Die silbrig-weißen, fadenartigen Samenstände der Waldrebe (Clematis) leuchten in der Frühlingssonne wie kleine Wattebäusche. Die Gewöhnliche Waldrebe (Clematis vitalba) ist eine starkwüchsige Kletterpflanze und bildet oft richtige Lianen aus. Aufgrund ihres ausgeprägten Wachstums kann der reich verzweigte Klimmstrauch Bäume und Sträucher in kurzer Zeit überwachsen und diese aufgrund des Lichtmangels zum Absterben bringen.

Waldränder & Böschungen
Vielerorts, vor allem in der Bodenseeregion, ist die Gewöhnliche Waldrebe an halbschattigen Waldrandrändern und Böschungen zu finden und anhand ihrer charakteristischen Samenstände leicht zu erkennen. Wer jetzt noch auf der Suche nach frühlingshaften oder österlichen Dekoideen oder einem Kranz ist, kann diese mit wenigen Handgriffen daraus selbst gestalten. Jetzt sind die Waldrebenäste vom Winter noch feucht und biegsam. Sobald die Waldrebe beginnt, Blätter zu treiben, steckt sie ihre Wuchskraft in die Ausbildung der Blätter und sollte nicht mehr geschnitten werden.
Alles, was man benötigt, um die Lianen am Boden abzuschneiden, ist eine Gartenschere. Natürlich gilt hier, wie immer beim Sammeln von wilden Pflanzen, dass der Strauch dabei nicht beschädigt und nur die Menge für den Haushaltsgebrauch gesammelt werden sollte. Zugegeben, ein bisschen Muskelkraft erfordert es schon, die abgeschnittenen Lianen aus dem Geäst der Büsche und Bäume zu ziehen. Manchmal muss man sich sogar mit dem ganzen Körpergewicht an die Lianen hängen, weil sie dermaßen verwachsen sind, doch der Körpereinsatz lohnt sich.

Gestalten ohne Bindedraht
Am Boden können die Waldreben zunächst nach Aststärke sortiert werden. Die dünneren Waldrebenäste lassen sich zu einem filigranen Kranz formen. Wer es lieber kräftiger mag, nimmt dafür die stärkeren Lianen. In der Gestaltung mit Waldreben ist kein Bindedraht erforderlich, denn durch spiralförmiges Umschlingen verhaken sich die Waldreben ganz natürlich. In der Gestaltung der Waldrebenkränze sind der Fantasie keine gestalterischen Grenzen gesetzt. Zum Verzieren bieten sich ausgewaschene Eierschalen vom Kochen und Backen oder die beim letzten Spaziergang gefundenen leeren Schneckenhäuschen oder Moos an.

Dekorative Waldrebenkugeln
Für die stattlichen Waldrebenkugeln wird zunächst ein Ball aus den dünneren Ästen geformt. Dieser wird dann mit dickeren Ästen auf Zug kreisrund umschlungen. Hierbei wird jeweils der Astanfang in das Waldrebengeflecht hineingesteckt, dann rund umwickelt, bis das Astende dann wieder zwischen die Äste der Kugel gesteckt wird. Waldrebenkugeln können im Freien einige Jahre überdauern, durch die Witterung verändern sie ihr Aussehen und altern in natürlicher Schönheit.
Gewöhnliche Waldrebe
Die Clematis vitalba, wie die gewöhnliche Waldrebe im Fachjargon heißt, gehört wie alle Clematis-Arten zur Familie der Hahnenfußgewächse und ist eine ausgesprochen starkwüchsige Kletterpflanze. Sie stammt ursprünglich aus West- und Mitteleuropa, dem Orient und Kaukasus, wo sie in Auenwäldern sowie an Waldrändern vorkommt. Besonders auf kalkhaltigen, tiefgründigen Lehm- und Tonböden fühlt sie sich wohl. Die Pflanze kann bis zu zehn Meter hoch wachsen und in der freien Natur sogar bis zu 30 Meter hohe Bäume erklimmen. Oftmals wächst sie aber auch flächendeckend an Böschungen. Die Wuchsbreite liegt bei drei bis acht Metern. Ältere Pflanzen bilden meist richtige Lianen aus. Die silbrig-weißen Fruchtstände der Clematis vitalba sehen schmuckvoll aus und können bis zum Frühjahr an den Pflanzen haften. Die Lianen eigenen sich hervorragend für Gestecke und Kränze. Wenn die Pflanze allerdings bereits einen Blattwuchs hat, sollte sie nicht mehr geschnitten werden, denn dann fließt durch die Lianen ein Pflanzensaft, der Protoanemonin enthält und die Haut dermaßen reizen kann, dass sich Blasen bilden können.