Sie sind pink, sie sind schwer, sie hüpfen extrem und darum dreht sich die Welt von Pascal von Ow: Die Rede ist von sogenannten Bouncing Bällen. Der 21-Jährige aus Grünwangen im Deggenhausertal ist staatlich geprüfter Artist mit Schwerpunkt Bouncing Jonglage. Das bedeutet, er kann aktuell mit bis zu sieben Bällen gleichzeitig indirekt über den Boden oder anderen Gegenständen jonglieren. Im vergangenen Jahr schloss er die Artistenschule in Berlin erfolgreich ab und tourte mit der Abschlussklasse drei Monate lang durch Deutschland und spielte etwa 40 Shows. Nun wartet der harte Artistenalltag auf ihn.
Neue Engagements
Doch ganz so bange ist ihm vor der Zukunft nicht, denn er hat bereits zwei attraktive Verträge unter Dach und Fach und für dieses Jahr bereits einen vollen Terminkalender. „Das ist ein absoluter Glücksfall“, sagt Pascal von Ow. „Normalerweise bekommt man als Absolvent nicht sofort solche Angebote.“ Im Januar ist er sechs Tage bei Frankfurt engagiert und ab März geht es acht Monate lang mit der Show „Wet“ in vier der größten Varieté-Theater Deutschlands. „Ich freue mich schon jetzt riesig auf die Auftritte“, sagt er. „Für mich ganz speziell werden aber auch die Auftritte in Friedrichshafen am 20. und 21. Januar.“

Heimspiel in Friedrichshafen
Sein Heimspiel in der Caserne in Friedrichshafen mit der Show „Drop the Beat“ hat er selbst eingefädelt. Damit kommt er mit einigen seiner Artistenklasse aus Berlin zurück zu seinen artistischen Wurzeln, denn angefangen hat alles in der dritten Klasse an der Bodenseeschule in Friedrichshafen. „Da gab es eine Zirkus AG, bei der ich sofort mitmachte“, erinnert sich Pascal von Ow. „Sie wurde von der Zirkusakademie organisiert, wo ich kurze Zeit später auch dabei war.“
Das, was vor etwa zwölf Jahren den kleinen Jungen aus Grünwangen faszinierte, hat er heute zu seinem Beruf gemacht: Artistik. In den ersten Jahren wurde vieles ausprobiert; von Diabolo über Devilsticks, Trapez bis zur Walze und Kugel war fast alles dabei. Nicht fehlen durfte natürlich auch Jonglage, aber eher mit Keulen, Tüchern und Bällen. Sechs Jahre später begegnete Pascal von Ow dann erstmals den sogenannten Bouncing Bällen. Er bekam sie von Andrea Sprenger, der Chefin der Zirkusakademie, für einen Auftritt geschenkt. Sie sind etwa so groß wie die Kugeln beim Boule und so etwas wie große, schwere Flummibälle. „Ich war damals in der neunten Klasse“, erinnert er sich. „Allerdings verwendete ich sie damals noch als normale Jonglagebälle.“

Gleich nach dem Auftritt starteten aber die ersten Versuche, die Bälle auch indirekt über den Boden zu jonglieren. Es war so etwas wie „Liebe auf den ersten Touch“. Pascal von Ow erkannte schnell, was man alles mit den Bällen machen kann. Und die Eltern unterstützten ihren Sohn tatkräftig, denn in der eigenen Schlosserei wurden erste Gestelle zusammengeschweißt, um die Bälle möglichst spektakulär hüpfen zu lassen.
Traumberuf Artist
Schon damals hatte er mit 15 Jahren nur einen Traum: Artist zu werden. Allerdings gab es da noch eine hohe Hürde. „Ich hatte früher extrem Heimweh“, erzählt Pascal von Ow. „Ich wollte eigentlich nie weg aus Grünwangen.“ Heute ist er froh, dass sein Wunsch, Artist werden zu wollen, deutlich größer war, als die Angst von zuhause wegzugehen. „Heute ist es gerade andersrum“, betont er. „Ich freue mich, wenn es auf Reisen geht, wenn wir immer wieder in anderen Städten auftreten.“
Der Weg nach Berlin
Dass dies möglich ist, hat er seiner Ausbildung zu verdanken, die er an der Artistenschule in Berlin absolvierte. Noch vor seiner Mittleren Reife in Friedrichshafen bewarb er sich dort. Anfangs waren es etwa 150 Bewerber auf elf Plätze. Etwa 30 wurden zur Aufnahmeprüfung eingeladen. Da acht Kandidaten schon jahrelang auf der Artistenschule waren, gab es für den Rest quasi noch drei Plätze. Und Pascal von Ow setzte sich mit seiner Bouncing Jonglage durch.
150 Bewerber auf elf Plätze
„Als ich die anderen sah, rechnete ich mir keine Chancen mehr auf einen Platz aus“, erinnert sich der 21-Jährige. „Umso überraschter war ich dann, als sie mir sagten, dass sich einen Platz habe.“ Eine Woche später stand aber erst noch die Abschlussprüfung in der Bodenseeschule an. Als diese erfolgreich war, ging es auf Wohnungssuche in Berlin.
„Die erste Zeit war echt hart für mich“, sagt er. „Ich habe mich dazu gezwungen, mit 17 Jahren erwachsen zu werden und auf eigenen Beinen zu stehen.“ Im Nachhinein betrachtet sei die Zeit aber sehr wertvoll gewesen, denn er habe viel gelernt – und sein Hobby zum Beruf machen können. „Ich habe natürlich auch viele neue interessante Leute kennengelernt und hatte die Chance, meinen Traum zu leben und zu realisieren“, sagt Pascal von Ow. „Und ich habe schließlich gemerkt, wie schön es ist, immer woanders zu sein und Neues zu sehen.“
Reise nach Jakarta
Auch wenn durch Corona extrem viele Auftritte in der Ausbildung abgesagt wurden, sammelte der Grünwanger viel Erfahrung. 2019 war er Teil eines Teams der Artistenschule, die nach Jakarta in Indonesien reisen durften. Außerdem knüpfte er viele Kontakte und erweitere sein Netzwerk. Nach dem erfolgreichen Abschluss der Artistenschule gingen die Absolventen auf eine dreimonatige Tour durch Deutschland, die sie selbst etwa ein Jahr lang organisierten.
Nun darf sich Pascal von Ow staatlich geprüfter Artist nennen. Allerdings ist die Ausbildung nur ein erster Schritt ins Berufsleben, denn nun wartet der harte Alltag. Er musste seine eigene Firma gründen, sich selbstständig machen, krankenversichern und vor allem: Jetzt geht es darum, Engagements und Aufträge zu bekommen. „Hier war die Tour sehr wertvoll, wobei die meisten Kontakte außerhalb geknüpft werden“, erklärt er. Sein Alltag besteht nicht nur aus der Bühnenshow. Er muss hart trainieren, sich fit halten, und dann wartet noch die Büroarbeit mit Bewerbungen schreiben und Buchhaltung.
Um selbst proaktiv zu sein, hat er sich mit einigen anderen Absolventen zusammengetan und möchte eine eigene Marke kreieren. So entstand auch die Show „Drop the Beat“, die am Freitag, 20. Januar, und am Samstag, 21. Januar, jeweils um 19.30 Uhr im Kulturhaus Caserne in Friedrichshafen gezeigt wird. Mit dabei ist natürlich auch die siebeneinhalb Minuten lange Show von ihm selbst. Um als Artist überleben zu können, bedarf es aber Engagements – und selbst diese hat Pascal von Ow bereits.
Teil der Show „Wet“
Es war eines der schönsten Weihnachtsgeschenke, die der 21-Jährige im vergangenen Jahr bekommen hat. Kurz vor Heiligabend unterschrieb er seinen Vertrag für die Show „Wet“, die acht Monate lang auf den größten Varieté-Bühnen Deutschlands der Entertainment-Group GOP in Bremen, Münster, Bad Oeyenhausen und Bonn gezeigt werden wird. Damit hat der 21-Jährige das geschafft, wovon die meisten Absolventen der Artistenschule in Berlin nur träumen können: einen nahtlosen Übergang von der Ausbildung ins Berufsleben. Wobei er mit beiden Beinen auf dem Boden bleibt und betont: „Im Artistenleben wird einem nichts geschenkt. Man muss immer alles geben und sich ständig weiterentwickeln.“
Pascal von Ow
Der 21-Jährige ist in Überlingen geboren und in Grünwangen im Deggenhausertal aufgewachsen. Er besuchte die Bodenseeschule in Friedrichshafen und machte dort 2019 die Mittlere Reife. Anschließend ging er als Bouncing Jongleur mit 17 Jahren an die Artistenschule nach Berlin. 2022 schloss er seine Ausbildung zum staatlich geprüften Artisten ab. Im Anschluss absolvierte er mit anderen Absolventen eine dreimonatige Tour unter dem Motto „Whisper and Shout“ mit 40 Auftritten. Mittlerweile hat er schon mehrere Engagements für dieses Jahr. Weitere Informationen zu Pascal von Ow und Videos gibt es im Internet unter:
Auftritte in Friedrichshafen
Unter dem Motto „Drop the Beat“ gibt es am Freitag, 20. Januar, und am Samstag, 21. Januar, jeweils um 19.30 Uhr eine große Varieté-Show unter anderem mit Pascal von Ow. Dabei trifft Artistik auf Percussion. Neun junge Artisten aus ganz Deutschland präsentieren ein abwechslungsreiches Varieté-Programm. Begleitet wird die Show durch Percussion, welche eine Harmonie zur Artistik darstellt und die Zuschauer in eine dramaturgische, poetische Welt entführt. Mit dabei sind Studierende der Staatlichen Artistenschule Berlin. Weitere Infos und Tickets gibt es im Internet unter: