Dass Störche Zugvögel sind, kann man eindrucksvoll am Seewoche-Storch sehen. Im Frühjahr 2020 ist er im Horst auf dem Kassenhäuschen am Affenberg geschlüpft. Er entwickelte sich prächtig und bekam mit neun Wochen einen Sender verpasst, mit dem man seinen Aufenthaltsort auf der Welt zeitnah bestimmen kann. Als er diesen bekam, war die Seewoche mit dabei und übernahm die Patenschaft. Aber nicht nur das, der Jungstorch bekam auch einen passenden Namen, den Seewoche-Leserin Magdalena Wagner aus Stetten ausgesucht hat: Kassanova.

Der erste Flug nach Süden
Nach nur wenigen Monaten stand die erste große Reise bevor, der Zug nach Süden. Der Seewoche-Storch bewies seine Künste in der Luft und segelte über die Schweiz, Frankreich, Andorra und Spanien bis nach Marokko. In der Nähe der marokkanischen Hauptstadt Rabat fühlte er sich offensichtlich pudelwohl. Zwischen einer großen Mülldeponie und dem Golfplatz „Royal Golf Dar Es Salam“ fand er genügend Futter und hatte dabei angenehme Temperaturen.

Etwas überraschend startete Kassanova dann am 14. März dieses Jahres zurück in Richtung Deutschland. Normalerweise kommen die Störche erst wieder in die Region zurück, in der sie geboren sind, wenn sie geschlechtsreif sind. Kassanova hat aber ganz offensichtlich viel Spaß am Segeln. Er flog über Frankreich in die Ortenau. Dort blieb er eine ganze Weile, bevor er weiter über Stuttgart nach Bayern fast bis nach München zog. Am 11. August war er in Herdwangen-Schönach. Wahrscheinlich hat er auch ganz kurz am Affenberg vorbeigeschaut, um dann aber gleich wieder weiterzuziehen.
Und wieder nach Marokko
Am 18. August startete Kassanova zu seinem zweiten Zug in Richtung Süden. Nur 18 Tage später hatte er erneut die mehr als 2500 Kilometer lange Strecke bis nach Rabat zurückgelegt und kam am 5. September dort wieder an. Dort verbringt er seitdem den Winter. Kein Wunder. Bei aktuell um die 20 Grad wird der Seewoche-Storch sicherlich nicht frieren. Und er ist dort nicht alleine, denn mit Thekla ist ein weiterer besenderter Storch dort. Dieser stammt auch aus der Region, nämlich aus Beuren a.d. Aach.

Kommt Kassanova zurück?
Spannend wird nun sein zu beobachten, ob Kassanova erneut zurückfliegen wird. Die ersten Störche werden ihr Winterlager im Süden wohl gegen Mitte Januar verlassen. Anfang Februar dürften die ersten Rückkehrer rund um den Affenberg zu erwarten sein. Ob Kassanova mit dabei sein wird? Die Hoffnung ist da, dass er sich wieder einmal am Affenberg oder in der Region zeigen und vielleicht sogar einen Horst aussuchen und für seinen ersten Nachwuchs sorgen wird.
Kassanova
Der Seewoche-Storch ist Ende April 2020 im Horst auf dem Dach des Kassenhäuschens auf dem Affenberg Salem geschlüpft. Bei der Beringung bekam er die Nummer A6W33. Ende Juni wurde mit etwa neun Wochen mit einem Sender ausgestattet. Er befindet sich bereits zum zweiten Mal in seinem Winterlager nahe Rabat, der Hauptstadt Marokkos. Kassanova ist ein männlicher Jungstorch, der in seinem Leben bereits 5847 Kilometer in der Luft zurückgelegt hat. Wer seine Flüge und Positionen verfolgen möchte, kann dies in der App „Animal Tracker“ tun.
App „Animal Tracker“
Auf den Spuren von Weißstorch, Waldrapp und Co.: Mit der kostenlosen App „Animal Tracker“ können die Routen von besenderten Wildtieren fast in Echtzeit verfolgt werden. Die Sender der Störche vom Affenberg senden jeden Tag ihre Position und zeigen es in der App an. Sie wurde unter anderem vom Max-Planck-Institut mitentwickelt. Sie greift auf die Online-Datenbank „Movebank“ zu und zeigt die Daten auf einer Weltkarte. Hierbei können unter anderem zahlreiche Weißstörche, aber auch die Überlinger Waldrappe, Rotluchse und vieles mehr verfolgt werden. Wer den Weg von Kassanova digital begleiten möchte, gibt einfach den Namen „Kassanova“ in der Suchmaske ein. Die App gibt es kostenlos zum Download im App-Store oder im Google Play Store.