Herr Mais, wie waren die Vorbereitungen zum internationalen Bodensee Wettbewerb?

Die grundlegenden Fragen waren ja bereits für 2021 geklärt, doch da mussten wir den Wettbewerb ja absagen. Das Instrument Querflöte war bereits ausgesucht und die Jury stand auch schon. Aus terminlichen Gründen mussten wir eines von vier Mitgliedern ersetzen.

Und seit wann sind Sie in den konkreten Planungen?

Wir sind seit etwa einem halben Jahr dran. Wir müssen den Wettbewerb ja ausschreiben und die Musikhochschulen und deren Fachgruppen kontaktieren. Dann stellen wir mit der Jury ja ein Standardrepertoire zusammen, das von den Teilnehmern in der ersten Runde präsentiert werden muss.

Wie viele Teilnehmer kommen dieses Jahr?

Wir haben elf Bewerbungen. Dabei kommen internationale Künstler unter anderem aus Südkorea, Taiwan, Kroatien, Spanien, Venezuela und auch Deutschland.

Wo sind sie untergebracht?

In den Anfangsjahren waren die Künstler privat untergebracht. Dies ist aber vom Rotary Club nicht mehr stemmbar, so dass die Teilnehmer sich ein Hotelzimmer nehmen müssen.

Wie läuft der internationale Musikwettbewerb ab?

Es gibt zwei Runden. In der ersten Runde spielen alle die vorgegebenen Standardwerke. Danach qualifiziert sich ein Teil für die zweite Runde, in der freie Solo-Werke aus dem 20. Jahrhundert gewählt werden können. Danach stehen die Preisträger fest, die am Sonntag beim Preisträgerkonzert auf der Bühne stehen werden. Dort wird noch ein Publikumspreis vergeben.

Dann läuft das fast wie immer ab?

Fast (lacht). Es gibt tatsächlich eine Neuerung. Am Mittwoch sind beim Empfang der Teilnehmer und der Jurymitglieder auch alle Interessierten herzlich in den historischen Rathaussaal eingeladen. Dort gibt es neben der Begrüßung durch Oberbürgermeister Jan Zeitler auch die Auslosung der Reihenfolge in der 1. Runde.

Der internationale Bodensee Musikwettbewerb hat sich in den vergangenen Jahren ja über die Region hinaus einen Namen gemacht. Was ist daran so besonders?

Zum einen ist das die Nähe zwischen Publikum und Künstler, die tatsächlich außergewöhnlich ist. Wir haben zudem ein großartiges künstlerisches Niveau, das es so selten zu hören gibt. Und dann ist da natürlich auch das besondere Ambiente des Sees und des Museumssaals, das auch die Teilnehmer immer wieder betonen. Es ist bemerkenswert, welch Strahlkraft von diesem Wettbewerb in einer Kleinstadt am Bodensee in die Musikwelt ausgeht.

Ist das so? was wurde denn aus den Siegern des Wettbewerbs in den vergangenen Jahren?

Die sind allesamt Profimusiker und haben alle eine Festanstellung. Andreas Ehelebe hat den Kontrabasswettbewerb 2015 gewonnen und ist jetzt Solo-Musiker in der Semper Oper. Johanna Pichlmair überzeugte mit der Violine und ist Mitglied der Berliner Philharmoniker. 2011 siegte Bénédicte Royer mit der Viola und spielt heute bei der Oslo Philharmonie. Der Klavier-Preisträger Ryo Yamanishi hat mittlerweile eine Festanstellung und wird in diesem Jahr wieder dabei sein. Er begleitet die Teilnehmer am Klavier.

Haben Sie dann noch persönlichen Kontakt zu den Preisträgern?

Aber natürlich. Dadurch, dass wir ja auch immer wieder Konzerte veranstalten, bekommen die Preisträger auch immer wieder bei uns Auftritte. Was uns ganz wichtig ist, denn ein Preis alleine ist nicht alles. Wir wollen die Talente fördern und ihnen auch eine Bühne geben.

In diesem Jahr dreht sich alles um die Querflöte.
In diesem Jahr dreht sich alles um die Querflöte. Bild: privat

Wie sieht das aus?

Jeder Teilnehmer bekommt eine Begründung des Ergebnisses, was für den weiteren Weg ganz wichtig ist. Außerdem ist der Erfolg mit Auftritten verbunden. Viele haben auch gesagt, dass der Wettbewerb eine perfekte Vorbereitung auf das Vorspielen bei den großen Orchestern ist. Es ist quasi ein Vorspiel unter Wettkampfbedingungen.

Der ganze Wettbewerb muss ja auch finanziert werden. Wie schaffen Sie das?

Das ist tatsächlich nicht einfach, denn wir reden hier von etwa 20.000 Euro. Hier steht und bis heute die Kulturstiftung des Rotary Clubs Überlingen zur Seite. Außerdem beteiligt sich die Stadt mit dem ersten Preis und der Bereitstellung der Räumlichkeiten und noch zahlreiche weitere Sponsoren.

Etwas Besonderes ist ja auch, dass bei den Vorspielrunden Publikum zugelassen ist.

Das stimmt. Immer in den Pausen können Besucher mit in den Museumssaal und beim Vorspiel zuhören. Das wird auch rege angenommen. Natürlich hat es der oder die Erste immer schwer, aber es gibt im Museumssaal nicht selten Applaus.

Wie geht es, dass die Preisträger am Freitag von ihrem Erfolg erfahren und nur zwei Tage später mit dem Südwestdeutschen Kammerorchester Pforzheim und Ihnen als Dirigent ein Orchesterkonzert spielen können?

Das schaffen nur richtig gute Leute – und die haben wir (lacht). Aber ernsthaft: Wir spielen im Konzert die Standardwerke, die wir in der 1. Runde voraussetzen. Natürlich müssen sich die Sieger am Samstag noch einmal intensiv vorbereiten. Am Sonntagnachmittag gibt es dann noch eine Probe mit dem Orchester und das passt das schon. Hier sind wir übrigens der Musikschule dankbar, dass die Künstler dort Räume zum Proben zur Verfügung gestellt bekommen.

Die Fragen stellte Reiner Jäckle