Der Krieg rückt auch in Odessa immer näher. Die Stadt ist mittlerweile hermetisch abgeriegelt. Die Menschen dort hören vor allem den Krieg durch das Echo der Explosionen von russischen Raketen und Flugzeuge in der Luft, die sie abwerfen. Die Menschen sehen das Gesicht des Krieges in Form von russischen Kriegsschiffen, die in der Nähe der größten Hafenstadt der Ukraine auf dem Schwarzen Meer kreuzen. Dadurch ist Odessa ein strategisch wichtiger Umschlagplatz. Die russischen Kriegsschiffe nähern sich immer wieder, um dann doch noch einmal umzudrehen.

Der Nationale Widerstand hat einen großen Zulauf.
Der Nationale Widerstand hat einen großen Zulauf. Bild: Sergey Panashchuk

Der Nationale Widerstand

Die Hauptquartiere des Nationalen Widerstands in der ganzen Stadt bilden immer noch Bürger aus, die ihre Familien, ihre Stadt und das Land verteidigen wollen. Dennoch ist es nicht einfach, in den Nationalen Widerstand oder in die Armee aufgenommen zu werden. Tausende Männer, die ihr Land nicht verlassen dürfen, stehen Schlange. Militärische Einrichtungen haben nicht genug Kapazitäten, um alle gleichzeitig auszubilden. Die ukrainische Armee hat eine riesige Reserve und alle Reservisten sind hochmotiviert.

Erste-Hilfe-Ausbildung für Zivilisten und Mitglieder des Nationalen Widerstands.
Erste-Hilfe-Ausbildung für Zivilisten und Mitglieder des Nationalen Widerstands. Bild: Sergey Panashchuk

In den ersten Kriegswochen waren die Straßen der Stadt größtenteils leer. In der Zwischenzeit laufen die Menschen wieder mit ihren Familien herum. Es sind deutlich mehr Autos auf den Straßen zu sehen und Restaurants und Hotels haben damit begonnen, ihre Türen wieder zu öffnen. Die Realität des Krieges ist zu einer neuen Realität geworden.

Der Autor Sergey Panashchuk lebt selbst in Odessa.
Der Autor Sergey Panashchuk lebt selbst in Odessa. Bild: privat

Akzeptanz der neuen Realität

Die Menschen gewöhnen sich an den Klang der Luftalarme, an den chaotischen Beschuss russischer Kriegsschiffe, an die alltäglichen Meldungen über die mögliche Landung russischer Marinesoldaten bei Odessa. Der Terror beherrscht bei vielen nicht mehr den Alltag. Die Menschen in Odessa sind ganz offensichtlich bereit, so lange oder so wenig wie möglich zu leben. Es gibt keine Angst mehr, nur Akzeptanz dieser neuen Realität.