Um 15.42 Uhr rangierte Winzer Andreas Volz mit seinem Traktor vor dem Weinkeller des Winzervereins Meersburg in der Unterstadt und stellte ihn so hin, dass seine wertvolle Fracht abgeladen werden konnte. Auf dem Anhänger waren drei Zuber mit 923 Kilogramm Spätburgunder-Rosé-Trauben. Es waren die letzten in dieser Weinlese-Saison für den Winzerverein.
Pfarrer Schneider vor Ort
Dass es keine gewöhnliche Anlieferung war, war auch klar zu sehen, denn neben Kellermeister Valentin Wagner und seinem Team und Geschäftsführer Martin Frank war auch Pfarrer Matthias Schneider vor Ort. „Es ist mittlerweile schon eine schöne Tradition geworden, dass, wenn der letzte Zuber angeliefert wird, unser Pfarrer, der selbst Weinliebhaber ist, vorbeikommt und eine ganz besondere Weinprobe macht“, erzählt Martin Frank. „Unser Team hat die Aufgabe zu erkennen, was für einen Wein er dabei hat.“

Dieses Mal waren es ein Weiß- und ein Rotwein aus dem Wallfahrtsort Wörth an der Isar, die als Messweine eingesetzt werden. Das Besondere daran: Sie stammen aus Niederösterreich, wo der dortige Pfarrer herkommt. Der Kellermeister überzeugte durch sein Fachwissen und erkannte sowohl den Grünen Veltliner als auch den Cabernet Sauvignon.

Dann war es so weit: Der letzte Zuber wurde um 16.37 Uhr in den Weinkeller geschoben, gewogen und verarbeitet. Martin Frank übernahm die Qualitätskontrolle und stellte einen beachtlichen Mostwert von 101 Grad Oechsle fest. Mit einem erleichterten „Das ist der Letzte“, freute sich Valentin Wagner, dass die Weinlese für dieses Jahr damit abgeschlossen war.

Herausfordernde Weinlese
Und es war durch den vielen Regen in den vergangenen Wochen eine schwierige Weinlese. „Für die Qualität war der Regen ein Segen, für die Weinlese eine ganz besondere Herausforderung“, brachte es der Kellermeister auf den Punkt. „Durch den Regen haben wir sicherlich eine deutlich größere Menge Wein bekommen als ursprünglich erwartet. Bei der Ernte gab es aber dadurch eine deutlich größere Gefahr von Infektionen, weil die Trauben teilweise aufgeplatzt sind.“

„Wirklich tolle Qualität“
Dennoch haben es die Winzer des Winzervereins Meersburg geschafft, eine „wirklich tolle Qualität“ abzuliefern, wie es Valentin Wagner bezeichnet. „Die Koordination war aber so schwer wie noch nie“, so der Geschäftsführer. „Früher hat man aufgehört zu lesen, wenn es regnete. Dieses Jahr musste im Regen geerntet werden.“ Nicht wenige der insgesamt 25 Winzerfamilien berichteten davon, dass sie so etwas noch nie erlebt hätten, sagt Martin Frank.

Eine weitere Herausforderung sei die Menge der Trauben gewesen. „Wir haben ungefähr 700 Tonnen Material angeliefert bekommen“, berichtet Valentin Wagner. „Das war etwa ein Drittel mehr als im vergangenen Jahr.“ Die Folge: Im Weinkeller wurde der Platz in den Tanks knapp. Dadurch, dass in den vergangenen Jahren die Anbaufläche des Winzervereins von 50 auf 63 Hektar angewachsen sei, bedürfe es einer dringenden Erweiterung des Weinkellers, betont Martin Frank. Und genau dies ist mit dem Neubau an anderer Stelle in Meersburg auch schon seit längerer Zeit geplant.

Weinlese beim Winzerverein Meersburg
In diesem Jahr startete die Weinlese beim Winzerverein Meersburg am 12. September und endetet am 11. Oktober. Die insgesamt 25 Winzerfamilien lieferten von den 63 Hektar Anbaufläche etwa 700 Tonnen Traubematerial. Kellermeister Valentin Wagner ist mit der Qualität und der Menge sehr zufrieden.