen Konstanzer Narrengesellschaft Niederburg von 1884 e.V. übergeben unsern lieben Narrenfreunden von der hochnärrischen Zunft der Schnabelgiere in Meersburg aus Anlaß unseres Besuches am heutigen Tage einen silbernen Pokal, welcher von den Unterzeichneten über den zugefrorenen See getragen wurde, mit dem Bedinge, selbigen bei der nächsten Seegfrörne wieder zu Fuß nach Konstanz zu tragen, woselbst er dem Hohen 13er-Rat der Niederburg zu übergeben ist. So soll der Pokal bei jeder Seefrörne seinen jeweiligen Besitzer wechseln. Gegeben in den Burgstuben unserer Gesellschaft im Jahr der Seegfrörne 1963 im Märzen. Die Urkunde tragt die Unterschriften des Präsidenten, Vizepräsidenten und Kanzleirates.“