Die oberschwäbische Barockstraße mit ihren zahlreichen Sehenswürdigkeiten hat es nicht nur vielen Autofahrern, sondern ganz offensichtlich auch dem Seewoche-Storch Kassanova angetan. Es werden allerdings ziemlich sicher nicht die vielen barocken Kirchen gewesen sein, sondern doch eher der Standort des neu aufgestellten Nistplatzes für Störche, der direkt neben einem Stromwerk steht.

Kassanova brütet mit
Störche sind in dieser Gegend rar, deshalb sind Kassanova und seine Partnerin ein beliebtes Motiv für Naturfotografen. Auf der Gemarkung der 10.000-Einwohner-Gemeinde fühlen sich die beiden wohl, denn seit Mitte April brütet das Paar sogar. Es ist der erste Nachwuchs, den der Seewoche-Storch erwartet.
Der Horstbau funktionierte auf jeden Fall schon einmal perfekt. Schnell war ein Nest gebaut, das wie bei allen Störchen kontinuierlich ausgebaut wird. Allerdings hat sich das Paar auch eine perfekte Plattform mit kleinem Geländer ausgesucht, was den Bau deutlich vereinfacht. Über die Partnerin von Kassanova kann man leider gar nichts sagen, denn sie ist nicht beringt und damit auch nicht zuzuordnen.

Der Weg zurück
Zahlreiche Seewoche-Leserinnen und -Leser haben im Februar mitgefiebert, als Kassanova sein Winterquartier in Marokko verlassen hat. Die große Frage war, ob er in Frankreich nach Osten abbiegt oder wie im vergangenen Jahr zur Rheinebene fliegen wird – und er bog ab, in Richtung Bodensee. Er erreichte am 12. März die Region seiner Herkunft. Allerdings waren zu diesem Zeitpunkt die meisten Horste rund um den Affenberg und Umgebung bereits besetzt. Vielleicht war das der Grund, warum er direkt in Richtung Oberschwaben weiterzog.

Wohnsitz Altusried
Am 30. März wurde sein Sender zum ersten Mal an der Stelle des Horstes in Altusried registriert. Seitdem befindet er sich dort. Auf der einen Seite das Stromwerk mit niedrigen Stromleitungen, die nicht ganz so gefährlich sind, und dahinter das idyllisch gelegene Dorf Krugzell. Auf der anderen Seite die kleine Nepomukkapelle vor dem Gewerbegebiet von Altusried. Außerdem fließt nur wenige Meter neben dem Horst der Fluss Iller vorbei und es gibt große Wiesen und Felder in unmittelbarer Umgebung. Damit dürfte das Storchenpaar kein Problem haben, genügend Futter für sich und den Nachwuchs zu finden. Wer Kassanova verfolgen möchte, kann sich auf dem Mobiltelefon die App „Animal Tracker“ installieren.
Kassanova
Der Seewoche-Storch ist Ende April 2020 im Horst auf dem Dach des Kassenhäuschens auf dem Affenberg Salem geschlüpft. Bei der Beringung bekam er die Nummer A6W33. Ende Juni 2020 wurde er mit etwa neun Wochen mit einem Sender ausgestattet. Er befindet sich bereits zum zweiten Mal in seinem Winterlager nahe Rabat, der Hauptstadt Marokkos. Mittlerweile fliegt er wieder in Richtung Deutschland. Kassanova ist ein männlicher Jungstorch, der in seinem Leben bereits mehr als 6200 Kilometer in der Luft zurückgelegt hat. Wer seine Flüge und Positionen verfolgen möchte, kann dies in der App „Animal Tracker“ tun.
Der Weg von Kassanova
15. Februar: Kassanova startet seinen Flug in Richtung Norden von seinem Winterquartier bei Rabat in Marokko aus.
18. Februar: Der Seewoche-Storch erreicht das europäische Festland in Südspanien
3. März: Kassanova erreicht über den „Golfe de Lion“ Montpellier Südfrankreich
12. März: Er fliegt über die Schweiz, am Neuenburgersee bei Neuchâtel sowie Zürich vorbei und erreicht den Bodensee bei Münsterlingen.
13. März: Er überquert den Bodensee. Am Mittag wird seine Position in Ravensburg registriert. Ob er auf dem Weg an seinem Geburtsort am Affenberg vorbeigeschaut hat, steht nicht fest.
30. März: Kassanova ist zum ersten Mal im Horst in Altusried erfasst. Zuvor bewegte er sich über Leutkirch und Kempten. Auf der Reise dürfte er wohl seine Partnerin gefunden und den Horst besetzt haben. Es ist einer von ganz weniger Horsten in der Region.
Mitte April: Kassanova und seine Partnerin beginnen zu brüten.