Die Dächer auf dem Hofgut am Affenberg in Salem sind mittlerweile wieder sehr gut besetzt. Auch in den Horsten in der weiteren Umgebung herrscht bereits Hochbetrieb. Selbst die mittlerweile zahlreichen Waldhorste in Mühlhofen sind bereits wieder größtenteils besetzt. Die Störche sind damit beschäftigt, die Nester wieder in Schuss zu bringen. Immer wieder werden Störche gesehen, die mit einem Ast im Schnabel herumfliegen.
Warten auf Hochdruckgebiet
Auch wenn es aktuell wieder etwas kälter ist, das Hoch in der Fastnachtswoche hat dafür gesorgt, dass viele Störche wieder zurückgekommen sind. Wenn es so kalt ist wie jetzt, lassen sich die rückkehrenden Vögel etwas länger Zeit, weil es deutlich weniger Thermik gibt. Sobald es wieder etwas wärmer wird, kommen mit Sicherheit noch mehr Störche.
Darunter könnte dann eventuell sogar der Seewoche-Storch Kassanova sein. Im vergangenen Jahr hat er mit seiner Partnerin in Altusried zum ersten Mal überhaupt für Nachwuchs gesorgt, auch wenn es nur ein Jungstorch von insgesamt drei geschafft hat. Wohin es ihn dieses Mal zieht, steht natürlich noch nicht fest. Allerdings kann er aktuell über die App „Animal Tracker“ sehr gut verfolgt werden, weil er einen Sender auf dem Rücken trägt.

Winterquartier bei Sevilla
Im September vergangenen Jahres erreichte er Cordoba. Nach kurzer Zeit zog es ihn noch etwas weiter in die Nähe von Sevilla, wo er den Winter verbrachte. In den ersten beiden Jahren flog er jeweils bis nach Marokko in die Nähe der Hauptstadt Rabat. Den vergangenen Winter verbrachte Kassanova zum ersten Mal in Südspanien, allerdings ohne Partnerin, denn die Störche fliegen alleine in ihre Winterlager.
Rückflug seit Februar
Seit Anfang Februar befindet sich der Seewoche-Storch auf dem Rückflug in Richtung Deutschland. Allerdings lässt er es im Vergleich zu den vergangenen Jahren gemächlicher angehen. Er verbrachte erneut einige Tage bei Cordoba, wie beim Hinflug. Seit dem 16. Februar zieht er jeden Tag ein kleines Stück weiter. Über den landschaftlich herrlichen See „Embalse de Buendia“ östlich von Madrid ging es über den „Molina und Alto Tajo Geopark“ und Zaragosa bis nach Lleida.
Die Spannung steigt
Wie es weitergeht, darüber kann man nur spekulieren. Im vergangenen Jahr flog Kassanova über Montpellier in Südfrankreich nach Norden und bog nach dem Genfer See in Richtung Neuenburgersee bei Neuchâtel ab. Dann ging es über Zürich bis an den Bodensee, den er bei Münsterlingen am 12. März erreichte. 18 Tage später war er dann zum ersten Mal im Horst bei Altusried registriert. Nun wird es also spannend, wohin es Kassanova in diesem Jahr zieht. Ob er auch noch dieselbe Partnerin haben wird, ist kaum zu sagen, denn die aus dem vergangenen Jahr war nicht beringt.
Ist der Bodensee sein Ziel?
Die Hoffnung ist jedenfalls da, dass er sich vielleicht sogar in der Nähe des Affenberges, wo er ja zur Welt kam, niederlassen wird. Allerdings werden auch dieses Jahr in dieser Region die meisten Horste bereits belegt sein, wenn der Seewoche-Storch ankommen wird. Doch wie heißt es so schön: Schau‘n mer mal…
Kassanova
Der Seewoche-Storch ist Ende April 2020 im Horst auf dem Dach des Kassenhäuschens auf dem Affenberg Salem geschlüpft. Bei der Beringung bekam er die Nummer A6W33. Ende Juni 2020 wurde er mit etwa neun Wochen mit einem Sender ausgestattet. Den Namen hat er von Seewoche-Leserin Magdalena Wagner aus Stetten durch eine Seewoche-Aktion erhalten. In wenigen Wochen wird Kassanova drei Jahre alt. Im vergangenen Jahr hat er zum ersten Mal für Nachwuchs gesorgt. Er verbrachte den Sommer in einem Horst in der Nähe von Altusried. Kassanova ist ein männlicher Jungstorch, der in seinem Leben bereits mehr als 6000 Kilometer in der Luft zurückgelegt hat. Wer seine Flüge und Positionen verfolgen möchte, kann dies in der App „Animal Tracker“ tun.
Die App „Animal Tracker“
Auf den Spuren von Weißstorch, Waldrapp und Co.: Mit der kostenlosen App „Animal Tracker“ können die Routen von besenderten Wildtieren fast in Echtzeit verfolgt werden. Die Sender der Störche vom Affenberg senden jeden Tag ihre Position und zeigen es in der App an. Sie wurde unter anderem vom Max-Planck-Institut mitentwickelt. Sie greift auf die Online-Datenbank „Movebank“ zu und zeigt die Daten auf einer Weltkarte. Hierbei können unter anderem zahlreiche Weißstörche, aber auch die Überlinger Waldrappe, Rotluchse und vieles mehr verfolgt werden. Die App gibt es kostenlos zum Download im App-Store oder im Google Play Store.