Es plätschert ein beschaulicher Bach in einem dicht bewachsenen Waldstück. Mitten in diesem natürlichen Umfeld steht ein Haus, das mittlerweile eher an eine Ruine erinnert. Eigentlich steht das Gebäude ziemlich nahe an einer Landstraße, es ist aber nicht ganz einfach zu finden. „Als wir dorthin gefahren sind, wussten wir ziemlich genau, wo es ist“, erinnert sich die Lost-Places-Fotografin Jasmin Seidel. „Das war auch gut so, denn es ist tatsächlich ein bisschen versteckt.“

Büsche & Bäume
Durch die unmittelbare Nähe zum Bach geht sie davon aus, dass es ein Wasserkraftwerk gewesen sein dürfte. Bis die 41-Jährige allerdings an dem Objekt der Begierde angekommen ist, musste sie sich im wahrsten Sinne des Wortes durchkämpfen, denn auf dem doch recht kurzen Weg sind zahlreiche Büsche und Bäume im Weg. Es geht einen Hang hinunter, bevor das Gebäude plötzlich auftaucht.

„Schon von außen war zu erkennen, dass sich vor allem Efeu den Weg am und durch das Gebäude gesucht hat“, so Jasmin Seidel. „Durch die Öffnung im Dach hängen Triebe fast schon wie Lianen in das Innere.“ Vor allem das Zusammenspiel der Pflanzen, die sich durch Fenster und Dach kämpfen, das Licht und die historische Kulisse machen diesen Lost Place aus.

Natur holt sich die Mauern zurück
Es wächst aber nicht nur Efeu. Die Steine des Gemäuers sind unter anderem mit Moos und zahlreichen weiteren Pflanzen überwuchert, die den Wänden eine natürliche grüne Patina verleihen. „Es ist ein wunderschönes Schauspiel, wie sich die Natur ganz offensichtlich langsam, aber sicher, das von Menschenhand Gebaute wieder zurückerobert“, sagt die Lost-Places-Fotografin. „Auch wenn sich die Landstraße nur wenige Meter von dem Gebäude befindet, hat man das Gefühl, dass man weit weg von der Zivilisation ist.“ Selbst die vorbeifahrenden Autos nimmt sie kaum wahr, als sie am Fotografieren ist.

Jasmin Seidel
Die 41-Jährige ist in Waldkirch geboren, verbrachte ihre Kindheit im Elztal und lebt heute in Pfaffenweiler bei Freiburg. In ihrer Kindheit war sie mit ihren Eltern immer wieder am Bodensee und lernte schon damals die Ferienregion schätzen. Die gelernte Arzthelferin erkannte ihre Leidenschaft für die Fotografie durch einen Zufall: Die neue Kamera für den Urlaub entfachte diese große Liebe, die mit der Landschaftsfotografie ihren Anfang nahm. Recht schnell kam sie dann zur Lost-Places-Fotografie. Nun kehrte sie an den Bodensee zurück, um abseits der touristischen Pfade die Bodenseeregion neu zu entdecken. 2022 gewann Jasmin Seidel mit ihrem Buch „Lost Places im Schwarzwald“, das 2020 im Gmeiner Verlag erschienen ist, den Buchpreis „Wälderliebling“ bei der Buchmesse in Hinterzarten.
Zum Buch
Lost Places am Bodensee – Faszination des Verlassenen“ von Jasmin Seidel, erschienen im Gmeiner-Verlag, Bildband, Broschur, 192 Seiten, ISBN: 978-3-8392-0278-4, Preis: 26 Euro. Weitere Informationen zum Buch und zur Autorin gibt es im Internet unter:
Gewinnspiel
Die Seewoche verlost in Kooperation mit dem Gmeiner Verlag zum Abschluss vier Bildbände. Wer gewinnen möchte, schreibt einfach eine E-Mail mit dem Kennwort „Lost Places am Bodensee“ bis Montag, 12. September, und der eigenen Adresse an:
win@seewoche.de